Prozessauftakt am Landgericht
Heimtückischer Mord im Schlafzimmer? 69-jähriger Ehemann angeklagt
Fotos: Peter Heller
14.08.2014 / FULDA -
Nachdem die Anklage verlesen wurde, erklärte Verteidiger Christopher Posch (bekannt unter anderem aus einer Fernsehserie): "Mein Mandant ist eines nicht, nämlich ein Mörder. Er ist Teil einer Tragödie, die über Jahrzehnte andauerte." Er bewerte die Vorgänge ganz anders und plädiere vor allem darauf, dass keine Heimtücke vorliege. Der Angeklagte machte zum Prozessauftakt erstmals eine Aussage zum Geschehen. So hätte er am Abend vor der Tat mit seiner Frau im Wohnzimmer gesessen und Fernsehen geschaut. Die Ehefrau sei dann ins Bett gegangen und wollte dort ihre Talkshow weiter schauen. Nachdem der 69-Jährige ebenfalls ins Bett ging, stand sie plötzlich mit dem Messer in der Hand vor ihm und warf ihm erneut vor, er habe sie betrogen. "In den letzten Jahren hat sie das schon sieben Mal getan, das kann unsere Tochter auch bestätigen", so Reinhard O. Allerdings habe er sie nie betrogen.
Das ganze Spiel habe sich noch zweimal an dem Abend wiederholt, so dass er ins Wohnzimmer ging und sich ablenken wollte. Er habe dann die Sachen für die Jagd am nächsten Tag zurecht gelegt und auch die Jagdwaffe genommen und neben das Bett gestellt. "Warum weiß ich nicht", so der Angeklagte. Als seine Frau wieder mit dem Messer vor ihm stand, habe er nach der Waffe gegriffen, das Kissen zum Schutz vor sich gehalten, sei gestolpert und über seine Frau gefallen. Plötzlich habe sich ein Schuss gelöst. Anschließend habe er sie genommen, ins Bett gelegt und zugedeckt, und die restlichen Tage seien wie in Trance angelaufen. "Ich realisiere das heute noch nicht, das ist alles wie im Film", so Reinhard O.
Am 02.09. 2014 wird die Verhandlung fortgesetzt. Da sollen dem Angeklagten Fragen zu seiner Aussage gestellt und später die ersten Zeugen gehört werden. (Anne Baumann) +++