Erneut Streik bei AMAZON

"Pro Amazon" ist es leid: "ver.di kratzt an unserem Arbeitsplatz"


Foto: Facebook, Josefa Streit

30.03.2015 / BAD HERSFELD - "Im Tarifkonflikt mit dem online-Versandhändler Amazon ruft die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di die Beschäftigten des online-Versandhändlers Amazon am Standort Bad Hersfeld erneut zum Streik auf. Die Arbeitsniederlegungen an den beiden Versandzentren FRA1 und FRA3 beginnen am Montag mit der Nachtschicht und enden am Dienstag, den 31.03.15 mit der Spätschicht", schreibt die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di in einer Pressemitteilung. Einmal mehr - und immer wieder vor Feiertagen. Seit gut zwei Jahren werden die Logistikzentren des Internetkaufhauses regelmäßig bestreikt.



Doch längst nicht alle Mitarbeiter des amerikanischen Unternehmens sind mit den Streikaktionen einverstanden. Schon lange formieren sich in den sozialen Netzwerken entsprechende Gruppen wie "Pro Amazon" oder "ich arbeite gerne bei Amazon". Bislang hielt sich der Zorn auf ver.di eher im Hintergrund.

"Wir sind es wirklich leid, dass unser Arbeitgeber von ver.di schlecht gemacht wird. Die Gewerkschaft versucht, an meinem Arbeitsplatz zu kratzen. Ich muss mich rechtfertigen, dass ich hier arbeite", sagt etwa Josefa Streit. Sie arbeitet seit über fünf Jahren bei Amazon im Packbereich des FRA 3. "Wir bekommen hier jede Minute bezahlt. Natürlich müssen wir dafür arbeiten und kriegen nichts geschenkt, aber das ist ja überall so", sagt Streit, die sich weder unter Druck noch beobachtet fühlt. "Natürlich müssen auch wir Termine einhalten, das ist doch ganz normal. Ich schaffe die Arbeit, obwohl ich nicht mehr die Jüngste bin", ergänzt die 51-Jährige. Die Bad Hersfelderin stammt aus der Gastronomie und führte früher eine Kneipe. Vor fünf Jahren wollte sie ursprünglich nur im Weihnachtsgeschäft bei Amazon aushelfen und ist da geblieben: "Mir macht es hier Spaß und ich verdiene gutes Geld".

Streit und ihre Kollegen wollen künftig nicht nur im Netz sondern auch öffentlich mit T-Shirts ihre Solidarität mit ihrem Arbeitgeber zeigen. Die Pro-Leute aus verschiedenen Logistikzentren haben sich organisiert. Mehrere hundert T-Shirts mit der Aufschrift "pro Amazon" haben sie schon verkauft - täglich werden es mehr. Und doch plagt sie die Angst um ihren Arbeitsplatz. "Die Gerüchteküche brodelt", sagt Josefa Streit. Verlagert der Internethändler zumindest ein Teil der Auslieferung schon in die neuen Logistikparks etwa nach Polen. Hat Amazon bereits die zeitliche Zuverlässigkeit der Versandwege aus dem angrenzenden Ausland getestet? Josefa Streit und ihre Mitstreiter wissen es nicht, aber ausschließen können sie solche Pläne auch nicht."

„In Bad Hersfeld ist die Streikbereitschaft nach wie vor hoch“, schreibt die für Amazon zuständige Gewerkschaftssekretärin Mechthild Middeke. „Den Streikenden geht es um Respekt und Würde am Arbeitsplatz. Amazon soll sich gegenüber den Mitarbeitern fair verhalten und diese nach Tarif bezahlen. Außerdem wollen die Beschäftigten wie in anderen Branchen auch, eine Lohnerhöhung in diesem Jahr.“ Der weltweit größte Versandhändler weigert sich grundsätzlich, einen Tarifvertrag abzuschließen und will Arbeitsbedingungen weiterhin einseitig und willkürlich diktieren", schreibt dagegen ver.di. (hhb) +++

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