William Shakespeare im Schlosstheater

Was ihr wollt - Homo sapiens auf dem Narrenschiff



08.05.2015 / FULDA - Die Komödie "Was ihr wollt" ist für manche Theaterbesucher wohl ein schwer verständliches Bühnenstück; und dies ist durchaus nachvollziehbar. Ungeachtet der Frage, ob William Shakespeare - bis heute gilt er als einer der größten englischen Schriftsteller - der Verfasser all der ihm zugeschriebenen Werke war, rankt sich eine fast mythische Glorifizierung um seine Person. Gesichert scheint, dass es im Jahre 1564 in Stratford upon Avon geboren wurde. Schon früh begeisterte er sich für die Schauspielerei. Vermutet wird, dass er selbst auch als Mime auftrat.



Kenntnisse über den kulturellen Hintergrund der damaligen Epoche machen es leichter, der Handlung von "Was ihr wollt" zu folgen. Der englische Originaltitel „Twelfth Night, or what You Will“ weist auf die zwölfte Nacht nach Weihnachten hin, die Hochzeit der Karnevalsfestivitäten in der Renaissancezeit. Klamauk war also angesagt. Dies wiederholt sich heute immer wieder in der sogenannten „fünften Jahreszeit“. Da zu Shakespeares Zeiten sämtliche Bühnenrollen, auch die weiblichen, nur von Männern dargestellt wurden, sind die Lust am Verkleiden, an Narrenspielen und der Suche nach der geschlechtlichen Identität aktuell. Androgynität und Hermaphrodismus, bekannt schon aus der griechischen Mythologie, waren populäre Themen.

Als Bühnenbild dient im Fuldaer Schlosstheater der Komödie ein havariertes Schiff – passend zum Karneval ein Narrenschiff Verwechslungsspiele, Liebe, Lust und Leidenschaft, Intrigantentum und Narzissmus, von den Schauspielern bravourös in Szene gesetzt, ergeben ein munteres Tohuwabohu. Doch trotz aller Irrungen und Wirrungen findet letztlich jeder Akteur seinen Goldschatz – wie im wirklichen Leben? Das darf hinterfragt werden. Hier wird der Homo sapiens zum Narren, der Narr zum Homo sapiens – ein Spiegelbild unserer Zeit? (Ingo Löhmer)+++

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