Management der anderen Art

Abschlussveranstaltung zum Heckenprojekt



03.07.2015 / ULRICHSTEIN - „Durch das Projekt Heckenpflege wurde uns und auch vielen Bürgern wieder ins Bewusstsein gerufen, wie wertvoll Hecken sein können, wenn sie auch gepflegt werden. Neben der geschichtlichen Bedeutung sind sie natürlich wichtig als Lebens- und Schutzraum sowie Vernetzungsstruktur für Fauna und Flora. Sie bilden zudem einen guten Wind- und Erosionsschutz für die Landwirtschaft.“ Dies positive Fazit zogen jetzt Bürgermeister Edwin Schneider (Ulrichstein) und Heiko Stock (Lautertal) am Ende der Abschlussveranstaltung des Pilotprojekts „Heckenmanagement in den beiden Gemeinden.



Im Dorfgemeinschaftshaus Rebgeshain wiesen sie darauf hin, dass die Hecken nun wieder gepflegt werden und dadurch die regionale Wertschöpfung steige. Die Wege seien besser befahrbar und auch die Landwirtschaft profitiere davon. Das ländliche Erscheinungsbild werde attraktiver. Die Pflegekosten verringerten sich durch die Nutzung der Holzhackschnitzel als Energieträger. „Deshalb halten wir auch für die Zukunft ein Heckenmanagement für erforderlich."



"Diese Koordinationsstelle eines Heckenmanagers entlastet uns in der Fachkompetenz, der erforderlichen Öffentlichkeitsarbeit, sowie der gesamten Organisation vom Heckenschnitt bis zur Verwertung. Für zukünftige Heckenprojekte wünschen wir uns eine interkommunale Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden. Dies fördert auch die Wirtschaftlichkeit auf verschiedensten Ebenen. Eine passende EU-Förderung, zum Beispiel über LEADER wäre hier natürlich wünschenswert, um die Prozesse in der Tiefe etablieren zu können“, so Schneider und Stock.

Eva Milz und Ulrich Gehrlein vom Institut für Ländliche Strukturforschung hatten zu Beginn der Veranstaltung einen Abriss über das Pilotprojekt gegeben, das als ein Teil des Naturschutzgroßprojektes bereits 2012 ins Leben gerufen wurde. Am 3. November 2013 fand der erste Heckentag in Eichenrod mit großem Interesse statt. Erste Projektergebnisse wurden am 2.April 2014 in Eichenrod präsentiert. In Ulrichstein sei die Bevölkerung bei einem zweiten Heckentag am 2. November 2014 informiert worden.



Auf die Kosten eingehend teilte Eva Milz mit, dass die Probeschnitte Pflegekosten (Maschineneinsatz und motormanuelle Nacharbeiten) in Höhe von 170 bis 320 Euro je 100m Hecke ergeben hätten und Hackschnitzel-Erträge von 10-70 srm je 100m Hecke. Im Schnitt könne mit 35 srm/100m Hecke kalkuliert werden. Das entspreche maximal tragbaren Pflegekosten von 210 Euro/100m Hecke, um eine „schwarze Null“ zu erreichen. Je nach Heckentyp, Lage und Befahrbarkeit seien die Kosten- und Ertragsspannen weit auseinander und es seien die Vor-Ort-Bedingungen entscheidend. Bei einem guten Management und einer optimalen Losbündelung, je nach Heckentyp sei eine teilweise Gegenfinanzierung der Pflege durch die Nutzung der anfallenden Hackschnitzel möglich. Hackschnitzelaufbereitung und anschließende Wärmenutzung sollte durch regionale Unternehmen erfolgen. „Ein Kilometer Heckenschnitt kann jährlich je nach Qualität etwa 2300 Liter Heizöl ersetzen, genug Wärme für einen Durchschnittshaushalt. Damit werden sechs Tonnen CO2 eingespart“ so Ulrich Gehrlein.

Peter Momper von der Bioenergie-Region Mittelhessen wies daraufhin, dass Hecken seit Jahrhunderten landschaftsprägende Elemente im Vogelsberg seien. Aus Naturschutzsicht seien sie besonders wertvoll als Lebensraum für Insekten, Vögel und Kleinsäuger, als Rückzugsgebiet für Wild, zur Vernetzung von Lebensräumen, als Erosions- und Windschutz. (Dieter Graulich)+++

Eva Milz, Ulrich Gehrlein, Lorenz Kock, Peter Momber, Karl Heinz Zobich vom NABU Vogelsbergkreis und Günter Schwab, Projektleiter des Naturschutzgroßprojektes standen für Fragen der Besucher bereit.



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