Milchpreis-Rückgang: 12,3 Mio. Euro Wertverlust
100 Milchviehhalter beim Mahnfeuer zum "Tag der Milch" in Kleinlüder
Fotos: Dieter Graulich
03.06.2015 / GROSSENLÜDER -
Etwa 100 Teilnehmer waren am Montagabend im Rahmen der bundesweiten Aktion „Mahnfeuer des BDM“ dem Aufruf der beiden Kreisteams Vogelsbergkreis und Fulda des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter gefolgt, um auch in der Region Vogelsberg/Rhön ein Feuer zu entzünden und damit auf die miserablen Rahmenbedingungen in der Milchvermarktung hinzuweisen. Auf dem „Daretzhof“ bei Kleinlüder forderte Paul Jestädt (BDM Fulda) in einer rund einstündigen Ansprache eine Änderung dieser Rahmenbedingungen. So stehe als erstes die Molkereiwirtschaft in der Verantwortung. Leider hätten die Molkereien wenig Druck zu einer konsequenten Preisverhandlungsstrategie, da genügend Milch auf dem Markt sei.
"Noch immer sind die Milchviehhalter „Restgeldempfänger", so Jestädt, denn in keiner anderen Branche bemesse sich der Preis des Rohstoffs nachträglich nach der Vermarktungsmöglichkeit des Verarbeiters. Auch die Politik trage in vielfacher Hinsicht die Verantwortung für die aktuelle Misere. Seit Jahren werde die Gestaltung eines wirkungsvollen Sicherheitsnetzes für den EU-Milchmarkt diskutiert. Allerdings habe man Beschlüssen die beispielweise mit der Forderung nach einem Frühwarnsystem immerhin in die richtige Richtung gingen, keine Umsetzungsschritte folgen lassen. Scharf kritisierte er auch die Verbände der Molkereiwirtschaft und der Bauernverbände. Sie hätten in schöner Einigkeit ein ausschließlich positives Bild der Zukunft gezeichnet und vor dem Quotenende alles ausgeblendet, was nicht in dieses Bild passe.
Abschließend ging Jestädt auf die Forderungen des BDM, die sich an alle Marktbeteiligten richteten. So sollen die Kontraktabschlüsse der Molkereiwirtschaft in der jetzigen Form nicht realisiert wird. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt solle seine Abwehrhaltung gegen einen „Runden Tisch“ mit allen Beteiligten aufgeben und die politischen Entscheidungsträger forderte er auf, den Beschlüssen der deutschen Agrarministerkonferenz und der EU-Ebene, ein Frühwarnsystem für den Milchmarkt zu installieren, umgehend Taten folgen zu lassen. Von den Milchviehhaltern erwarte er, dass sie wieder vermehrt an die Öffentlichkeit treten und sich an geplanten Aktionen beteiligten. „Wer sich nicht rührt, wird nicht gehört!“, so Jestädt. Sehr negative Beispiele über den Umgang mit den Milchviehhaltern von Seiten der Molkereien schilderten Jürgen Hochgrebe und Albert Appel (BDM Vogelsberg). Beide forderten die Berufskollegen auf bei den Veranstaltungen der Molkereiwirtschaft vermehrt die Stimme zu erheben.