Waldhessen unter der Lupe (17)
Bürgermeister Hans Ries setzt aufs Gestalten, nicht aufs Verwalten
Fotos: Stadt Heringen/Stefanie Harth
22.11.2014 / HERINGEN (Werra) - Mit wohlgefälligem Blick schaut Hans Ries aus dem Fenster seines Amtszimmers. Direkt ins Visier nimmt der Heringer Bürgermeister die Schillerstraße, die – wie sämtliche Straßenzüge in der Stadt und den Stadtteilen – eine Aufhübsch- oder auch Erneuerungskur verordnet bekam. Ein Mammut-Projekt verkörperte das großangelegte Kanal- und Straßensanierungsprogramm, das in den vergangenen neun Jahren umgesetzt wurde. „Die Straßen, Kanäle und Wasserleitungen waren komplett marode“, erzählt der Rathaus-Chef. „Vor diesem Hintergrund muss man sich einmal vor Augen führen, dass bis 2004 nur etwa 50 Prozent der Haushalte ordentlich an die Kläranlage angeschlossen waren und wir ein echtes Problem in Sachen Löschwasser-Bereitstellung hatten.“
In der Hochzeit der Baumaßnahmen seien in der Gemarkung mehr als 130 schwere Gerätschaften im Einsatz gewesen. „Ganz Heringen bestand aus Baggern“, lacht Hans Ries, der davon überzeugt ist, dass das Kanal- und Straßensanierungsprogramm eine Initialzündung für die Heringer dargestellt hatte. „Zeitgleich verschönerten viele Bürger ihre Häuser, Vorgärten und Höfe.“ Zurück zur Reinigung des Abwassers: Mittlerweile verfügt die Stadt im „Land der weißen Berge“ über eine neu errichtete Kläranlage in Kleinensee, während die Heringer Anlage für fünf Millionen Euro gerade saniert und die dritte im Bunde bei Herfa in circa zwei Jahren rundum erneuert wird. „Summa summarum sprechen wir über Tiefbaumaßnahmen in einer Größenordnung von 100 Millionen Euro“, bilanziert der Bürgermeister. „Die beste Förderung, die wir je bekommen haben, ist der vorherrschende niedrige Zinssatz – das habe ich ausgenutzt, um unsere Infrastruktur zu stärken.“ Das heißdiskutierte Ganzjahresbad sei in der Geschichte der Investitionen nur ein Nebenschauplatz gewesen. Einen Nebenschauplatz, den die Stadt allerdings unbedingt brauche, um attraktiv zu bleiben und ihre Funktion als Mittelzentrum beizubehalten.
Die gut 30 Windräder sollen über eine Kapazität von etwa 90 Megawatt verfügen. Standorte, wie die Gaishecke, der Waltersberg sowie der Bereich um den Monte Kali, sind im Gespräch. Bis die Stahlriesen die Energie des Windes ernten, könnten freilich noch zwei bis drei Jahre ins Land ziehen. „Dann wird die Stadt Heringen Energieexporteur, um die Ressourcen unserer Erde zu bewahren und zu schützen“, unterstreicht der Rathaus-Chef, um darauf aufmerksam zu machen, dass Heringen als eine der ersten Kommunen ihre Dachflächen zur Erzeugung von Strom aus Photovoltaikanlagen verpachtet hat.
Schnelles Internet für Heringen
Als schönes Projekt, das älteren und pflegebedürftigen Menschen die Möglichkeit bietet, in ihrer angestammten Heimat wohnen bleiben zu dürfen, stellt sich laut Hans Ries der Neubau eines Pflegeheims in der Fuldischen Aue heraus. „Um unser Vorhaben verwirklichen zu können, musste alte Bausubstanz weichen, um Platz für etwas Neues zu schaffen.“ Richtfest soll in Kürze gefeiert werden. Das Pflegeheim, das über 60 Plätze verfügt, soll im Frühjahr 2015 seine Pforten öffnen. Lobende Worte findet er für die sechs Kindereinrichtungen sowie für die Georg-August-Zinn-Grundschule und die Werratalschule, eine Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe. „Unsere Kinder können hier bis zum Abitur alles bildungstechnisch erledigen, was gerade für junge Familien von großem Vorteil ist.“
In puncto soziale Gerechtigkeit in die Pflicht genommen sieht sich Hans Ries als ehemaliger Gewerkschafter: „Was es bei mir nicht geben wird, sind sogenannte Ein-Euro-Jobber oder überlassene Arbeitskräfte. Wenn jemand acht Stunden für die Kommune arbeitet, muss er auch von seinem Gehalt seine Familie ernähren können.“