"Patienten und Qualität leiden"
ÄRZTLICHER NOTDIENST: Callcenter am Telefon - Mediziner verärgert
01.10.2014 / REGION -
Die Mediziner im Kreis Fulda, die sich am Ärztlichen Bereitschaftsdienst (ÄBD) beteiligen, sind sauer. Der Grund: eine Reform der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Hessen. Danach werden die Termine nicht mehr über die Zentrale am Klinikum Fulda, sondern über ein Callcenter in Kassel koordiniert. "Hier ist ein Verfahren abgelaufen, das uns einfach aufdiktiert wurde", sagte Obmann und Hausarzt Thomas Mitsche. Er spricht für die 370 niedergelassenen Ärzte, die am Wochenende, an Feiertagen und in der Nacht den Notdienst für Stadt und Landkreis Fulda sowie die Vogelsbergstadt Schlitz sicherstellen. Auch die Rufnummer ändert sich.
Ab sofort ist der ÄBD unter der bundesweiten Nummer 116 117 erreichbar.
Zum heutigen 1. Oktober tritt die Änderung in Kraft. Es ist die vierte von fünf Wellen innerhalb der Neuorganisation. "Die Patienten und die Qualität werden darunter leiden", sagen die Ärzte. Aus Sicht der KV werden Strukturen vereinfacht. "Das ist keine Begründung, mit der wir leben können", erklärte Mitsche im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. Fulda hätte immer eine "Leuchtturmfunktion" übernommen, denn "wir haben uns, als einziger Bezirk in Hessen, komplett selbst organisiert".
"Wir sind absolut dagegen, dass alles aus Kassel koordiniert wird", machte Vize-Landrat und Gesundheitsdezernent Dr. Heiko Wingenfeld (CDU) seinen Frust deutlich. Nicht nur der Landkreis Fulda, sondern auch der hessische Landkreistag plädiere für eine Anbindung der Notdienst-Zentrale an die Rettungsleitstellen. "Das hätte viele Vorteile. Die Schnittstelle zwischen Notdienst und Rettungsdienst wäre enger beieinander. Das heißt: Disponierung aus einem Guss, aus einer Hand." Und es gehe auch um die Ortskenntnis, über die Einheimische verfügen. "Das ist ein Qualitätsmerkmal", so Wingenfeld, der weiter Gespräche mit den KV-Verantwortlichen suchen und für das bessere System kämpfen will.
Der Ärztliche Bereitschaftsdienst ist seit 2004 im linken Außenflügel des Klinikums Fulda zu Hause. Organisiert wird er von Elisabeth König von der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen, dem Betreiber dieses Notdienstes. Pro Jahr werden rund 30.500 Patienten (2013) behandelt. In rund 2.300 Fällen wurden nicht mobile Patienten zu Hause behandelt. Zum Team in Fulda gehören 370 Ärzte, die jeweils drei bis fünf Dienste pro Jahr übernehmen, 32 Arzthelferinnen und 25 Fahrer. Bei akuten Notfällen wie starken Herzbeschwerden, Bewusstlosigkeit, Vergiftungen oder schweren Verbrennungen muss der Rettungsdienst mit Notarzt unter der Notruf-Nummer 112 verständigt werden. (Christian P. Stadtfeld). +++