Was ist mit den Blitzern los?

Drei "Blitzer-Kuriositäten" aus Osthessen

Ihn hat's erwischt - oder doch nicht?
Fotos: Julius Böhm/ Hendrik Urbin

26.08.2014 / REGION - Sie sind des Bürgers Feind, des Rathaus’ Freund - sie sollen die Verkehrssicherheit in Osthessen und der ganzen Republik gewährleisten, Temposündern den Garaus machen und nebenbei noch frisches Geld in die klammen Kommunen-Kassen spülen - Blitzer. Jeder, von 18 bis 80 hat eine Meinung zu diesen "Radarfallen", wie sie gerne auch genannt werden, und meist fällt diese nicht gerade positiv aus. Hält man sich nicht an die Tempolimits blitzt es ganz kurz, gefühlt bleibt die Welt für eine Sekunde stehen und zwei Wochen später flattert ein Überweisungsträger aus dem Ordnungsamt oder einer anderen Behörde ins Haus. Doch auch bei den "Starenkästen" läuft nicht immer alles rund. Wir haben drei besondere Blitzer in der Region für Sie unter die Lupe genommen.

Wie Sie sehen, sehen Sie nichts - immer noch kein neuer Blitzer in Marbach


Es war der 3. April dieses Jahres, als Unbekannte den Blitzer an der B 27 (Höhe Marbach, Richtung Fulda stadteinwärts) zerstört hatten - ein denkwürdiger Tag für alle Hasser der Radarfallen. Bis heute (knapp fünf Monate später) hat sich dort anscheinend nichts getan. "Zunächst mussten wir den Fall der Versicherung melden, haben uns aber gleich um Kostenvoranschläge gekümmert und die Reparatur in Auftrag gegeben. Durch die Sommerferien und das Fehlen eines Ersatzteiles hat sich das Ganze dann etwas verzögert", erklärte Karl-Josef Schwiddessen, Rathauschef der Gemeinde Petersberg. Er habe allerdings schlechte Nachrichten für Raser: "Mitte September ist der neue Blitzer fertig, sogar mit verbesserter Technik", kündigte Schwiddessen an. Für 70.000 Euro wurde von Analog- auf Digitaltechnik umgerüstet. "Wir haben die Möglichkeit quasi ausgenutzt, um die Radarfalle zu modernisieren. Deshalb hat die Versicherung nur die Hälfte der Kosten übernommen." An sich seien die Blitzer Höhe Marbach eine gute Einnahmequelle für die Gemeinde.


Verkehrte Welt in Dipperz - Zwei Blitzer "gucken" in eine Fahrtrichtung?

Besonders skurril sah es noch bis vor einer Woche am Ortsausgang von Dipperz (Landkreis Fulda) aus: In der 60er-Zone starrten die Verkehrsteilnehmer gleich zwei böse rote Augen an. Jemand hat einen der beiden Blitzer (nach Dipperz herein kommend) kurzerhand umgedreht. Im ON-Selbstversuch mit 70 Stundenkilometern löste der umgedrehte Blitzer nicht aus und hätte er den Temposünder sowieso nicht ablichten können. Das ist aber kein Wunder: "Die Blitzer sind beide schon seit Ende Mai außer Betrieb", verriet der Dipperzer Bürgermeister Klaus-Dieter Vogler auf Nachfrage von OSTHESSEN|NEWS. Man habe sie wegen der Verkehrsumleitungen im Rahmen der Dipperzer Ortsumfahrung abgestellt. Ob auf der neuen Umgehungsstraße Blitzer aufgestellt werden, sei noch offen: "Im Moment prüfen wir dort die Verkehrslage. Die beiden alten Blitzer jedenfalls werden demnächst abmontiert."


Er blitzt, aber irgendwie doch nicht 

Sicher stehen bleiben, wird der Blitzer auf der B27 zwischen den Anschlussstellen Leipziger- und Magdeburger Straße in Fulda. Dort sind 80 Kilometer in der Stunde für alle Verkehrsteilnehmer erlaubt - denkste. Nach §3 Absatz 3 Satz der Straßenverkehrsordnung: "Die zulässige Höchstgeschwindigkeit beträgt außerhalb geschlossener Ortschaften für Kraftfahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht über 7,5 Tonnen (...) 60 Kilometer pro Stunde". 

Genau deshalb blitzt es an der B27 auch öfter, wenn auswärtige LKW-Fahrer die Radarfalle zu schnell passieren. Es blitzt dagegen immer, wenn Stadt- und Reisebusse dort vorbeikommen. Zur Kasse gebeten werden die Fahrer aber nicht - der Grund: Busse gelten als Personenkraftwagen, sind von dem Tempolimit ausgenommen und dürfen daher 80 Kilometer in der Stunde fahren. Der Blitzer sieht nur ein großes Objekt kommen, kann nicht LKW von Stadtbus unterscheiden und löst umsonst aus. Glück gehabt. (Julius Böhm) +++


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