OsthessenNews

Tagung der Landesverkehrswacht

Verkehrserziehung: 1600 Schüler- und Buslotsen ausgebildet

Verkehrswacht-Präsident Klaus Ruppelt und seine Stellvertreterin Claudia Schubert Verkehrswacht-Präsident Klaus Ruppelt und seine Stellvertreterin Claudia Schubert
Fotos: Dietmar Kelkel

29.03.2015 / BAD SODEN- SALMÜNSTER - Technisch geht viel, in der Praxis geht vieles (noch) nicht - Landesverkehrwacht Hessen tagt in Bad Soden-Salmünster Die Bilanz kann sich sehen lassen. Im vergangenen Jahr hat die Landesverkehrswacht Hessen im Bereich Vorschule/Schule 150 000 Euro aufgewendet. Bei der Jahreshauptversammlung im Landhotel Betz in Bad Soden berichtete Präsident Klaus Ruppelt, dass die hessischen Verkehrswächter 1600 Schüler- und Buslotsen ausgebildet und intensive Verkehrserziehung in Kindergärten und Grundschulen geleistet hätten. Die rund 2400 Mitglieder hätten insgesamt 36 000 Stunden geleistet.

Wie wichtig die Verkehrssicherheitsarbeit sei, zeige ein Blick auf die polizeiliche Verkehrsunfallstatistik. 223 Personen hätten im vergangenen Jahr auf hessischen Straßen ihr Leben verloren – acht Menschen mehr als im Jahre 2013. „Dieser Anstieg ist ein Warnzeichen für uns, nicht mit den Anstrengungen in der Präventivarbeit inne zu halten“, so der Präsident. Kinder unterlägen im Straßenverkehr einem hohen Unfallrisiko und seien als Mitfahrer im Auto besonders gefährdet. In 244 Veranstaltungen der Reihe „Kind und Verkehr“ hätten die Verkehrswächter versucht, die Eltern für die Schwierigkeiten ihrer Kinder im Straßenverkehr zu sensibilisieren. Dazu gehöre das Schulweg-Training, Mobilitätserziehung und Radfahrausbildung.

Ein weiteres Aktionsfeld seien „Junge Fahrer“. Die Unfallbeteiligung der 18- bis 25-jährigen motorisierten Verkehrsteilnehmer sei überproportional hoch. Weniger als neun Prozent verursachten über 20 Prozent der Verkehrsunfälle mit 25 Prozent Schwerstverletzten. Die Moderatoren hätten in 34 Veranstaltungen knapp 10 000 junge Fahrer ausgebildet. Am Rande der Tagung stand der Präsident Osthessen-News Rede und Antwort zu weiteren aktuellen Themen. Bei der Forderung von Experten nach Tempo 80 auf den Landstraßen sieht Klaus Ruppelt zunächst einmal die Politik in der Pflicht. „Eine Reduzierung der Geschwindigkeit ist vor allem in waldreichen Gebieten notwendig.



Die Gefahr von Wildunfällen ist vielen Autofahrern zu wenig bewusst.“ Tempo 80 sei sinnvoll in gefährdeten Bereichen. Ebenso sei die Landesverkehrswacht nicht grundsätzlich für die Einführung der Helmpflicht bei Radfahrern. Ruppelt bemängelte aber das fehlende vorbildhafte Verhalten vieler Eltern, die den Familienausflug mit dem Rad wegen der Frisur ohne Schutzhelm absolvierten. „Durch die frühe Verkehrserziehung ist es für Kinder dagegen selbstverständlich, einen Helm zu tragen.“ In der Diskussion über die Fahrerlaubnis für 75-Jährige und Ältere hat der 73-jährige Präsident eine klare Meinung. „Mobilität ist Lebensqualität. Die Möglichkeit, ein Fahrzeug zu benutzen, gehört dazu. Die älteren Fahrzeugführer beteiligen sich in der Regel sehr verantwortungsvoll am Straßenverkehr.“

Ein weiterer Schwerpunkt der Tagung war die Frage: „Wie weit kann Technik den Fahrer ersetzen?“ Dr. Thomas Almeroth, Geschäftsführer des Verbandes der Internationalen Kraftfahrzeughersteller, gab einen Ausblick über die Entwicklungen in diesem Bereich. „Dass mich ein Taxi ohne Fahrer abholt und ins Theater fährt oder ich auf Dienstfahrten auf dem Rücksitz sitze und Zeitung lese, an derartige Szenarien denken in den kommenden zehn bis 15 Jahren weder die Autoindustrie noch die für die rechtlichen Grundvoraussetzungen zuständigen Ministerien.“ Technisch ginge viel, aber in der Praxis gehe Vieles nicht, noch nicht. Autonom fahrende Fahrzeuge, die den Fahrer ersetzten, seien zurzeit nicht ernsthaft im Gespräch. Sehr wohl aber, wie weit die Technik dem Fahrer in naher Zukunft seine Fahraufgabe erleichtern könne. Wie dies Fahrerassistenzsystem bereits täten.

„Beim automatisiertes Fahren wird es keine Revolution, sondern einen evolutionären Prozess geben“, ist sich Almeroth sicher. Detailliert ging der Referent auf rechtliche Bedenken bei der Schaffung von Rahmenbedingungen für automatisiertes Fahren ein. Sein Fazit: „Die fortschreitende Automatisierung bietet erhebliches Potenzial für die Verbesserung der Verkehrssicherheit, wenn man bedenkt, dass 95 Prozent der Verkehrsunfälle auf menschliches Versagen zurückzuführen sind.“ (kel) +++

Dr. Thomas Almeroth bei seinem Vortrag ....