Teurer, schneller und weiter
100 Tage Mindestlohn hinterlassen Spuren im Taxi-Gewerbe - Tariferhöhungen
Archivfoto: Christian Stadtfeld
10.04.2015 / REGION -
„Im zweiten Halbjahr 2015, im Juni oder Juli werden wir erhöhen müssen“, so lauteten die Worte vom Betreiber des Fuldaer Taxi-Unternehmens Taxi Blitz Elmar Salimov zu Beginn des Jahres. Die absehbare Tariferhöhung kam nun doch früher als erwartet: Bereits am 15. März dieses Jahres stiegen die Fahrpreise um durchschnittlich 20 Prozent. Das bestätigte der Pressesprecher der Stadt Fulda, Michael Schwab, auf Nachfrage von OSTHESSEN|NEWS. Fahrgäste zahlen seitdem drei Euro Grundgebühr statt der bisher üblichen 2,50 Euro. Jeder Kilometer wird 30 Cent teurer - so kostet nun der erste ebenfalls 2,50 Euro, jeder weitere wird mit 1,80 Euro berechnet.
Laut Andreas Stock, Geschäftsführer der Fuldaer Taxi-Stock GmbH, ist die Preiserhöhung ein „Schritt in die richtige Richtung“. Die vergangenen 100 Tage Mindestlohn seien für ihn und sein Unternehmen stets ein „Drauflegegeschäft“ gewesen. Mit der 20-prozentigen Preiserhöhung entspanne sich die Lage allmählich. „Erfreulicherweise haben wir noch kein negatives Feedback von Fahrgästen bekommen“, so Stock, „20 Prozent auf einmal sind schon eine Hausnummer, viele Fahrgäste stehen der Preiserhöhung aber offen gegenüber.“
Dass die Tariferhöhung nicht nur Vorteile mit sich bringt, zeigt das Schicksal selbstständiger Taxifahrer. Sascha Jankuloski aus Bronzell ist selbstständig und fährt direkt für den eigenen Lohn. Er bezahlt in erster Linie sich selbst als Mitarbeiter. „Die Preiserhöhung hat mir Kopfschmerzen bereitet“, sagt er zu OSTHESSEN|NEWS. Zwar habe er am Ende des Tages 20% mehr Einkommen, dafür bestand aber die Gefahr, dass sich Leute nach einer Preiserhöhung vorerst abwenden. Einen selbstständigen Taxifahrer könne das die Existenz kosten. „Meine Fahrgäste haben die Preiserhöhung sehr positiv aufgenommen, die meisten haben Verständnis“, so Jankuloski.
In Hünfeld spitzt sich die Lage nach 100 Tagen Mindestlohn zu. Jürgen Hofmann, Leiter des Taxi-Unternehmens Kimpel, musste durch die neuen Umstände bereits zu Beginn des Jahres seinen Dienstplan ändern. Im Klartext heißt das: Statt dem üblichen 24-Stunden-Betrieb gibt es von Sonntag bis Donnerstag ab 19 Uhr bis zum nächsten Morgen um 7 Uhr keinen Taxibetrieb mehr. „In Hünfeld wird es sehr, sehr eng für uns“, so Hofmann. Gastronomen in der Haunestadt bekämen durch den neuen Dienstplan von Taxi-Kimpel Probleme, ihre Kundschaft nachts nach Hause zu bekommen. Ergo sorge die Einführung des Mindestlohnes auch in der Gastronomie vor Ort für Umsatzeinbußen.
Taxi-Unternehmer haben nach wie vor am Mindestlohn zu knabbern. Viele Fahrgäste wiederum zeigen Verständnis und greifen etwas tiefer in die Tasche, um ihrem Taxifahrer einen Mindestlohn von 8,50 Euro die Stunde zu ermöglichen.
Der Geschäftsführer des Fuldaer Unternehmens Taxi-Blitz war am Donnerstag verhindert, Mohmamed Aissa, der Vorsitzende der Taxi-Zentrale Fulda, sowie Johannes Melnikow, Geschäftsführer von City Car 99 wollten sich zu Mindestlohn und Tariferhöhungen nicht äußern. (Konstantin Müller)+++