NSDAP-Bürgermeister als Namensgeber

"Fulda stellt sich quer" will Umbenennung der Dr. DANZEBRINK-Straße



29.04.2015 / FULDA - Im Rahmen der Veranstaltungen zum 70.Jahrestag der Befreiung vom Faschismus fordert das Bündnis „ Fulda stellt sich quer „ die Umbenennung der Dr. Danzebrink Straße in Fulda. „Wir halten es für ein Skandal, dass in Fulda noch eine Straße nach einem NSDAP-Oberbürgermeister benannt ist",  sagt Andreas Goerke vom Bündnis. 70 Jahre nach Ende des Faschismus, der auch in Fulda tausenden von Menschen das Leben gekostet hat, fordert das Fuldaer Bündnis eine Umbenennung der Straße sowie das Entfernen von dessen Bild in der Oberbürgermeister-Galerie im Stadtschloss. Für "Fulda stellt sich quer" ist Dr. Danzebrink politisch mitschuldig an der Deportation von jüdischen Mitbürgern, Sinti und Roma sowie die Ermordung und Verhaftung von Christen, Gewerkschaftern, Kommunisten und Sozialdemokraten, die sich dem Faschismus widersetzt haben.



Dr. Danzebrink gehörte vom 01.05.1937 der NSDAP an und wurde am 8. Januar 1948 von der Spruchkammer Fulda-Stadt unter Aktenzeichen Sst 847 mit Bewährungsfrist als "Mitläufer" in Gruppe III eingestuft. Als minderbelastet eingestuft erhielt Dr. Danzebrink damit sozusagen einen Persilschein. In seiner neuen Heimat Hildesheim wurde er in die Gruppe V eingestuft und galt als unbelastet, obwohl er Oberbürgermeister und Mitglied in der NSDAP war?

Das Bündnis „Fulda-stellt-sich-quer" will jetzt eine breite Initiative zur Straßenumbenennung der Dr. Danzebrink-Straße starten. „ Wir werden am 1.Mai mit einer Unterschriftensammlung beginnen und diese mit verschiedenen Aktionen begleiten",  so Andreas Goerke für das Bündnis. Mit den gesammelten Unterschriften will das Bündnis in den Dialog mit den Parteien treten. „ Wir wollen gemeinsam mit der Stadt Fulda und mit den Bürgern vorgehen, die seit vielen Jahren eine Straßenumbenennung fordern", sagt Andreas Goerke. "Wenn Fulda weltoffen, bunt und tolerant ist, darf es 70 Jahre nach dem Faschismus keine nach einem NSDAP Oberbürgermeister benannte Straße mehr geben", so die Kernaussage vom Bündnis. Die Straßenumbenennung wäre ein überfälliges Zeichen von Respekt gegenüber den Opfern und deren Angehörigen. Man könne sich gut sich vorstellen, die Straße nach einem Fuldaer Opfer oder Widerstandskämpfer zu benennen. "In Fulda ist kein Platz für Straßen, die nach Faschisten benannt sind." Das Bündnis ruft alle Parteien und demokratischen Kräfte in Fulda auf, dieses Begehren zu unterstützen.

In einem Eintrag auf der Internetseite der Stadt Fulda ist zum Namensgeber der Dr.-Danzebrink-Straße Folgendes vermerkt: "Dr. Franz Danzebrink, 1899 bis 1960, war Oberbürgermeister der Stadt Fulda von 1930 bis 1945. Wegen seines Könnens blieb er, obwohl vom Zentrum gewählt, auch nach 1933 im Amt. Ihm ist es zu verdanken, dass Fulda 1945 nicht durch amerikanischen Artilleriebeschuss zerstört wurde, da er persönlich sich zu den Amerikanern begab und bei den deutschen Truppen erreichte, nicht in Fulda zu kämpfen. Er starb als Ministerialrat in Bonn (1960)."

Die Redaktion von OSTHESSEN|NEWS hat die Magistratspressestelle um eine Stellungnahme von Oberbürgermeister Gerhard Möller zur Initiative des Bündnisses gebeten und wird nachberichten.+++


Der ehemalige Fuldaer Oberbürgermeister Dr. Franz Danzebrink
Foto: Stadtarchiv Fulda

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