Wer nix wird, wird Wirt?
Rainer DIETZ vom Posthotel Johannesberg präsentiert die Zahlen seiner Branche

Fotos: I. Jakob-Diedolph
15.12.2014 / LAUTERBACH -
Gastgeber Rainer Dietz, Inhaber des Posthotels Johannesberg in Lauterbach ( www.posthotel-johannesberg.de ) , nutzte den die aktuellen Konjunkturdaten der Region, um ein Statement über die derzeit bestehende Situation in Gastronomie und Hotellerie abzugeben. Aus seiner Sicht wird das Bild zur tatsächlichen Lage und den Anforderun-gen an die Branche durch Fernsehauftritte in Kochshows und Dokumentationen nicht gerecht. Das Gewerbe in Zahlen angesehen weist ein Umsatzaufkommen von rund sechs Milliarden Euro auf, erwirtschaftet von 17.885 hessischen Betrieben. Davon werden rund 1,7 Milliarden Euro von der Hotellerie und etwa 1,9 Milliarden Euro von der Speisengastronomie, aber nur noch knapp 710 Millionen Euro von der Getränke geprägten Gastronomie erwirtschaftet.
Gute Umsatzzahlen mit zirka 1,6 Milliarden Euro verzeichnen Kantinen und Caterer, die auch zum Gewerbe zählen. Diese Arbeit leisten aktuell 154.076 Arbeitnehmer in Gastronomie, Hotellerie und Kantinen sowie Catering-Unternehmen. Die Zahl von Auszubildenden in Hessen beträgt etwa 4.962, davon sind im Kammerbezirk Gießen-Friedberg 418 Ausbildungsverhältnisse eingetragen. „Leider muss man in der Zukunft durch den demografischen Wandel mit stark zurückgehenden Ausbildungszahlen“, bedauert Dietz. Noch sind die Ausbildungszahlen für Hessen gut und die Betriebe bilden stetig aus. Probleme bereite der Gastronomie eine hohe Zahl von gescheiterten Ausbildungsverhältnissen und Aussteigern. Während nach Ausbildungsende etwa ein Drittel der Branche treu bleibe, steige ein weiteres Drittel vorher aus. Das letzte Drittel orientiere sich direkt nach Erhalt der Abschlussprüfung um. Generell sei die Mitarbeiterfindung in der Gastronomie schwierig geworden. Viele Arbeitsplätze könnten nicht besetzt werden, da es entweder an Bewerbern selbst oder an deren Qualifikation fehle. Quereinsteiger nach dem Motto „wer nix wird, wird Wirt“ gäbe es kaum noch.
Als Gründe sieht der Lauterbacher Gastronom und Hotelier unattraktive Arbeitszeiten sowie die Entlohnung. „In vielen Fällen kann die Gastronomie nicht die Einnahmen erzielen, die für eine ausreichende Entlohnung benötigt“, weiß Dietz. Der Gast akzeptiere nicht jeden Preis. Von Seiten der Gastronomie müsse hier schnelles Handeln gezeigt werden, um Arbeitsplätze attraktiver zu gestalten. Im Posthotel habe daher von Anfang an statt Teildienst den Schichtdienst eingeführt. Bei der Dienstplanerstellung würde – so es betriebliche Anforderungen zulassen – auf Wünsche der Mitarbeiter eingegangen. Arbeitszeiten würden eingehalten oder bei Mehrarbeit entschädigt. Die Fluktuation im Posthotel sei deshalb gering, einige Mitarbeiter seien über 25 Jahre betriebszugehörig.
ERSTABDRUCK des Berichtes in der jüngsten Ausgabe der IHK-Zeitschrift "Wirtschaft" für die Region Gießen/Friedberg +++