Geheimnisvolle Faszination
Sonderausstellung eröffnet: "Die Rhön - Geschichte einer Landschaft" im Vonderau Museum
01.07.2015 / FULDA -
Die Rhön fasziniert mit vielen Gesichtern. Durch ihre Natur – sicherlich. In der Sonderausstellung „Die Rhön – Geschichte einer Landschaft“ tritt ihre Vielschichtigkeit ein wenig deutlicher hervor. Es ist nicht nur eine Region, eine schöne Landschaft. Um den Blick von außen und auch von innen mit wissenschaftlicher Fragestellung an Besucher zu vermitteln, wurden am Dienstagabend im Vonderau Museum Fulda die Türen geöffnet. Bis zum 22.November haben Besucher die Gelegenheit, die Rhön aus ganz anderer Perspektive zu erleben. Bei der feierlichen Eröffnung in der vollbesetzten Kapelle des Museums verriet Dr. Thomas Heiler, Leiter des Kulturamts der Stadt, von den überraschten Gesichtern, als "4 Freeme" den Rhönern die Rhön in einer Ausstellung erklären wollten. Gemeint waren die vier nicht in Fulda geborenen Dr. Gregor Stasch (Museumsleiter), Dr.Frank Verse (Stadt- und Kreisarchäologe) und Dr.Udo Lange, Fachbereichsleiter bei der Stadt Fulda.
Virtuelle Flüge mit dem 3D-Geländemodell
Eine Attraktion der Ausstellung ist ein eigens entwickeltes 3D-Geländemodell. Realisiert hat es das Fuldaer Unternehmen BiteTheBytes, das sich durch ausgefeilte Computeranimationen und Softwareprodukte einen Namen gemacht hat. Spielerisch ermöglicht das 3D-Geländemodell dem Besucher virtuelle Flüge über „Das Land der offenen Fernen“, das sich am Großbildschirm eindrucksvoll in seiner ganzen Schönheit offenbart. Modernste Technik und eine brillante Grafik, wie sie Fans von hochaktuellen Computerspielen her kennen, lassen den Benutzer eintreten in die faszinierende Natur-und Kulturlandschaft.
Wie die Rhön vor Jahrmillionen durch den Vulkanismus entstanden ist, macht die Abteilung Naturkunde deutlich. Sie verweist auf die vielschichtigen Einflüsse, die das Erscheinungsbild des Mittelgebirges mit seiner zentralen Basalthochfläche, umstanden von einzelnen Kegelbergen, geformt und verändert haben und bis heute prägen. Ausgewählte Exponate stellen typische Gesteinsarten. Von Fossilien, die von urzeitlichem Leben zeugen, spannt sich der Bogen bis hin zu charakteristischen Vertretern der heimischen Flora und Fauna.
Steinwerkzeuge, reiche Grabbeigaben und keltische Kunstfertigkeit
Den ältesten Spuren menschlichen Lebens in der Rhön und der beginnenden Besiedlung der Landschaft in vor- und frühgeschichtlicher Zeit widmet sich die Abteilung Archäologie. Steinerne Schlagwerkzeuge aus Quarzit-Geröll aus der Zeit des Homo errectus, die in Großenbach bei Hünfeld gefunden wurden, reiche Beigaben aus Hügelgräbern der Mittelbronzezeit wie dem der „Dame von Traisbach“ und keltische Funde aus der Eisenzeit , eine Leihgabe aus dem Bereich für Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena, offenbaren unter anderem die Entwicklung des Handwerks und zeugen von der großen Kunstfertigkeit der Kelten.
Welche Faktoren die Herausbildung territorialer Grenzen im Frühmittelalter beeinflusst haben und wann der Begriff Rhön erstmals erwähnt wird, zeigt die Abteilung Geschichte. Wertvolle Urkunden belegen einstige Herrschaftsansprüche, Besitzungen und Zugehörigkeiten. Die Rhön als Adelsland wird in den Blick genommen: Wappen alter Adelsgeschlechter und Burgen, die zum Teil als Ruinen heute noch das Bild der Kulturlandschaft prägen, gilt ebenso die Aufmerksamkeit wie Kriegen und dem demografischen und wirtschaftlichen Wandel. Historische Bücher mit frühen Landschaftsbeschreibungen, Hütten- und Gästebücher, Karten und Fotografien dokumentieren das Aufkommen und die Entwicklung des Tourismus im 19. Jahrhundert, die nicht zuletzt beeinflusst waren durch die vielfältigen Bestrebungen des Rhönklubs, der an der Ausstellung beteiligt ist.
Wie Maler die Rhön gesehen haben, spiegelt die Abteilung Kunstgeschichte wider. Diente die Landschaft noch im Barockzeitalter bestenfalls als Hintergrund von anderen Sujets, rückt sie im 19. Jahrhundert in den Mittelpunkt der Betrachtung. 1858 kommt der Dresdner Maler Friedrich von Preller der Jüngere mit seinem Mitschüler Oswald Baumgarten nach Kleinsassen, das sich damals zur Künstlerkolonie zu entwickeln begann. Kunstprofessoren der Akademien in Dresden, Weimar, Düsseldorf oder Karlsruhe entdecken mit ihren Studenten die Rhön. Edmund Voiges und später Julius von Kreyfelt, die nacheinander Kleinsassen besuchten, wurden in der Rhön sesshaft und betrieben die nun real existierende Künstlerkolonie. Vor allem die Milseburg wurde zu einem besonders beliebten Motiv. Auch die Künstler des folgenden 20. Jahrhunderts greifen den markanten Berg auf – darunter der Expressionist Erich Heckel, Mitbegründer der Künstlervereinigung „Die Brücke“, oder Hermann Eckert, der als Pionier der Rhönfotografie gilt und eindrucksvolle Schwarz-Weiß-Aufnahmen schuf.
Planetarium des Vonderau Museums Fulda präsentiert „RHÖNER STERNE“
Außerdem liefert ein umfangreiches Begleitprogramm aus Vorträgen, Exkursionen und Mitmachaktionen zusätzliche Attraktionen und Anregungen für die persönliche Auseinandersetzung mit der faszinierenden Landschaft Rhön. Begleitend zur Ausstellung zeigt das Planetarium das Programm RHÖNER STERNE. Mit zahlreichen 360-Grad-Panoramen entführt es die Besucher auf markante Rhöner Berge im Laufe der Jahreszeiten und stellt dazu jeweils kurz den Sternenhimmel vor. Aktivitäten zwischen Himmel und Erde wie Segelflug, die Konzerte im Radom und die Nächte der Poesie des 2014 verstorbenen Erzählers der Nacht Rudolf H. Herget werden ebenso berücksichtigt wie der neue Sternenpark Rhön. Die Texte des Programms stammen von Andreas Hippert, die Musik von Frank Tischer.
Die Ausstellung „Die Rhön – Geschichte einer Landschaft“ wird finanziell unterstützt vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, dem Hessischen Museumsverband, der Sparkassenkulturstiftung Hessen-Thüringen und der Jubiläumsstiftung Sparkasse Fulda.