„Aufkreuzen und ankreuzen“:
Kirchenvorstandswahlen heute: 1.5 Millionen Evangelische in 1.151 Gemeinden der EKHN
26.04.2015 / REGION -
Am heutigen Sonntagmorgen haben die Wahlen für die Vorstände in den Gemeinden der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) begonnen. Rund 1,5 Millionen Wahlberechtigte sind heute (26. April) aufgerufen, über die Zusammensetzung der Kirchenvorstände in 1.151 Gemeinden in Hessen und Rheinland-Pfalz zu entscheiden. Zur Wahl stehen dann mehr als 15.000 Kandidatinnen und Kandidaten für etwa 11.000 Sitze in den kirchlichen Leitungsgremien vor Ort. An die evangelischen Wahlurnen dürfen Kirchenmitglieder bereits ab 14 Jahren. Erstmals können auch Jugendliche in die Kirchenvorstände gewählt werden, selbst wenn sie noch nicht volljährig sind. Bisher haben sich kirchenweit 110 Jugenddelegierte ab einem Alter von 14 Jahren dazu bereiterklärt. Die neue Amtsperiode beginnt am 1. September 2015.
Tendenz zu Briefwahl zeichnet sich bereits ab
Erste Ergebnisse der aktuellen Wahl werden nicht vor Montagmittag erwartet. Beim Urnengang vor sechs Jahren betrug die Wahlbeteiligung 20,5 Prozent. Damals stieg der Anteil der Briefwähler auf 27 Prozent an. Dieser Aufwärtstrend scheint sich auch 2015 fortzusetzen. So gab Leon Krebs aus Langen vom indischen Udupi aus bereits per Post seine Stimme ab, wo der Student derzeit ein freiwilliges soziales Jahr in einer Schule der Evangelischen Kirche in Südindien für Kinder mit Geistiger Behinderung ableistet. Gar per Eilbote wird der Stimmzettel des Rheinland-Pfälzers Juli Scherer überbracht, der derzeit in den USA als Au-Pair arbeitet. Sein Bruder landet mit dem versiegelten Wahlbrief am Sonntagmittag in Frankfurt am Main und bringt ihn dann in die Heimatgemeinde Philippus nach Mainz.
Frauen haben derzeit die Mehrheit in Vorständen
Zudem setzte sich 2009 die Tendenz der vorangegangenen Jahre fort, nach der Frauen mit 58 Prozent die Mehrheit der Sitze in den evangelischen Leitungsgremien inne hat. Aktuell sind 42 Prozent der Kirchenvorsteherinnen und -vorsteher zwischen 30 und 50 Jahren alt, die Mehrheit bewegt sich mit 47 Prozent im Alterssegment von 50 bis 70 Jahren. Der Rest verteilt sich auf andere Altersgruppen. Die hessen-nassauische Kirche hat derzeit insgesamt 1,66 Millionen Mitglieder. Das Kirchengebiet reicht von Biedenkopf im Norden über Frankfurt bis Neckarsteinach im Süden und von Schlitz im Osten über Mainz bis Bingen im Westen. Rund ein Fünftel der EKHN hessen-nassauischen Kirche liegt in Rheinland-Pfalz.
Präsident und Präses bekennen sich zu Ehrenamt
Kirchengemeinden werben für die Wahlen
In den vergangenen Tagen haben zahlreiche Kirchengemeinden noch einmal mit besonderen Aktionen für die Wahlen geworben. So startet am Sonntagmorgen ab 11 Uhr in Darmstadt-Eberstadt ein „Gospeltrain“. Entlang der Linie 7 und 8 tingelt der Musikzug mit ausgewählten Sängerinnen und Sängern durch die Stadt, um an einem halben Dutzend Stationen auf die Vorstandswahlen aufmerksam zu machen. Die evangelische Kirche im südhessischen Ober-Ramstadt lockt mit dem Schauspieler Walter Renneisen, der am Nachmittag um 17 Uhr ein Gastspiel gibt. Außerdem werden dort reservierte Sitzplätze für die Weihnachtsgottesdienste verlost. In Erbach bei Eltville am Rhein heißt es anlässlich der Wahlen „Betreten der Baustelle erwünscht“. Die Gemeinde der Johanneskirche lädt dort ein, die Renovierungsarbeiten zwischen Gerüsten und Planen hautnah zu erleben. In der Frankfurter Thomasgemeinde sind passend zum Tag der Kirchenvorstandswahlen Johann Sebastian Bachs „Ratswahlkantate“ und Wolfgang Amadeus Mozarts „Krönungsmesse“ zu hören.
Hintergrund - Kirchenvorstandswahlen: von der Basis her
Über die Zusammensetzung der Kirchenvorstände wird den demokratischen Regeln gemäß in „gleicher, freier, allgemeiner, geheimer und unmittelbarer Wahl“ entschieden. Kirchenvorstände in der EKHN werden jeweils für einen Zeitraum von sechs Jahren gewählt. Die letzte Wahl fand 2009 statt. Nach der Abstimmung am 26. April wird die neue Wahlperiode am 1. September 2015 beginnen. Je nach Größe der Gemeinde umfasst ein Kirchenvorstand zwischen vier und maximal 21 Mitgliedern. Die EKHN baut sich von der Basis her auf. Nach dem Amtsantritt wählen die neuen Kirchenvorstände deshalb in den Ortsgemeinden jeweils Delegierte in die Dekanatssynoden der evangelischen Kirche in der Region, die wiederum die Mitglieder der Kirchensynode bestimmen, des obersten Gremiums der EKHN. Für alle neuen Kirchenvorstände wird es zudem am 10. Oktober in Gießen eine groß angelegte Ideenmesse unter dem Motto „Lust auf Gemeinde“ geben.
Aufgaben des Kirchenvorstands: mit voller Verantwortung
Die Aufgabe des Kirchenvorstandes ist die Leitung der Gemeinde. Er soll beispielsweise das christliche Leben fördern. Das Gremium trägt aber auch Verantwortung für diakonische Dienste und die Seelsorge. Es soll auch die Kinder- und Jugendarbeit sowie kulturelle Angebote in der Gemeinde fördern und neue Formen des Gemeindelebens erproben. Der Kirchenvorstand wählt zudem die Pfarrerin und den Pfarrer der Gemeinde. Im Kirchenvorstand haben die Geistlichen dann ebenso wie die übrigen Mitglieder nur eine Stimme. Vorsitzender und Vorsitzende des Kirchenvorstands soll nach Möglichkeit nicht der Pfarrer oder die Pfarrerin sein, auf jeden Fall ist zumindest der stellvertretende Vorsitz ehrenamtlich besetzt. Internet: www.meinewahl.de +++