NACHGEDACHT 120
Streben nach Ganzheit - Gedanken von Christina LEINWEBER
26.04.2015 / REGION -
Nach was strebt der Mensch? Was will er im Leben erreichen? Glück, Geld, Zufriedenheit? Ich denke, dass das Ziel existenzieller Natur ist. Das Streben zielt darauf ab, ganz zu sein. Eine in sich ganze Person. Die Theologin Dorothee Sölle formulierte dies als zentralen Wunsch des Menschen, der auch religiösen Charakter hat. Nur zu häufig fühlen wir uns doch eben nicht komplett. Ein Teil fehlt. Das berühmte letzte Puzzleteil, das das Bild vollenden könnte.
Mehrmals puzzeln wir im Leben - konstruieren unser Bild von uns. Das Motiv ändert sich bestimmt ein paar Mal. Manchmal schaffen wir das Ende leicht. Manchmal fällt es uns schwer, fertig zu werden. Viel Mühe und Zielstrebigkeit werden von uns abverlangt. Doch dann, wenn das letzte Teil den Rest komplettiert, das Bild ganz wird, dann fühlen wir uns für einen Moment großartig. In sich ganz.
Und ich denke, es ist genau dieses kurze Gefühl von - vielleicht auch nur kurzer - Vollkommenheit, das uns immer wieder dazu veranlasst, weiter zu machen - das Puzzle, egal wie viele Teile es hat, fertig zu stellen. Im religiösen Sinn beschrieb Dorothee Sölle den Wunsch, ganz zu sein, als unversehrt sein: nicht voll Angst, sondern gestärkt und glücklich, voller Hoffnung. Die Bibel spricht immer wieder über Menschen, die an einem "Nicht-ganz Sein" leiden. Aber die Bibel zeigt auch viele Wege der heilsamen Begegnung mit Gott, der das vermisste Ganz-Sein herstellen kann. Von solch einer heilsamen Begegnung möchte ich Ihnen nächste Woche erzählen. (Christina Leinweber) +++
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