Prozessauftakt am Landgericht

Heimtückischer Mord im Schlafzimmer? 69-jähriger Ehemann angeklagt

Der Angeklagte und sein Verteidiger, TV-Anwalt Christopher Posch
Fotos: Peter Heller

14.08.2014 / FULDA - Dass seine Ehefrau an einem Kopfschuss aus seiner Jagdwaffe gestorben ist, räumt er ein. Die Hintergründe zu der Tat sind jedoch weiterhin unklar. Dem angeklagten 69-jährigen Reinhard H. wird vorgeworfen, Mitte Februar dieses Jahres seine Ehefrau heimtückisch in deren Schlafzimmer in Bebra ermordet zu haben. Mit seinem Jagdgewehr habe er der Schlafenden in den Kopf geschossen. Ein oder zwei Tage nach der Tat (unklar ist noch, ob das Opfer in der Nacht vom 18.02. auf den 19.02. oder vom 19.02. auf den 20.02.2014 erschossen wurde), wurde die Leiche der 67-jährigen Frau in dem Ehebett gefunden. Was genau vorgefallen ist, sollen ab Donnerstag zehn Verhandlungstage am Fuldaer Landgericht klären, an denen 27 Zeugen gehört werden. 



Nachdem die Anklage verlesen wurde, erklärte Verteidiger Christopher Posch (bekannt unter anderem aus einer Fernsehserie): "Mein Mandant ist eines nicht, nämlich ein Mörder. Er ist Teil einer Tragödie, die über Jahrzehnte andauerte." Er bewerte die Vorgänge ganz anders und plädiere vor allem darauf, dass keine Heimtücke vorliege. Der Angeklagte machte zum Prozessauftakt erstmals eine Aussage zum Geschehen. So hätte er am Abend vor der Tat mit seiner Frau im Wohnzimmer gesessen und Fernsehen geschaut. Die Ehefrau sei dann ins Bett gegangen und wollte dort ihre Talkshow weiter schauen. Nachdem der 69-Jährige ebenfalls ins Bett ging, stand sie plötzlich mit dem Messer in der Hand vor ihm und warf ihm erneut vor, er habe sie betrogen. "In den letzten Jahren hat sie das schon sieben Mal getan, das kann unsere Tochter auch bestätigen", so Reinhard O. Allerdings habe er sie nie betrogen.

Das ganze Spiel habe sich noch zweimal an dem Abend wiederholt, so dass er ins Wohnzimmer ging und sich ablenken wollte. Er habe dann die Sachen für die Jagd am nächsten Tag zurecht gelegt und auch die Jagdwaffe genommen und neben das Bett gestellt. "Warum weiß ich nicht", so der Angeklagte. Als seine Frau wieder mit dem Messer vor ihm stand, habe er nach der Waffe gegriffen, das Kissen zum Schutz vor sich gehalten, sei gestolpert und über seine Frau gefallen. Plötzlich habe sich ein Schuss gelöst. Anschließend habe er sie genommen, ins Bett gelegt und zugedeckt, und die restlichen Tage seien wie in Trance angelaufen. "Ich realisiere das heute noch nicht, das ist alles wie im Film", so Reinhard O.

Was genau in der Tatnacht vorgefallen ist und wie das Gericht die Beweise und Aussagen bewertet, sollen die nächsten Verhandlungstage klären. "Die Hauptverhandlung muss vor allem das Motiv des Angeklagten klären", sagte Staatsanwalt Andreas Hellmich. Fest stehe wohl nur, dass in der Ehe nicht alles in Ordnung war. "Dass der Reinhard jedoch so weit geht und seine Frau dann tatsächlich erschießt - da muss ja noch einiges vorgefallen sein", sagte auch die Familie des Opfers gegenüber OSTHESSEN|NEWS.
 "Man fragt sich ja auch, warum er keine anderen Maßnahmen ergriffen hat. Er hätte sich ja scheiden lassen können", so der Cousin des Opfers.

Am 02.09. 2014 wird die Verhandlung fortgesetzt. Da sollen dem Angeklagten Fragen zu seiner Aussage gestellt und später die ersten Zeugen gehört werden. (Anne Baumann) +++

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