Waldhessen unter der Lupe (18)

Das Herz der Biberstadt schlägt für ihre Mitte

Ein Wahrzeichen der Stadt ist der Bebraer Wasserturm, ein Industriedenkmal, in dem ein kleines, aber feines Eisenbahnmuseum untergebracht ist.
Archivfoto: Gerhard Manns

28.11.2014 / BEBRA - Die Biberstadt hat sich in den vergangenen Jahren beachtlich gemausert: Bebra lebt auf, Aufbruchstimmung macht sich breit – der Stadtsanierung sei Dank. Lobende Worte findet Bürgermeister Uwe Hassl (parteiunabhängig) für das Mammut-Projekt – für die Idee, eine dynamische, quirlige und attraktive Innenstadt zu schaffen, um die Anziehungskraft des Zentrums langfristig zu verbessern. „Die Entscheidung für ‚Zurück in die Mitte!‘, die die städtischen Gremien bereits vor meinem Amtsantritt fällten, war absolut richtig“, unterstreicht der Rathaus-Chef, der seit März Bebras Geschicke leitet.

Vor allem vor dem Hintergrund, dass die Stadt in 2000 ein Maximum an Leerständen zu verzeichnen gehabt hätte. So seien im Zuge der Stadtsanierung II jede Menge Freiflächen generiert worden. „Man stand damals vor der Frage, ob man diese entstandenen Areale in Grün- oder Parkflächen umwandelt, oder den Lückenschluss sucht, um die Innenstadt zu beleben und negativen Entwicklungstendenzen, wie Leerständen und Verödung, entgegenzuwirken“, erläutert Uwe Hassl. Das Unterfangen, ein Handelszentrum zu errichten, sei völlig korrekt gewesen. In der Tat wertet „das be!“, das am 25. September seine Pforten öffnete, das Stadtbild gewaltig auf und sorgt gleichzeitig dafür, dass mehr Besucher die Biberstadt – deren Mitte – aufsuchen.

„das be!“ als Motor für die Innenstadtbelebung



Das Einkaufsparadies, das mit einem Investitionsvolumen von 13,6 Millionen aufwartet, wird von der Stadtentwicklung Bebra GmbH (SEB) betrieben, einer 100-prozentigen Tochter der Stadt Bebra. „Momentan steckt unser Handelszentrum, das mit seiner Wohlfühlatmosphäre und seinem großstädtischen Flair besticht und dabei einen Ort des Verweilens verkörpert, noch in einer Art Findungsphase“, meint der Bürgermeister, der hofft, dass „das be!“ eine Magnetwirkung auf den Einzelhandel ausübt. „Ich glaube fest daran, dass die Leerstände, die aus dem Umzug der Firmen in unser Handelszentrum resultieren, zukünftig behoben werden, indem es weitere Geschäftsleute in Bebras Mitte zieht.“ Uwe Hassl ist davon überzeugt, dass es ideal gewesen sei, das Handelszentrum in die Obhut der SEB zu geben: „Man nahm es somit aus den politischen Entscheidungsprozessen, wo immer unterschiedliche Auffassung vorherrschen, heraus. Aus diesem Grund wurde das Projekt nicht totdiskutiert, nichts war kontraproduktiv.“

Die endlose Geschichte vom Breitenbacher „Baggerloch“

Als „never ending story“ erachtet der ausgebildete Rechtsanwalt die Pläne, Visionen und Debatten, die seit einer gefühlten Ewigkeit um das Breitenbacher „Baggerloch“ kreisen. „Meiner Ansicht nach bemüht man sich in Bebra seit etwa 30 Jahren, das ‚Baggerloch‘ einer Freizeitnutzung zuzuführen, wobei dies wegen des Landschafts- und Naturschutzes nicht wirklich in die Tat umgesetzt werden konnte“, sagt er. Nun sei es endlich gelungen, einen Bebauungsplan (BP Nr. 27) auf den Weg zu bringen, weil sich ein erster Investor gefunden hätte, der im nördlichsten Teil des Gefildes eine Saunalandschaft errichten möchte. „Der Bebauungsplan entpuppt sich übrigens als bestmöglicher Kompromiss zwischen dem Naherholungswunsch unserer Bürger und dem Naturschutz“, versichert Uwe Hassl.

Damit der Bebauungsplan, der mit einem Eingriff in die Natur verbunden ist, von den zuständigen Behörden genehmigt wird, muss im Gegenzug eine Ausgleichsfläche bereitgestellt werden. Die Krux: Über eine solche Fläche am Stück, die circa der Größe von vier Fußballfeldern entspricht, verfügt die Stadt Bebra nicht. „Wir müssten eine solche Fläche für teures Geld erwerben“, erklärt der Rathaus-Chef. „Ansonsten können wir uns vom Traum, in dem Naturschutzbelange, Naherholung und Tourismus eine Symbiose bilden, verabschieden.“ Erfülle sich dieser Traum, seien keine großen Bauvorhaben zu erwarten: Neben der Saunalandschaft mit Strandabschnitt auf der Nordseite des „Baggerlochs“, könnte im Süden ein Seerestaurant mit Strandpromenade errichtet, der Campingplatz erweitert sowie auf der Halbinsel Spielplätze und eine kleine Seebühne installiert werden. Das hiesige Anglerheim bleibe selbstverständlich unangetastet. „Unter realistischer Betrachtung wird sich meiner Einschätzung nach an der gegenwärtigen Situation in der nächsten Zeit keine wesentliche Veränderung ergeben, aber dennoch könnte so mancher Bebraner der Thematik offener gegenüberstehen“, bilanziert Uwe Hassl.

Bahnhof im Blickpunkt

Vom Naherholungsgebiet in den Fuldaauen zurück in die Innenstadt, genauer gesagt: zum einstmals wichtigstem Verkehrsknotenpunkt des Landes – dem Bebraer Bahnhof. „Um Bebras Historie als große Eisenbahnerstadt zu würdigen, muss unser Bahnhof mehr sein, als eine reine Verkehrsstation“, bekräftigt der Bürgermeister. „Sicherlich hat die Bahn investiert, eine barrierefreie Verkehrsstation geschaffen und die Funktionalität gewährleistet, aber für die städtische Infrastruktur wurde nichts erreicht.“ Aus diesem Grund müssten der Lokschuppen und das geschichtsträchtige Inselgebäude unbedingt erhalten bleiben. Einen ersten Schritt in diese Richtung haben Bebras Parlamentarier bereits vollzogen: Sie sprachen sich mehrheitlich dafür aus, die Sicherung des Lokschuppens in die Verantwortung der SEB zu übergeben. „Eventuell wird sich der Lokschuppen in eine Mischung aus Museum und Event-Lokation verwandeln“, wagt Uwe Hassl den Blick in die Zukunft.

„Doch jetzt liegt es zunächst in den Händen der Stadt, die Eingänge zum Bahnhofsgelände zu sanieren, die Zuwegung zu bauen sowie den Bahnhofsvorplatz behindertengerecht und kundenfreundlich umzugestalten.“ Ende 2016 sollen die größten Baustellen behoben sein. Ausruhen kann sich der Bürgermeister dennoch nicht: Weitere Felder, die beackert werden müssen, hat Uwe Hassl bereits ausgekundschaftet. „Priorität genießen die Straßenbaumaßnahmen in den Stadtteilen, die Schaffung von Gewerbeflächen und die Verbesserung der Infrastruktur in unserem Gewerbegebiet. Dort, wo das Geld verdient wird, passierte in der Vergangenheit nicht sehr viel. Ich denke hierbei beispielsweise an schnelleres Internet.“ Leider werde ihm von Tag zu Tag bewusster, dass solche Projekte in Zeiten der Haushaltkonsolidierung schwer zu stemmen seien. „Am Ende sparen sich die Kommunen schlicht und ergreifend kaputt“, moniert Uwe Hassl. Investiert in ihre Zukunft hat die Biberstadt trotzdem: Jetzt treffen sich erst einmal alle im „be!“ – in Bebras Mitte, im Herzen der Stadt. Weitere Informationen können unter http://www.bebra-stadt.de/ abgerufen werden. (Stefanie Harth) +++

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