Geschockte Gummi-Mitarbeiter

Goodyear Dunlop kippt Standortsicherungspakt - Betriebsrat entsetzt

Die Gummiwerke Fulda in der Künzeller Straße.
Fotos (3): Christian P. Stadtfeld

06.05.2015 / FULDA - Paukenschlag beim Fuldaer Traditionsunternehmen "Gummi": der Vertrag, der den rund 1.500 Fuldaer Mitarbeitern und den bundesweit 7.500 Beschäftigten des Reifenherstellers Goodyear Dunlop Tires Germany GmbH bisher den Arbeitsplatz sicherte, wurde von der Geschäftsführung jetzt zum Ende  des Jahres einseitig aufgekündigt. Die betriebsinterne Vereinbarung bedeutete: Die Belegschaft leiste eine 40-Stunden-Woche – das Unternehmen garantiere im Gegenzug, alle sieben Standorte in Deutschland zu erhalten und keine betriebsbedingten Kündigungen auszusprechen. Wie die Fuldaer Betriebsratsvorsitzende Ines Sauer auf Anfrage von OSTHESSEN|NEWS mitteilte, sei sie und der Gesamtbetriebsrat in Hanau Ende April unvorbereitet über diese Pläne informiert worden. Am gestrigen Dienstag habe in Fulda eine Betriebsversammlung stattgefunden, bei der die Belegschaft mit der Aufkündigung des  Standortsicherungspakts konfrontiert worden seien. "Die Mitarbeiter sind äußerst betroffen gewesen, der Betriebsrat ist entsetzt", sagte Sauer. „Dies ist nicht der richtige Weg, Menschen Wertschätzung entgegen zu bringen!"


Der bereits seit 17 Jahren bestehende Vertrag sei schon viermal neu verhandelt worden, sagte Sauer. Eine plausible Erklärung für die plötzliche Aufkündigung gebe es laut der 43-jährigen Betriebsrätin nicht. Zwar sei nicht von der Verlagerung der Produktion ins Ausland die Rede, doch die Geschäftsleitung wolle in Zukunft  "flexibler auf die Gegebenheiten des Marktes reagieren können", hieß es. Das bedeute im Klartext, die vertraglich ausgeschlossenen betriebsbedingten Kündigungen seien dabei im Wege und sollten mit der Paktauflösung gekippt werden. 

Jörg Pohl, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates, findet deutliche Worte: „Die einseitige Kündigung des Standortsicherungspaktes ist nicht nur unnötig, sie ist auch ein Schlag ins Gesicht für die Beschäftigten, die seit vielen Jahren mit überdurchschnittlichem Engagement für das Unternehmen arbeiten. Unverständlich ist die Kündigung zum jetzigen Zeitpunkt auch, weil die Geschäftsführung abstreitet, konkrete Pläne für Standortschließungen oder Personalabbau zu verfolgen. Es gibt also keinen Grund, das Betriebsklima mutwillig aufs Spiel zu setzen.“

Der Betriebsrat will in den kommenden Wochen mit der Geschäftsführung darüber verhandeln, wie eine moderne Zukunftssicherung für Goodyear Dunlop konkret aussehen könnte. Für den Gesamtbetriebsrat stehe fest, dass Mehrleistungen der Belegschaft ohne konkrete Gegenleistung der Geschäftsführung nicht zur Debatte stünden. "Die Geschäftsleitung wird in jedem Fall mit uns reden müssen". Von den Beschäftigten sind laut Betriebsrat rund 90 Prozent gewerkschaftlich in der IG Bergbau, Chemie, Energie organisiert.+++ Carla Ihle-Becker

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