"Wichtiger Beitrag zum Opferschutz"
Neuer Zeugenraum von Amts- und Landgericht Fulda eingeweiht
Fotos: Konstantin Müller
24.10.2014 / FULDA - Zeuge innerhalb eines Strafprozesses zu sein ist eine enorme Ausnahmesituation. Umso wichtiger sei es, die Belastung der Betroffenen so gering wie möglich zu halten. Gerade bei Vernehmungen komme es zu ungeahnten Stresssituationen – das weiß Dr. Patrick Liesching, Vizepräsident des Landgerichts Gießen. Am Freitagmorgen wurde im Landgericht Fulda ein neues Zeugenzimmer eingeweiht. Vor Strafprozessen können sich Opfer von Gewaltverbrechen hier abseits des Trubels in den Korridoren erholen und mental auf ihre Aussage vorbereiten. Gerade das erneute Wiedersehen mit dem Täter rufe die negativen Erinnerungen an das Erlebte wieder ins direkte Bewusstsein der Zeugen. Zeugen fungierten in der Justiz als bloße Beweismittel - das sei allerdings kein böser Wille. Trotz aller Neutralität, an die sich Richter halten müssen, habe der Zeugenschutz oberste Priorität, so Dr. Liesching.
Auf wohnlich eingerichteten 26 Quadratmetern befinden sich zwei Ledersofas, drei moderne Gemälde, ein Couchtisch und ein Tisch mit vier Stühlen. Durch die vier Fenster wird der Raum bestens ausgeleuchtet. Das Hessische Immobilien-Management hat sich die Mühe gemacht, den früheren Arbeitsraum für Referendare in einen modernen Aufenthaltsraum zu verwandeln. Die Einrichtung wurde von der Bewährungshilfe Bad Hersfeld e.V. gesponsert.
Der Vizepräsident des Fuldaer Landgerichts, Dr. Reinhard Hawran, sieht in dem Zeugenraum einen „wichtigen Beitrag zum Opferschutz“. Bei dem Zeugenraum handelt es sich um ein gemeinsames Projekt des Amts- und Landgerichts Fulda; die Idee sei in der Justiz schon länger präsent gewesen. Jetzt konnte das Projekt endlich realisiert werden. Dr. Hawran möchte den Raum in Zukunft noch mit einer Bücher- und einer Spielecke versehen. Auch sensible Verhörungen, wie beispielsweise das Gespräch mit Kindern in schwierigen Familienangelegenheiten, wären in der wohnlichen Umgebung denkbar.+++