Ermutigung zum Nein-Sagen

Türkische Frauenrechtlerinnen beim „Runden Tisch Gewaltschutz“

Erster Kreisbeigeordneter Peter Zielinski und Kreisbeigeordnete Magdalena Pitzer (von rechts) begrüßten die türkischen Frauenrechtlerinnen Burcu Üzümcüler (links) und Iclay Polat (Dritte von links) beim Runden Tisch Gewaltungschutz im Lauterbacher Kreishaus. Saliha Öztürk (Zweite von links) übersetzte

30.06.2015 / VOGELSBERG - Burcu Üzümcüler und Iclay Polat, zwei Repräsentantinnen der türkischen Frauenrechtsorganisation MOR SALKIM, waren im Rahmen ihrer vielfältigen Informationsgespräche in Osthessen auch zu Gast beim „Runden Tisch Gewaltschutz“ in der Lauterbacher Kreisverwaltung, der zusammen mit der Arbeitsgruppe „Gewaltprävention“ des Vogelsberger Familienbündnisses tagte. Dort wurde unter anderem die Neufassung des Gewaltschutzkonzepts der Kreisverwaltung vorgestellt. Erster Kreisbeigeordneter Peter Zielinski und die Sprecherin des Handlungsfelds Gewaltprävention, Kreisbeigeordnete Magdalena Pitzer, begrüßten die Gäste aus der Türkei und rund 25 Fachleute aus der Region.



Die beiden Frauenrechtlerinnen stellten ihre Organisation MOR SALKIM vor. Diese ist in der Stadt und Region Bursa aktiv. Bursa ist einschließlich der gleichnamigen Provinz die viertgrößte Stadt der Türkei mit 2,8 Millionen Einwohnern. Sie liegt etwa 100 Kilometer südlich von Istanbul im Westen des Landes. Die Provinz Bursa ist Partnerregion des Landes Hessen, worauf Staatssekretär Mark Weinmeister in Lauterbach während des Empfangs für die beiden Gäste besonders hingewiesen hatte.

Eingeladen wurden die beiden Frauenrechtlerinnen von der Violeta gGmbH, einer Jugendhilfeeinrichtung in Schlitz, um während dieser Zeit in Institutionen des Vogelsbergkreises, der Landkreise Fulda und Hersfeld-Rotenburg sowie der Stadt Fulda, bei der AWO Südhessen und dem Weißen Ring zu hospitieren.

MOR SALKIM arbeitet in Bursa komplett ehrenamtlich mit rund 100 Helferinnen und Helfern. Ziel ist der Schutz von Frauen und Mädchen vor Gewalt und die Aufklärung der Bevölkerung über Strukturen, die zur Gewalt führen. Der Verein hat eine 24-Stunden-Hotline eingerichtet. „Gewalt ist eine erlernte Sache“, sagte Burcu Üzümcüler und erlangte damit die deutliche Zustimmung aller am Runden Tisch beteiligten Fachleute aus der Region Vogelsberg/Osthessen. Es gehe bei Gewaltausübung letztlich immer um die Ausübung von Macht, waren sich die Gesprächsteilnehmer einig. Alle appellierten zu einer „Kultur des Nein-Sagen-Könnens“.

Das im Jahr 2009 erstmals aufgelegte Gewaltschutzkonzept umfasst die Angebote und Maßnahmen der Kreisverwaltung hinsichtlich Prävention und Intervention im Rahmen des Gewaltschutzes. Im Vorwort des Konzepts schreiben Landrat Manfred Görig und Erster Kreisbeigeordneter Peter Zielinski: „Häusliche Gewalt und Gewalt gegen Frauen und Kinder macht einen Großteil der gesellschaftlich auftretenden Gewalt aus. Sie darf nicht hingenommen werden. Gewalt ist kein privates Phänomen. Es gibt eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung."+++

Die Kreisverwaltung gibt Präventions-Broschüren unter anderem gegen sexualisierte Gewalt in Deutsch, Englisch, Französisch, Arabisch und Türkisch heraus.

Intensiver Meinungsaustausch. Hier im Bild rechts die Sachgebietsleiter Hans Dieter Herget und Heidrun Bass aus dem Amt für soziale Sicherung und ganz links Renate Lackner von der Violeta gGmbH

X