"US-Präsidenten haben in unserer Wäsche geschlafen"

Nicolai DIENER (20) ist jüngster Textilreiniger-Meister - "Bluse perfekt bügeln"

Arbeiten Hand in Hand: Jürgen und Nicolai Diener in der Wäscherei in Schmalnau.
Alle Fotos: Christian P. Stadtfeld

12.05.2015 / EBERSBURG - Er ist mit seinen erst 20 Jahren der jüngste Textilreiniger-Meister in Deutschland und sein Arbeitsplatz ist zwischen einigen Tonnen Wäsche: Nicolai Diener aus Ebersburg-Schmalnau (Landkreis Fulda). Nach Ausbildung und Meisterschule in Frankfurt am Main startet er jetzt im heimischen Familienbetrieb "Wäscherei Diener" in der Rhön durch. "Ich bin hier aufgewachsen. Der Beruf ist vielfältig und interessant", sagt der Meister in dritter Generation im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS.



Trotz vollautomatisierter Waschstraßen ("jedes Teil muss nur noch drei Mal angefasst werden") sei das Handwerk die Basis. In der Meisterprüfung zählen heute noch die Fertigkeiten wie damals, als Vater Jürgen Diener (57) seinen Meisterbrief erhielt. "Man muss eine Rüschchenbluse perfekt bügeln - das ist ziemlich aufwändig", berichtet Diener Junior und spricht von einem Zusammenspiel von Technik und Chemie. "Es gibt unwahrscheinlich viele Möglichkeiten in unserer Dienstleistung. Das zeigt auch die Tatsache, dass es für jeden Kunden ein individuell gemischtes Waschmittel gibt." Festgelegt werde das anhand von Hygienebestimmungen.

Beliefert werden Hotels in der Königsklasse (auf Fünf-Sterne-Ebene), Krankenhäuser und Unternehmen mit Berufsbekleidung. "Die Herausforderungen und die Ansprüche sind hoch." Ein Beispiel: für den verstorbenen Pop-Star Michael Jackson haben Dieners in ein Hotel handgebügelte Servietten geliefert. Und Firmenchef Diener Senior plaudert weiter aus dem Nähkästchen: "Alle vier lebenden US-Präsidenten haben schon in unserer Wäsche geschlafen."

Aber auch vor dem Unternehmen von Jürgen Diener macht ein Problem, welches das Handwerk umtreibt, nicht halt: "Es ist ganz schwer, geeignete Auszubildende zu finden, denn dort, wo die Arbeit noch mit der Hand angepackt werden muss, ist es monoton und hart." Die Wäscherei Diener (seit 1958 in Familienbesitz) ist mit 250 Mitarbeitern an drei Standorten (Schmalnau, Schlitz und Koblenz) vertreten. Im Zwei-Schicht-Betrieb werden täglich zwischen 25 und 30 Tonnen Wäsche umgesetzt. "Hohe Bereitschaft und Flexibilität sind wichtig in unserem Handwerk, denn 90 Prozent der Kunden wollen innerhalb von 24 Stunden versorgt werden." Täglich gibt es Lkw-Touren nach Frankfurt am Main, Bonn, Düsseldorf oder Stuttgart.

Der 20-Jährige will das Unternehmen mit seinen Geschwistern weiterführen, denn der Reiz liegt für Nicolai Diener auf der Hand: "Meine Aufgabe ist es, einen Stoff, der eigentlich unbrauchbar ist, wieder herzustellen. Es ist ein Job, der eigentlich nie langweilig werden kann." (Christian P. Stadtfeld). +++

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