Der Stadtpfarrer bei O|N

Impulse von Stadtpfarrer Stefan Buß: "Die kleine Raupe Nimmersatt"

Ein neuer Impuls von Stadtpfarrer Stefan Buß.
Archivfoto: O|N / Hendrik Urbin

02.11.2020 / FULDA - Die Geschichte der kleinen Raupe Nimmersatt (englischer Originaltitel The Very Hungry Caterpillar) ist ein Bilderbuch des US-Kinderbuchautors und -illustrators Eric Carle (*1929), das im Jahr 1969 erstmals im Verlag Gerhard Stalling in Oldenburg erschien. Im Jahr 1999 erklärte der damals zukünftige US-Präsident George W. Bush die kleine Raupe Nimmersatt zu seinem Lieblingsbuch und sagte, das Werk habe ihn beim Heranwachsen beeinflusst.



Dieses Buch darf auch in keinem Regal einer Kindertagesstätte fehlen. Das Buch erzählt die Geschichte einer Raupe, die aus einem Ei schlüpft und sich eine Woche lang durch viele Lebensmittel frisst. Am Ende der Woche ist sie dick und rund, verpuppt sich und wird zu einem Schmetterling. Die Buchseiten haben Löcher durch die Bilder, die teilweise durch mehrere Seiten hindurchgestanzt sind, um zu veranschaulichen, wie sich die Raupe durch die Nahrungsmittel hindurchfrisst. Die Geschichte beginnt mit einem Ei, aus dem eine Raupe schlüpft, die alles Mögliche frisst, um größer zu werden. Auf jeder Buchseite ist ein Tag dargestellt:

1. Am Montag fraß sie sich durch einen Apfel, aber satt war sie noch immer nicht.
2. Am Dienstag fraß sie sich durch zwei Birnen, aber satt war sie noch immer nicht.
3. Am Mittwoch fraß sie sich durch drei Pflaumen, aber satt war sie noch immer nicht.
4. … usw.

Sie frisst jeden Tag mehr; am Samstag frisst sie verschiedenste menschliche Lebensmittel und fühlt sich danach schlecht. Am Sonntagmorgen frisst sie nur ein grünes Blatt und da geht es ihr viel besser. Dann frisst sie nichts mehr, sondern verpuppt sich und schlüpft nach zwei Wochen als Schmetterling. Die kleine Geschichte ist nicht nur ein pädagogisch wertvolles Buch, sondern auch mit tiefem theologischem Hintergrund.

Der Schmetterling ist ein uraltes christliches Symbol für die Auferstehung. Die Raupe als Bild für das Erdenleben und es wandelt sich im Tod und schlüpft in die neue Wirklichkeit, das neue Leben bei Gott. Dieses Symbol findet sich auch an einem alten Kreuz in der St. Ulrich-Kirche in Regensburg. Dort ist das sogenannte Schmetterlingsreliquiar ausgestellt. Diese wertvolle Emaillearbeit aus dem frühen 14. Jahrhundert fand man bei der Restaurierung eines gotischen Holzkruzifixes.

Das Reliquiar war versteckt in einem kleinen Hohlraum im Hinterkopf des Gekreuzigten. Es bringt zum Ausdruck: Für jeden Menschen hält Gott das Potential zur Verwandlung und Auferstehung bereit. Vielleicht ist es das Schönste, was man einem Menschen wünschen kann: Dort, wo das Leben verpuppt, versteinert und starr erscheint, kann sich ein neuer Geist entfalten, entsteht neues Leben. Auferstehung! Das ist unsere Hoffnung, die besonders in diesen Tagen beim Gedenken an unsere lieben Verstorbenen uns tragen soll. (Stefan Buß) +++

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