Ausgeliefert? Von wegen!

Poststreik geht in die 3. Woche: 90 Prozent aller Briefträger in der Region streiken

Keine Post? So geht es momentan den meisten Osthessen...

23.06.2015 / FULDA - Nachdem die Kitas bundesweit streikten und halb Deutschland durch den Bahnstreik lahmgelegt wurde, gibt es aktuell auch einen Streik bei der Deutschen Post. „Es ist der schlimmste Poststreik seit den 1990er Jahren“ , sagte Heinz-Jürgen Thomeczek, Pressesprecher der Deutschen Post DHL in Frankfurt am Montag im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. Seit dem 08. Juni nun haben in ganz Deutschland über 30.000 Briefträger und Paketzusteller ihre Arbeit niedergelegt. Mehr über Hintergründe und wie stark die Region Osthessen davon betroffen ist, erfahren Sie hier.



Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di fordert für die rund 140.000 Tarifkräfte der Deutschen Post eine Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit von 38,5 auf 36 Stunden bei vollem Lohnausgleich und eine Entgelterhöhung von 5,5 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Hintergrund des Streiks ist der Aufbau von 49 Gesellschaften für die Paketzustellung, die die Deutsche Post AG im Januar 2015 gründete. Nun werde ein Teil der zu den Konditionen des Haustarifvertrages der Post AG befristet Beschäftigten vor die Wahl gestellt, die Arbeit zu verlieren oder die gleiche Arbeit zu schlechteren Bedingungen und niedriger Bezahlung bei den neu gegründeten Regionalgesellschaften fortzusetzen, so Ver.di. Die Gewerkschaft sieht hier einen Verstoß gegen einen Vertrag, welcher vor Fremdvergabe schützen soll.

Neben vielen Bürgern die vergeblich in diesen Tagen auf Briefe warten und Firmen, die durch den Poststreik in echte Existenzsorgen gestürzt werden, ist der Redaktion von OSTHESSEN|NEWS ein Fall einer Frau aus Fulda bekannt, die seit zwei Wochen ein Paket mit lebenswichtigen Medikamenten erwartet. Sie hatte, wie schon oft zuvor, ihre Herzmedikamente im Internet bestellt. Das Rezept von ihrem Kardiologen hatte die Frau Anfang Juni einer Versandapotheke geschickt. „In einem solchen Fall sollte die Patientin ihren behandelnden Arzt aufsuchen und ihm die Sachlage erklären“ so Monika Löffert, Barmer GEK in Fulda. „Verliert ein Patient zum Beispiel ein Rezept, kann der Arzt ein Duplikat anfertigen. „Hier ist die Situation allerdings schwieriger“. Sollte ein Rezept zwei Mal ausgestellt und anschließend auch beide Male bei der Krankenkasse abgerechnet werden, so verlängere sich unter Umständen auch die Verordnung beim behandelten Arzt, so Löffert. „Es wird sich aber sicherlich eine Lösung finden“.

„Wir warten nun auf ein neues Angebot der Post AG, welches uns zu Handlungen einlädt“, so ver.di-Sprecher Detlev Borowsky im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. Die Sonntagszustellung von Briefen am 21.06.2015 sehe man als weiteren Vertragsverstoß der Post AG. Der Sonntag sei ein kulturell hohes Gut, welches zu schützen wäre, so Borowsky. „Im Tarifvertrag steht eindeutig, dass eine Sonntagszustellung nur rechtmäßig ist, wenn die Zustellung unter der Woche nicht möglich war. Die Zustellung von Montags bis Samstag wäre aber in diesem Fall sehr wohl machbar gewesen“. Borowsky berichtet von Interessenlisten, über die die Deutsche Post AG verfüge. „Auf diesen Listen sind Personen eingetragen, die freiwillig tageweise aushelfen würden. In Ballungszeiten wie dem momentanen Poststreik werden diese Menschen dann angerufen, um bei der Briefzustellung zu helfen. Diese werden sicherlich auch nicht nach Tarifvertrag bezahlt“.

In der Region Osthessen befänden sich zurzeit etwa 90 Prozent aller Brief- und Paketzusteller im Streik. „Ein Angebot von uns lehnte die Post AG erst kürzlich ab, obwohl wir angeboten hatten, in diesem Jahr auf Gehaltserhöhungen zu verzichten“ so Borowsky weiter. „Das was die Post da gerade macht, ist einfach unverantwortlich“. Unter Deutsche Post/Gebiete kann man ermitteln, ob es zu Beeinträchtigungen am Empfangsort kommen könnte.  Laut Thomeczek kämen trotz des Streiks Briefe in der Region Osthessen zu 80% auch an. Eine Einigung beider Parteien ist im Moment nicht in Sicht. (Miriam Rommel) +++

Monika Löffert, Barmer GEK

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