Es boomt im Landkreis
Mehr Ausbildungsstellen als Bewerber - Ausbildungsmarkt 2014 unausgeglichen
31.10.2014 / FULDA -
Mit Blick auf die deutlich gesunkene Arbeitslosenquote im Bezirk Bad Hersfeld-Fulda der Agentur für Arbeit konnte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Waldemar Dombrowski, am Freitagnachmittag auch eine positive Entwicklung am Ausbildungsmarkt präsentieren – zumindest aus Sicht der Bewerber läuft es da in der Region Fulda nämlich hervorragend.
Die Region habe eine Ausnahmestellung. Hessenweit gebe es im Durchschnitt für 100 Bewerber nur 75 Ausbildungsstellen, in der Region Fulda beinahe doppelt so viele, nämlich 137 Stellen pro 100 Bewerber. Von Oktober 2013 bis September 2014 meldeten sich bei der Arbeitsagentur in Fulda 1.512 junge Frauen und Männer als Bewerber für einen Ausbildungsplatz. Zwar seien das 103 weniger gewesen als 2013, doch gelte es dabei zu berücksichtigen, dass dabei weit weniger Altbewerber – also Menschen, deren Schulabschluss nicht in diesem Jahr, sondern bereits früher war und die nicht vermittelt wurden – waren, als im hessenweiten Durchschnitt. „Der junge Bewerber hat in der Region eine gute Auswahl“, so Dombrowski erkennbar erfreut.
So weit, so gut. Viele Ausbildungsplätze, genug für alle Bewerber im Landkreis, das klingt zunächst toll. Bei genauerem Hinsehen aber wird klar, dass hier auch Gefahren lauern. „So schön die Situation aus Bewerbersicht ist, wir haben immer größere Probleme, Kräfte für freie Ausbildungsplätze zu finden“, sagt Dombrowski. Eine große Sorge steht im Raum: Fehlt der Nachwuchs, verstärkt sich auch der Fachkräftemangel. Auch fürchte er, dass sich bei zu vielen unbesetzten Ausbildungsplätzen irgendwann Resignation in den Ausbildungsbetrieben einstelle, dann könnte der Markt wieder kippen.
Mangel an Jugendlichen
Auch Sicht der IHK berichtete Hauptgeschäftsführer Stefan Schunck: „Mit 1.135 Ausbildungsverträgen (Stand 20.10.2014) haben wir in etwa genauso viele Ausbildungsverträge registriert wie im vergangenen Jahr.“ Zwar habe die Bewerbersuche zum Teil etwas länger gedauert, dafür seien aber auch ältere Bewerber oder Bewerber mit schlechteren Schulnoten angestellt worden. In diesem Punkt schienen sich die Beteiligten einig, seien Ausbildungsbetriebe in der aktuellen Situation deutlich flexibler.
Wichtig: Frühzeitiger Kontakt zu späteren Azubis
Neben der Sicherung qualitativ hochwertiger Ausbildung wollen die Akteure vor allem in Veranstaltungen zur Berufswahlorientierung investieren. Jährlich, so auch im Frühjahr 2015 wieder, findet in Fulda die Aktionswoche Ausbildung statt. Daran beteiligen sich Schulen wie auch Ausbildungsbetriebe. 2014 waren über 1.000 Schüler dabei. Warum Fuldas Ausbildungsmarkt eine hessenweite Sonderstellung hat, versuchte Dombrowski sich wie folgt zu erklären: Kleine und mittelständische Unternehmen in der Region bilden gut aus. Dennoch, bei einer Arbeitslosenquote von nur 3,2 Prozent wachse auch auf sie der Druck. Man habe Sorge, keine neuen Gesellen mehr zu bekommen und so entscheide man sich, selbst auszubilden. Zudem habe die Region seit fast zehn Jahren eine aufsteigende Konjunktur.
Die Überhänge bei den Ausbildungsplätzen wiederum seien dadurch bedingt, dass die Region über Jahre hinweg von der Nähe zu Thüringen profitiert habe, es dort nun aber dem Markt auch besser ginge. Der „Import“ von Arbeitskräften aus Nachbarregionen sei nun schwieriger. Gerade in Landkreisen wie dem Vogelsberg sieht er da aber Potential. Nicht zuletzt gebe es noch Menschen, die mit Mitte Zwanzig oder als junge Mutter ihre Chancen als geschrumpft sähen. Die Arbeitsagentur will hier, gemeinsam mit ihren Partnern auch weiterhin Chancen bieten. Teilzeitausbildung sei da nur eine Option.
Auszeichnung an Ausbildungsbetriebe
Schließlich konnte die Arbeitsagentur noch die Leistungen dreier regionaler Betriebe als Ausbildungsbetriebe auszeichnen. Die Bäckerei Pappert, vertreten durch Geschäftsführer Bernd Pappert, umfasst knapp 90 Fachgeschäfte in der Region. Pappert selbst ist Bäcker und Konditor in der siebten Generation und legt großen Wert auf qualitativ hochwertige Ausbildung. Der Betrieb bildet Bäcker, Konditoren und Fachverkäufer aus. In diesem Jahr wurden etwa 35 neue Auszubildende eingestellt.
Auch die JobAG erhielt eine Urkunde. Personalmanagerin Susanne Diel nahm die Auszeichnung entgegen. 22 Azubis und sieben duale Auszubildende sind derzeit dort angestellt. Ebenfalls herausragend als Ausbildungsbetrieb ist die EMOD Motoren GmbH aus Bad Salzschlirf. In der weltweit exportierenden Elektromotorenfabrik können vier Berufe erlernt werden: Der des Zerspanungsmechanikers, der des Elektronikers, der Kaufmannsberuf und der des technischen Zeichners. Jährlich bietet das Unternehmen 12 bis 14 Ausbildungsplätze an, die bis jetzt immer komplett besetzt werden konnten. Eine Tendenz, der sich der Ausbildungsmarkt in der Region Fulda – sofern möglich – zumindest wieder etwas annähern dürfte. (Sabrina Ilona Teufel)+++