"Mehr mit dem Fremden beschäftigen"
HASAN: Moslem, Deutscher, türkische Wurzeln - Was ein Vollbart alles bewirkt
Fotos: Julius Böhm
27.01.2015 / FULDA -
Seit guten sechs Wochen lässt sich Hasan einen Vollbart stehen. "Seither sind einige komische Sachen passiert", sagt er. Dabei war das ganze nur ein modischer Versuch. Der Mann in der Opel-Werbung habe so seriös, so cool gewirkt mit der vollen Pracht im Gesicht. Ein Versuch war es wert. Dass im Freundeskreis der ein oder andere "Terroristen-Scherz" kommen würde, war Hasan klar, aber dass er deshalb anders auf Menschen wirkt, nicht.
Hasan Kuzca ist 35 Jahre alt und in Fulda geboren. Vor über 40 Jahren kam sein Vater aus Anatolien (Türkei) als Gastarbeiter nach Deutschland, heiratete seine Frau und gründete eine Familie. "Ich fühle mich schon extrem eingedeutscht. Ich spreche sogar meinen eigenen Namen nicht mehr türkisch aus", sagte der 35-Jährige im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. "Ich bin hier geboren und ich glaube, ich werde Fulda auch nie wieder verlassen." Nach dem Realschulabschluss machte er eine Ausbildung bei Mediamarkt und sammelte Berufserfahrung. Vor zehn Jahren hat er mit zwei Kumpels, einem Deutschen und einem Marokkaner, die Freshfood Company Fulda gegründet. Die Geschäfte in den drei Subwayfilialen laufen gut, viele junge Menschen finden in dem Betrieb Arbeit.
Seit Hasan seinen modischen Versuch mit dem Vollbart wagt, passieren ihm seltsame Dinge. Er scheint in eine Schublade gesteckt zu werden, möchte das aber nicht auf diesen Bart zurückführen. "In den letzten vier Wochen wurde ich drei Mal von der Polizei angehalten - die komplette Prozedur mit Drogentest. Zuvor war ich in über 15 Jahren mit dem Führerschein insgesamt maximal in drei Polizeikontrollen." In seinem Laden in der Frankfurter Straße häufen sich in letzter Zeit auch immer mehr Diskussionen über Migranten, Einwanderer und Flüchtlinge, wenn man ihn sieht. "Ich hatte eine Diskussion mit einem älteren Herren, der PEGIDA-Anhänger war. Ich habe ihn gefragt, was ich denn tun könne, um nicht mehr in die "Islam-Schublade" gesteckt zu werden - darauf wusste er keine Antwort."