Festspiel-Stars im Portrait (13)

Angelika BURGART und Christopher SEBAN: Ein Sommernachtstraum wird wahr

Die beiden Laiendarsteller Angelika Burgart und Christopher Seban tauchen in den „Sommernachts-Träumereien“ in fremde, magische Welten ein.
Fotos: Stefanie Harth

06.07.2015 / BAD HERSFELD - Tastend wagen sie sich in Joern Hinkels Fassung von Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“, den „Sommernachts-Träumereien“, in fremde Welten vor. Zimmermädchen verwandeln sich in den Nachtstunden in Elfen, aus Handwerkern werden Bühnenkünstler. Schein oder Sein? Die Grenzen verschwimmen. So schwinden auch die Barrieren zwischen den Profi-Schauspielern und den Laiendarstellern – allesamt waldhessische Bürger, Jugendliche und Kinder –, die sich auf der Parkfläche zwischen Stiftsruine und Katharinenturm ihren „Sommernachts-Träumereien“ hingeben. Angelika Burgart und Christopher Seban hat das Theaterfieber längst gepackt. Die beiden Jung-Mimen genießen jede Vorstellung in vollen Zügen.



„Wir sind eine Super-Truppe“, betont die 15-jährige Angelika, die in der AG Theater der Konrad-Duden-Schule zum ersten Mal Theaterluft schnupperte und für die „Sommernachts-Träumereien“ abwechselnd in die Rolle eines Zimmermädchens und einer Elfe schlüpft. Dem kann der 22-jährige Christopher, der als Handwerker Matz Schlucker und als Thisbe die Herzen des Publikums erobert, nur zustimmen: „Ich habe hier beispielsweise unglaublich viel über Körpersprache gelernt, wobei wir Kleindarsteller mit unserem natürlichen Spiel wiederum den Profis etwas mit auf den Weg geben.“ Zu Beginn der intensiven Probenphase litten die Eichhöferin und der Eiterfelder schon ein wenig unter Berührungsängsten. „Jugendtheater ist kaum geprägt von körperbetontem Spiel – das gegenseitige Anfassen und Angefasstwerden war mir persönlich völlig fremd“, unterstreicht Christopher, der seit 2008 bei den „Durchgebrannten Pürierstäben“, einer Theatergruppe der Stadtjugendpflege Bad Hersfeld, mit von der Partie ist.

Allerdings hätten ihnen die Profis schnell diese Form des Bammels genommen. „André Eisermann gab mir Tipps für die Pyramus und Thisbe-Szene, in der wir uns ziemlich nahe kommen“, erzählt Christopher. „Ja, der André ist unglaublich nett – wobei alle Schauspieler wahnsinnig freundlich zu uns sind“, ergänzt Angelika. „Ich bin mittlerweile auf der Bühne auch nicht mehr wirklich angespannt. Wenn eine Fliege in einer Szene, wo ich mich nicht bewegen darf, auf meiner Nase landet, muss ich das eben aushalten.“ Begeistert zeigen sich die beiden Festspielensemble-Mitglieder von Joern Hinkels Arbeit. „Joern Hinkel ist ein spitzenmäßiger Regisseur. Respekt, wie er es geschafft hat, 39 Laiendarsteller unter einen Hut zu bringen“, resümiert Christopher. „Er hat einen sehr interessanten Regiestil. Bei den Proben durften wir unwahrscheinlich viel ausprobieren – erst dann sagte er uns, was besser gemacht werden kann.“ Als sehr geduldigen Menschen hat auch Angelika den künstlerischen Leiter der Bad Hersfelder Festspiele erlebt. „Klasse finde ich, dass er sich von uns ‚Theaterneulingen‘ hat inspirieren lassen. Die Traumsequenzen, die während der Inszenierung eingespielt werden, spiegeln unsere innersten Gedanken, unsere Gefühle wider.“

Apropos innerste Gedanken: Beide Jungdarsteller würden liebend gerne einmal in die „Sommernachts-Träumereien“ aus dem Blickwinkel der Zuschauer eintauchen. „Aber leider will niemand unsere Rollen übernehmen“, meinen die Schülerin und der ausgebildete Einzelhandelskaufmann augenzwinkernd. Am Sonntag, 12. Juli, heißt es für Angelika und Christopher: Abschied nehmen von den „Sommernachts-Träumereien“. „Ich werde richtig traurig sein, wenn mein diesjähriger Ausflug in die große Theaterwelt beendet ist“, sinniert die Neuntklässlerin. „Aber dann habe ich endlich wieder mehr Zeit für meinen Hund Charlie.“ Christopher bleibt noch ein wenig länger Zeit, den Bad Hersfelder Festspielen „tschüss“ zu sagen. Er gibt im Familienstück „Die Eule“, das im Buchcafé dargeboten wird, den Lehrling. Sein Chef, sein Meister? Joern Hinkel! Weitere Infos unter www.bad-hersfelder-festspiele.de. (Stefanie Harth) +++

Blickwinkelwechsel: Einmal als Zuschauer die „Sommernachts-Träumereien“ sehen – das wünschen sich Angelika und Christopher. Nur möchte mit ihnen niemand tauschen.

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