Herzberg-Festival

"Fill your heart"bei Traumwetter greifbar - BILDERSERIE vom TAG 3



03.08.2015 / BREITENBACH/H - Die rund 12.000 Hippies, die am Burg-Herzberg-Festival feiern, wurden auch am dritten Tag mit Sonne und besonderen musikalischen Acts verwöhnt. Der Samstag verzichtete komplett auf Regen, der Schauer vom Donnerstagabend war also bald vergessen, vielmehr mahnte der Bühnenansager des Öfteren, genug Wasser zu trinken.

Hatten sich in den letzten Tagen vor allem Grüppchen um die Feuerstellen und im kuscheligen Coffeeshop, tief in Decken eingepackt, gebildet, nahmen die Besucher an diesem Tag alles mit, was das Festival zu bieten hat: Selberbatiken, Stelzenlaufen, Körperbemalung oder das Klangezelt, in dem Groß und Klein sich frei musikalisch ausprobieren kann an großen Klangstäben und Xylophonen. Das Motto des diesjährigen Herzbergs „Fill you heart“ war fast greifbar. Überall sah man bunte Farben und glückliche Gesichter, roch exotische Düfte, staunte über spontane und konnte besondere Gaumenfreuden kosten - wie die fast legendären Wagenburger oder Mangolassis, oft vegetarisch oder vegan.

Musikalische Spezialitäten wurden auf 3 Bühnen, der Main Stage, der Freak Stage und der Mental Stage serviert, sowie auf weiteren kleineren Bühnen einzelner Stände. Wille and the Bandits eröffneten den Samstag auf der Main Stage, gefolgt von Kaiport Convention, die dem Folk einige Klassiker schenkten und den Zuschauern einen entspannten Start in den Tag. The Pretty Things vertrieben mit ihrem krachenden Sound die letzte Müdigkeit. Rainald Grebe und die Kapelle der Versöhnung warteten mit geistreichen Texten und ironisch-kritischen Liedern auf, was die Zuschauer mit zahlreichem Erscheinen und viel Gelächter quittierten. New Model Army, deren Wurzel des Punks noch in ihren politischen Texten erkennbar sind, lieferten eine exzellente Show mit harten Sounds, extatischer Lichtshow und einer Bühnenpräsenz voll Energie und Magie. Obwohl die Band internationale Bekanntheit erlangt hat, hat sie immer noch ihren Independent-Status erhalten.



Los de Abajo schlossen den Abend mit „Salsa-Punk“ und Protest, der auf verschiedene lateinamerikanische Revolutionen Bezug nimmt. Auch auf der Freakstage wurden an diesem Tag politische Texte zum Besten gegeben, zum Beispiel von Simon&Jan, die perfekt die neue Generation der Liedermacher verkörpern und zu melancholischen Melodien trockenen Humor kombinierten. Spannende Stilmischungen brachten Bengio und Matteo Capreoli auf die Bühne, der eine rappt, der andere bringt flockige Instrumentale mit. My Brother the Wind und Siena Root beendeten den Abend auf der Freak Stage mit psychedelischem und klassischem Rock.

Das größte Hippie-Festival Europas, das das erste Mal 1968 stattfand, bietet also auch dieses Mal Erlebnisse, so bunt wie sein Publikum. Für viele sind die Tage hier die Auszeit des Jahres, wo sowohl Energie als auch Gelassenheit getankt wird.

Und nirgendwo sonst wird man sich über so viele spontane Bekundungen des vollen Lebens und Herzens freuen können wie hier, wenn Unbekannte sich umarmen, Vorbeischlendernde einen Zaun (das Gelände ist in „normalen Leben“ eine Pferdekoppel) mit selbstgebastelten Herzen verzieren und es beim Wein mit „Mein“ oder „Dein“ nicht so genau genommen wird. +++

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