"Schlag, Krach, Aufmerksamkeit"
Großes Theater mit Festcharakter: Dieter WEDEL als neuer Festspielintendant vorgestellt - VIDEO
Alle Fotos: Hans-Hubertus Braune
27.09.2014 / BAD HERSFELD -
Wedel war mit seinem Team aus langjährigen Mitarbeitern angereist. Pressesprecherin Monika Liegmann und Regisseur und Stellvertreter Jörn Hinkel sollen auch in Bad Hersfeld an Wedels Seite arbeiten. Für den Filmemacher selbst ist Bad Hersfeld kein gänzlich unbekanntes Terrain. Vor zwei Jahren besuchte der gebürtige Frankfurter bereits die Premiere von Anatevka und zeigte sich von der Ruine begeistert. „Da kann es auch regnen und man wird als Zuschauer nicht nass“, ein Vorteil, den man an anderen Freilufttheater oft nicht habe.
Mit dem Ensemble und dem bestehenden Team will sich der neue Intendant in Kürze zusammensetzen. Doch auch seinen Vorgänger möchte er nicht außen vor lassen. Er erhofft sich sogar eine Inszenierung von Freytag im neuen Programm. Für den morgigen Samstag gibt es, so Wedel, bereits einen Gesprächstermin. „Ich schätze Holk Freytag als Regisseur. Ich hoffe, dass wir auch seine Verletzungen etwas mildern können.“, ein großes Vorhaben. Ob dies allerdings gerade Wedel gelingen kann, ist fraglich.
"Wer nicht feiern will, darf keine Festspiele verantworten"
Besonders verärgert zeigte sich der 72-Jährige über ihm bereits erteilte Medienschelte. Worms sei als Event-Tralala bezeichnet worden und in Bad Hersfeld mache man ernsthaftes Theater – diese Abqualifizierung will sich Wedel nicht gefallen lassen. Vielmehr sieht er in Bad Hersfeld weiteres Potential. „Entschuldigen Sie, machen Sie hier Stadttheater, oder machen Sie hier großes Theater in einer alten Ruine?“, fragte er kämpferisch. „Festspiele bedeuten auch, dass man feiert. Wer nicht feiern will, darf keine Festspiele verantworten.“ Trotzdem: Gutes Theater müsse sein und das sei sein großes Ziel.
Wedel polarisiert von Minute eins an. Er will Volkstheater machen und das mit Festcharakter verbinden. Klingt nach großen Namen und damit großer Aufmerksamkeit. „Die Vroni macht auch gern mal Theater“, deutet Wedel an und lacht. Doch spätestens hier wird klar: Dieser Mann weiß seinen Promibonus zu nutzen und sich zu inszenieren. Sponsoren wolle er ins Boot holen, um die Haushaltssituation zu verbessern, aber denen müsse man mehr bieten, als nur einen „Friedhof unter dem Plakat“.
Doch scheint er dafür recht langsam zu starten. 2015 erwartet Bad Hersfeld zunächst eine verkürzte Spielzeit. Dafür wollen Wedel und sein Team aber auch die kleinen Festspiele und die Jugendförderung wieder aufnehmen. Statt vieler neuer Stücke, wird ein neuer, zusätzlicher Spielort erwogen. Über eine mögliche Nutzung des Schilde-Parks wird verhandelt.
Inhaltlich wollte sich Wedel noch nicht auf Prognosen einlassen. Seine große Leidenschaft für Shakespeare, die er während der Pressekonferenz kundtat, gibt jedoch schon einen Hinweis. „Es muss auf die Stiftsruine passen, es muss finanzierbar sein und ich muss eine gute Besetzung zustande bekommen.“ - Bis Mitte November will Wedel das Programm für die kommende Spielzeit vorstellen, pünktlich zum Weihnachtsgeschäft, denn verkaufen kann er (sich) ja. (Sabrina Ilona Teufel)+++