IGbFD hat klares Ziel: "Barrierefreieste Stadt Hessens"

"Im Rollstuhl durch die Stadt flanieren" - Rolli-Challenge 2015 soll sensibilisieren

Hanns-Uwe Theele (links) und Jürgen Schmitt am Freitagnachmittag in der Robert-Kircher-Straße in Fulda
Fotos: Hans-Hubertus Braune

11.04.2015 / FULDA - "Oh, ich komme ja nicht mehr in mein Lieblingsgeschäft", oder "der Tisch in der Kneipe ist aber ganz schön tief. Und auf die Toilette komme ich auch nicht". Dies sind Reaktionen von Menschen, die mal eine Tour im Rollstuhl gewagt haben und merken, wie schwer oder gar unmöglich bislang gewohnte Selbstverständlichkeiten werden . "Länger als zwei Stunden macht das niemand", sagt Hanns-Uwe Theele, erster Vorsitzender des Vereins Interessengemeinschaft barrierefreies Fulda. In dieser kurzen Zeit bekommen die Interessierten einen Eindruck, wie es ist als Rollstuhlfahrer. Der rührige Verein hat sich eine deutschlandweit bislang einmalige Aktion ausgedacht: Die Rolli-Challenge Fulda 2015.



Vom 25. April bis zum 6. Juni kann sich jeder im Sanitätshaus Keil in der Robert-Kircher-Straße einen Rollstuhl ausleihen und selbst einmal testen, wie es ist. Der Rolli ist dabei Mittel zum Zweck. Die Aktion ist nicht für Rollstuhlfahrer gedacht. Sie soll sensibilisieren für die Bedürfnisse die Menschen, die in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt sind. Es sind die vielen kleinen Dinge, die im täglichen Leben mit einer Behinderung nicht mehr wie gewohnt funktionieren. Theele und seine engagierten Helfer haben ein klares Ziel: "Wir wollen, dass Fulda die barrierefreieste Stadt in Hessen wird, nicht nur die schönste", sagt der Vorsitzende.

In den vergangen Jahren habe sich schon vieles getan, doch noch gibt es viele Ecken in der Stadt, die für Menschen mit Behinderung unerreichbar sind. "Wir wollen mit dieser Aktion auch den politischen Entscheidern zeigen, wie es sich anfühlt, in der Bewegungsfreiheit eingeschränkt zu sein", sagt Theele. Am 25. April können deshalb viele Prominente aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, der Magistrat und die Stadtverordneten, um Fulda im Rollstuhl zu erkunden. Seit wenigen Tagen läuft die Aktion bereits und das Interesse ist riesig."Wir haben gehofft, dass vielleicht 100 Leute das Angebot nutzen", erzählt Theele. Mittlerweile sind 1.000 Menschen anvisiert. Täglich bekommt er Anrufe, selbst aus dem gesamten Bundesgebiet. "Wie macht ihr das? Wir wollen auch so eine Aktion starten", wird er gefragt. Als Lohn bekommen die Rollifahrer auf Zeit kleine Geschenke. Viele Sponsoren machen mit und spendieren etwa ein Eis oder einen kleinen Imbiss. "Die Resonanz ist überwältigend, auch von den Geschäften in der Stadt", sagt Theele stolz.

Warum stehen eigentlich manche Lebensmittel so weit oben? Wieso geht diese blöde Tür so schwer auf? Kann man neben dem holprigen Kopfsteinpflaster nicht auch einen ebenen Gehweg integrieren? Langsam und mit geschärften Sinnen erlebt der Teilnehmer seine gewohnte Umwelt plötzlich aus einem ganz anderen Blickwinkel. Das eigene Lieblingsgeschäft birgt plötzlich Tücken und Hindernisse. Die Idee der Challenge ist nicht ein Wettbewerb der Schnelligkeit und Ausdauer, sondern die veränderte Wahrnehmung der gewohnten Umgebung. Der Teilnehmer entdeckt plötzlich tausend Kleinigkeiten die den Alltag erschweren und sie erleben, das sie behindert werden obwohl sie nicht behindert sind. Allein die Sensibilisierung für Barrierefreiheit und Inklusion wird das Miteinander der Fuldaer Bevölkerung verändern. Dann hat die IGbFD mit der Challenge ihr Ziel erreicht.

Damit möglichst viele Menschen an der Aktion teilnehmen, bittet die IGbFD alle Leser um Ihre Mithilfe. "Informieren Sie Ihre Freunde und motivieren Sie möglichst viele zur Teilnahme. Für die Werbung der Aktion wurde eigens ein Werbetrailer erstellt, der auf YouTube unter „Rolli Challenge Fulda“ abrufbar ist". Weitere Informationen auf facebook: https://www.facebook.com/events/333910450150569/ und unter dem folgenden Werbetrailer auf youtube. (Hans-Hubertus Braune / pm) +++







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