Bekennerschreiben der Identitären Bewegung
Sägewerk angeblich wegen ausländischen Beschäftigten angezündet - Staatsschutz ermittelt
16.07.2015 / REGION -
In einem Bekennerschreiben, das per Email am Mittwochmittag an die Fuldaer Zeitung und zeitgleich an das Wahlkreisbüro der Linken in Fulda ging, behauptet die rechtsextreme "Identitäre Bewegung Fulda", sie sei für den verheerenden Brand im Sägewerk in Hosenfeld verantwortlich. OSTHESSEN|NEWS veröffentlicht den Inhalt der infamen Mail hier - trotz großer Bedenken - im Wortlaut:
"Betreff: Brand in Hosenfeld
Das Sägewerk in Hosenfeld haben wir angezündet. Als Warnung an alle Unternehmer die Ausländer beschäftigen, statt deutschen Familien Arbeit zu geben. Wir werden nicht länger zusehen wie der große Austausch in Fulda von statten geht. Volksverräter wie die Linken sind die nächsten!
Die Identitäre Bewegung Fulda"
Einen ausführlichen Artikel über die üblen Aktivitäten der rechtsextremen Identitären hatte die Frankfurter Rundschau am 3. Juli 2015 unter der Überschrift "Rechte Bewegung in Hessen - Rechte: "Stoppt den großen Austausch" veröffentlicht. Wörtlich heißt es da: "Mit ihrer Anti-Zuwanderungskampagne „Stoppt den großen Austausch“ wirbt die neurechte Identitäre Bewegung um junge Aktivisten. Zentrum ihrer Aktivitäten in Hessen ist der Landkreis Fulda. Von hier aus werden die Aktionen im ganzen Bundesland koordiniert." (Siehe Link unten) Der Kopf der IB ist ein 35-Jähriger aus Neuhof, dessen Identität unserer Redaktion bekannt ist. Wir haben ihn mit dem Bekennerschreiben und weiteren Aussagen der IB konfrontiert und ein mehrstündiges Gespräch mit ihm geführt.
Von dem Bekennerschreiben hat sich der 35-Jährige O|N gegenüber ausdrücklich distanziert ("Das stammt nicht von uns!"). Zugegeben hat er, sowohl im rechten Petry-Flügel der Alternative für Deutschland (AfD) als auch der Regionalleiter der IB für ganz Hessen zu sein und in dieser Funktion diverse Aktionen initiiert und gesteuert zu haben - unter anderem auch Spenden für deren Arbeit entgegengenommen zu haben. Grund für sein zweifelhaftes Engagement sei seine Sorge darüber, dass die Sozialsysteme der BRD die zu vielen Flüchtlinge nicht finanzieren könnten. Von Drohungen gegen Asylbewerber oder gewalttätigen Aktionen gegen Ausländer will er nichts gewusst haben. Die Antwort auf die Frage, warum er dann nicht guten Gewissens mit seinem vollen Namen und seiner Identität für die IB stehe, blieb er allerdings schuldig.
Durch die Konfrontation mit den wahren Zielen der IB scheint dem 35-Jährigen spätestens jetzt bewusst geworden zu sein, dass er seine eigene bürgerliche Existenz und die seiner Familie aufs Spiel setzt. "Ich war mir über die Zielsetzung der IB nicht wirklich bewusst, ahnte nicht, auf was ich mich da einlasse", versucht er sich zu rechtfertigen. Als Konsequenz dieser Einsicht wolle er noch am Mittwochabend von seinem Posten als Regionalleiter zurücktreten und die Identitären verlassen. Dass seine bisherigen Mitstreiter diesen Schritt kaum gutheißen werden und ihn vermutlich unter Druck setzen würden, wolle er in Kauf nehmen und ein Aussteigerprogramm aus der rechten Szene in Anspruch nehmen. Mit dem vermutlich heftigen medialen Interesse an seiner Person muss er allerdings leben. (CARLA IHLE-BECKER) +++
http://www.fr-online.de/rhein-main/rechte-bewegung-in-hessen-rechte---stoppt-den-grossen-austausch-,1472796,31119164.html