Ausgegrenzt, gejagt, ermordet

"Emanzipation der Juden in Fulda und Region" nun an Freiherr-vom-Stein-Schule


Fotos: Konstantin Müller

19.05.2015 / FULDA - Bereits im September fand die Ausstellung „Emanzipation der Juden in Fulda und Region“ im Fuldaer Vonderau Museum das Interesse zahlreicher Besucher. Laut deren Initiator Dr. Michael Imhof hätten nun Studierende der Hochschule Fulda den entscheidenden Impuls gegeben, diese Schau zu einer Wanderausstellung umzufunktionieren. Auf Worte folgten Taten und so konnte am Dienstagvormittag die Exposition in der Fulder Freiherr-vom-Stein-Schule feierlich eröffnet werden.



Für Schulleiter Helmut Sämann gibt es zwei gute Gründe, warum die Wanderausstellung in das Gymnasium geholt wurde: „Der namensgleiche Vorläufer unserer Schule wurde von rund 90 Prozent jüdischen Schülern besucht, schon daher haben wir eine Verpflichtung. Des Weiteren habt ihr als nachfolgende Generation die Verantwortung, dass es nicht noch einmal zu solchen Zuständen wie zu Zeiten des Nationalsozialismus kommt.“ Fuldas Bürgermeister Dag Wehner übermittelte die Grüße der Stadt. „Es ist sehr bedeutsam, sich Gedanken über den Verlauf der Geschichte zu machen“. Die Ausstellung mache deutlich, dass die jüdische Geschichte seit jeher zu Deutschland und auch zu Fulda gehört.

Die Diskriminierung der Juden ist in der deutschen Geschichte seit dem Mittelalter allgegenwärtig – auch Fulda kann sich der Verantwortung für zurücksetzende Behandlung einer ganzen religiösen Gruppe nicht entziehen. Bereits lange vor dem Nationalsozialismus und dem Zweiten Weltkrieg wurden Juden verfolgt. Schon in der Zeit der Kreuzzüge 1235 und während der Pest 1349 wurden sie ausgegrenzt, gejagt und ermordet. Ab 1300 regelten "Judenordnungen" ihr gesamtes Leben in der christlichen Mehrheitsgesellschaft – 1671 wurden sie schließlich aus der Fürstabtei Fulda endgültig vertrieben. Erst im 19. Jahrhundert und mit der Philosophie der Aufklärung wurden auch die Juden in die Emanzipation von Gleichheit, individuellen Menschenrechten bis hin zu Religionsfreiheit einbezogen. Die Anerkennung ihrer Bürgerrechte folgte nur langsam und wurde immer wieder durch Rückschritte gefährdet.

Laut Dr. Imhof schafft die Ausstellung eine Verbindung zwischen der Stadt von heute und den jüdischen Vierteln von damals. Sie soll eine Hommage darstellen an die Bedeutsamkeit jüdischer Traditionen, jüdischer Geschichte und dem Wirken der jüdischen Mitbürger für die Region. Schulleiter Sämann zitierte im Kontext Heinrich Heine, der sagte: „Der heutige Tag ist ein Resultat des gestrigen. Was dieser gewollt hat, müssen wir erforschen, wenn wir zu wissen wünschen, was jener will.“ (Konstantin Müller)+++

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