Waldbesitzerverband tagte

FSC-Zertifizierung und Privatwaldverordnung sorgt für Unruhe

Vorsitzender Klaus Rauber, Christian Raupach vom Hessischen Waldbesitzerverban, Detlef Stys, Abteilungsleiter Körperschafts-und Privatwald beim Landesbetrieb HESSEN-FORST (von links) und Referatsleiter Martin Küthe vom Umweltministerium (stehend) standen den Waldbesitzern Rede und Antwort.
Foto: gr

18.04.2015 / GREBENHAIN - „Hier ist Dampf im Kessel, wenn es um die Zertifizierung staatlicher Wälder durch FSC und die neue Privatwaldverordnung geht“, stellte Christian Raupach, Geschäftsführender Direktor des Hessischen Waldbesitzerverbandes, zu Beginn seiner Ausführungen zur Jahreshauptversammlung der Kreisgruppe Vogelsberg im Hessischen Waldbesitzerverband im Gasthaus „Deutsches Haus“ im Grebenhainer Ortsteil Bermuthshain fest. Er bedauerte, dass sich seit einigen Jahren immer mehr forst- und naturschutzpolitische Themen zuspitzten. Ministerin Prisca Hinz habe gerade das FSC-Gruppenzertifikat für den Landesbetrieb Hessen-Forst entgegen genommen, der den Staatsforstbetrieb an unnötig hohe Standards binde.



Mittelfristig würden durch diese Zertifizierung etwa fünf Prozent Waldfläche aus der Nutzung genommen, weniger Fichte und Douglasie angebaut, damit würden die Betriebserträge sinken. Außerdem gäbe es ein erhebliches Borkenkäferprobleme, denn Holzpolter dürften nicht mehr gespritzt werden und dies bedeute, in trockenen und heißen Frühjahrs- und Sommermonaten züchte man sich im eigenen Wald seine Borkenkäfer selbst. Mit Sachargumenten habe man versucht zu überzeugen, dass PEFC das wesentlich praxistauglichere Zertifizierungssystem sei. Welche ökonomischen Auswirkungen FSC auf den Staatsforstbetrieb haben werde, verschweige die Ministerin.

Wenn wir nicht bald nachvollziehbare Sachargumente dargelegt bekommen, warum die FSC-Zertifizierung sein muss, erhärtet sich der Verdacht, dass sich die GRÜNEN Sachargumenten verschließen“ so Raupach. Ähnlich verhalte es sich mit sachlich nach wie vor unbegründete Stilllegung von weiteren 5.800 Hektar Staatswald: „Eine Politik für den Wald, die wesentliche und gut begründete Argumente der Waldeigentümer ausblendet, ist weder nachhaltig noch wird sie dem Anspruch gerecht, den ländlichen Raum stärken zu wollen.“  Seit dem 5. November des Vorjahres seien die Privatwaldbesitzer mit der Privatwaldverordnung und der Richtlinie für die Beförsterungskosten konfrontiert worden.

Erstere sei bereits in Kraft. Hier sei man im Grunde nur „pro Forma“ um eine Stellungnahme gebeten worden, denn seit Eingang des Entwurfs bei der Geschäftsstelle des Waldbesitzerverbandes bis zum Inkrafttreten seien nur ganze 39 Tage vergangen. Bei den Beförsterungskosten bleibe die Ministerin bei ihrem Ziel 3,5 Millionen Euro mit der Betreuung des Privatwalde einzunehmen. Diese geplante Einnahme sei unrealistisch. Eine prozentuale Umsatzbeteiligung am Holzgelderlös in einer Richtlinie auf gesetzlicher Basis werde abgelehnt. Raupach forderte mindestens drei, besser noch bis fünf Jahre Zeit, damit sich die betroffenen Waldbesitzer beraten könnten, was sie in Zukunft tune werden. „Sie müssen die Gelegenheit bekommen, sich neu zu organisieren.“

Raupach bedauerte abschließend, dass es an einem Dialog der GRÜNEN mit den Waldbesitzern fehle: „Ich habe bisher bei den Forstbetriebsgemeinschaften und den Kreisgruppen-Versammlungen noch nie einen Landtagsabgeordneten der GRÜNEN“ gesehen.“ Referatsleiter Martin Küthe, Oberste Forstbehörde, Angelegenheiten des nichtstaatlichen Waldbesitzes beim Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, stellte anschließend die im Hessischen Waldgesetz verankerten Rahmenbedingungen für die Betreuung der Waldbesitzer vor. Diese sei zunächst kostenfrei, jedoch für die Forsttechnische Betreuung bei und außerhalb der Holzernte sowie bei Leistungen, die dem Gemeinwohl dienten, könnten Kosten nach Maßgabe der Richtlinie erhoben werden.

Referatsleiter Küthe ging dann auf die bisher erfolgten Sitzungen ein und wies darauf hin, dass in Kürze ein neuer Richtlinienentwurf vorgelegt werde. Eine sehr rege Diskussion folgte nach diesen beiden Ausführungen. Unverständnis wurde deutlich über diese neue Art der Politik und so bemerkte ein Waldbesitzer: „Die CDU hat uns und den Wald an die GRÜNEN verkauft“, was mit viel Beifall bedacht wurde. Bayern habe zehn Jahre für eine Änderung bei den Beförsterungskosten gebraucht, hier solle es in ein paar Wochen abgeschlossen sein: „Das wird ein Flickenteppich“. Man habe den Eindruck dass man die Privatwaldbesitzer „loswerden wolle“, so ein Großteil der Privatwaldbesitzer.

Auf die Frage eines Versammlungsteilnehmers: „Wie ernst nimmt man uns Waldbesitzer eigentlich?“ antworte Referatsleiter Martin Küthe „Was Sie uns hier sagen, wird in die Politik eingebracht.“ Zu Beginn der Jahreshauptversammlung hatte Vorsitzender Klaus Rauber (Grebenhain-Crainfeld) informiert, dass im Berichtsjahr an mehreren Vorstandssitzungen des erweiterten Vorstandes des Waldbesitzerverbandes in Friedrichsdorf sowie in Alsfeld-Eudorf teilgenommen und Vorstandssitzungen der Kreisgruppe Vogelsberg organisiert und durchgeführt wurden.

Außerdem gab es eine Fahrt des Vorstandes nach Bischofsheim/Rhön zur dortigen Forstbetriebsgemeinschaft „Fränkische Rhön und Grabfeld“. Aufgrund der momentanen Situation in Hessen, durch die geplante erhebliche Verteuerung der Beförsterungskosten durch Hessen Forst, informierte man sich hier über Alternativen zur privaten Beförsterung. Die dortige FBG lässt sich seit 2009 durch die Waldthausen`sche Forstverwaltung beförstern, deren Verwaltung und Besitz im Hessischen Gersfeld liegt, denn das Land Bayern hat sich aus der Beförsterung des kommunalen und -privaten Waldes zurückgezogen.

Vorsitzender Rauber appellierte abschließend: „Wir müssen unsere Forderungen stärker nach außen tragen und wenn wir zusammenhalten, haben wir eine Chance unsere Interessen durchzubringen“ (gr)+++

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