Weit weg ist näher als man denkt

Elisabeth-Preis der Caritas für ehrenamtliches Engagement für Flüchtlinge und Asylbewerber

Die Redner, Laudatoren und Organisatioren mit den Preisträgern

22.11.2014 / FULDA - „Weit weg ist näher als du denkst“ – das Motto des diesjährigen Elisabeth-Preises könnte auch zentrales Motto für das Leben in der globalisierten Welt sein. Binnen weniger Stunden kann man per Flugzeug an Orte gelangen, die zunächst weit entlegen erscheinen. Probleme wie Klimawandel und Flüchtlingsströme betreffen nicht nur die Orte, an denen die akuten Direktfolgen spürbar sind, sondern schwappen auch auf andere Regionen über. Das Motto kann aber auch auf den kleinen, nachbarschaftlichen Raum zutreffen. Es ist eine Einladung, dort hinzuschauen, wo man sonst nicht genau hinschaut. Daher hat der Caritasverband der Diözese Fulda nun bereits zum fünften Mal den Elisabeth-Preis für soziales Engagement verliehen, dieses Mal mit einem Schwerpunkt auf ehrenamtliche Arbeit für Flüchtlinge und Migranten.

Üblicherweise werden drei Geldpreise á 1000 Euro vergeben, in diesem Jahr wurden aber vier ehrenamtliche Organisationen ausgezeichnet. Die Preisträger konnten sich im Vorfeld selbst bewerben, oder von anderen vorgeschlagen werden. Drei der Preisträger kommen aus Osthessen und sorgen hier mit ihrem persönlichen Einsatz dafür, dass Flüchtlinge und Asylbewerber leichter Fuß fassen können.



Die vier Preisträgerprojekte


Das Projekt „Runder Tisch Asyl in Schmalnau“ startete 2013 und soll Menschen mit Bereitschaft zu ehrenamtlichem Engagement und Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft Schmalnau zusammenbringen. So soll zu deren Integration beigetragen werden. Der Runde Tisch bietet Möglichkeiten des Kennenlernens und der Vermittlung von Hilfsangeboten. Zudem trägt das Engagement zum Abbau von Vorurteilen und Barrieren bei. Bürgermeisterin Brigitte Erb sprach für den Runden Tisch und zeigte sich sehr erfreut über das ehrenamtliche Engagement ihrer Bürger.

Aus Fulda kommt das Projekt „Welcome Initiative Fulda“. Dieses ging aus der Save me-Kampagne hervor, die in Fulda bereits seit fünf Jahren besteht. Die Ehrenamtlichen möchten hier eine Willkommenskultur schaffen und Asylbewerbern und Flüchtlingen Hilfe anbieten. Dahinter steckt auch die Frage: „Wer sind die Asylbewerber, die bereits hier leben?“ Zudem möchten sie das Bewusstsein für das Thema „Flucht“ in der Öffentlichkeit stärken und politische Gremien darauf aufmerksam machen.

Ebenfalls in Fulda ansässig ist das Projekt „Malteser Migranten Medizin“ des Malteser Hilfswerks. Das Projekt bietet Menschen ohne Aufenthaltsstatus und Wohnungslosen ohne Krankenversicherung eine medizinische Versorgung an. Die ärztliche Hilfe erfolgt unter Wahrung der Anonymität der Patienten in den Räumlichkeiten des Herz-Jesu-Krankenhauses. Ziel darüber hinaus ist es, die Patienten anschließend in die gesetzliche Krankenversicherung zu bringen. In den zwei Jahren, in denen das Projekt besteht, haben rund 150 Menschen den Weg in die Sprechstunde gefunden. Vier Ärzte, vier examinierte Krankenschwestern und ein Zahnarzt kümmern sich um die Versorgung der Patienten.

Das vierte Projekt stammt von der Caritas Kassel. „Sprache als Schlüssel zur Teilhabe“ – hinter diesem Titel verbirgt sich eine Aktion, bei der durch Spenden Sprachunterrichtseinheiten für Asylbewerber finanziert werden. Für zehn Euro erhält jeder Spender ein grünes Filz-Schlüsselband als Symbol für eine Stunde gespendeten Deutschunterricht für zehn Asylbewerber. Da bei jedem Amtsgang und auch in allen anderen Alltagssituationen Deutschkenntnisse notwendig sind, aber geförderter Deutschunterricht für Flüchtlinge in der Regel nicht vorgesehen ist, versuchen die Ehrenamtlichen, hier eine Lücke zu schließen.



Als Festredner war Dr. Oliver Müller, Leiter der Caritas International, zu Gast. Er sprach über die Arbeit der Caritas, deren Bedeutung und die Notwendigkeit ehrenamtlichen Engagements. In 160 Ländern der Welt gibt es Landesverbände der Caritas. Von Deutschland aus leitet die Aktion weltweite Hilfsaktionen. Millionen von freiwilligen und hauptamtlichen Mitarbeitern seien daran beteiligt, denen beispielsweise im Jahr 2014 circa 60 Millionen Euro für ihre Arbeit zur Verfügung stehen. Dieses Geld setzt sich unter anderem aus staatlicher Unterstützung und auch aus Spenden zusammen.

Bürgermeister Dag Wehner gehörte ebenfalls zu den Rednern. Er erklärte seine Wertschätzung für die Arbeit der Caritas und der ehrenamtlich Engagierten. Kreisbeigeordnete Ulla Döppner sagte in ihrem Grußwort: „Wir sind froh, dass das Jahresthema Asyl von der Caritas aufgegriffen wird.“ Die Asylbewerber dürften nicht im Stich gelassen werden. Mit dem ehrenamtlichen Engagement vor Ort, das zeigte die Verleihung des Elisabeth-Preises, scheint da ein richtiger Weg beschritten. (st/pm)+++

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