Starbetz on de Kinz
1200-Jahr-Feier des Sinntaler Ortsteils Sterbfritz
16.03.2015 / SINNTAL -
Der Sinntaler Ortsteil Sterbfritz hat am Sonntagnachmittag in der proppenvollen Mehrzweckhalle seinen 1200. Geburtstag gefeiert. Ortsscheller Dirk Ebenhöch gab bekannt, dass in dem Ort 968 Männer und 1013 Frauen leben. Und schlüpfte in die Rolle des Chronisten, um die Historie von „Starcfrideshuson“ zu beleuchten.
Im Jahre 815 erstmals urkundlich erwähnt, bekam das Dorf im 16. Jahrhundert seinen heutigen Namen erhalten. Beim Rückzug nach der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 hätten die fliehenden Franzosen das Lazarett-Fieber eingeschleppt, dem zahlreiche Einwohner zum Opfer gefallen seien. Eine Kirche habe es bereits im Jahre 1167 gegeben. Ebenhöh erinnerte auch an Max Dessauer, der als jüdischer Junge emigrierte und seine Sterbfritzer Erinnerungen in seinem Buch „Aus unbeschwerter Zeit“ festgehalten habe.
„Ein Dorf ohne Geschichte ist ein Dorf ohne Seele“, freute sich Bürgermeister Carsten Ullrich darüber, dass im Jubiläumsjahr eine Chronik den Dorfcharakter von „Starbetz on de Kinz“ herausgegeben wird. Sterbfritz sei überregional bekannt durch die Quelle der Kinzig und dem radlerfreien Sonntag „Kinzigtal total“. Der Ort sei einer der ältesten Ansiedlungen im Bergwinkel und war 300 Jahre sogar Herrschaftssitz. „Es gab keinen großen Wohlstand im Land der armen Hansel.“
Pfarrer Arne Schmitz hob hervor, dass die Sterbfritzer den Neuankömmlingen zunächst zurückhaltend begegneten. „Daraus wird aber schnell Freundlichkeit und Vertrautheit.“ Allerdings sei ihnen die Sturheit in die Wiege gelegt, meinte der Rheinländer. Sterbfritz liege mitten in Deutschland. Dies sei daran zu erkennen, dass samstags die Straße gekehrt und der Rasen gemäht werde. Der Seelsorger freute sich, dass die Kirche weit über den Ort hinaus strahle und für die Bewohner in der langen Geschichte eine große Bedeutung besitze. Der Pfarrer ist bekanntlich immer für Überraschungen gut. Er bat Festbesucher auf die Bühne, ließ ihr Alter addieren, um zu dokumentieren, was für Menschen hinter 1200 Jahren steckten. „Jetzt fehlt noch ein 55-Jähriger, dann sind wir komplett“, so Arne Schmitz.
Der Kindergarten „Rappelkiste“ erklärte den Ursprung des Ortsnamens in einem Singspiel. „Sterbfritz kommt von Starcfried. War vielleicht ein Handwerksgeselle. Ist von Dorf zu Dorf gewandert und hat sich ein Haus gebaut, weil es ihm hier so gut gefallen hat.“ Ortsvorsteher Stefan Euler moderierte den Nachmittag. Die Landfrauen und die Sängerinnen boten in alten Bergwinkeltrachten selbst gebackenen Kuchen an.
Musikalisch umrahmen der Musikverein Sannerz und der evangelische Kirchenchor Sterbfritz/Breunings die Auftaktveranstaltung der 1200-Jahr-Feier. Ende Juni geht es weiter mit Heimatabend und stehendem Festzug.+++