Von Osthessen auf den Weltmarkt (11)
Aus der Rhön an den Porsche: GMW fertigt Hightech in der Provinz
Fotos: GMW
20.02.2018 / GERSFELD -
Der Porsche 911er geht nächstes Jahr mit Akustik-Auspuffklappen in Serie, die aus Gersfeld kommen. Das mittelständische Unternehmen Gersfelder Metallwaren hat den Großauftrag an Land gezogen. Doch wie gehen Hightech und Provinz zusammen?
Der Familienbetrieb wurde 1970 in Gersfeld gegründet und beschäftigt derzeit 275 Mitarbeiter auf einer Werksfläche von 6.000 Quadratmetern. Das Unternehmen ist spezialisiert auf Produktionstechnik von Präzisionsbauteilen wie etwa Schalthebel, Auspuffhalterungen oder Montagegruppen. Der Zulieferermarkt für die Automobilindustrie ist weltweit hart umkämpft - doch im kleinen Gersfeld kann man mit den extrem niedrigen Lohnkosten anderswo konkurrieren: "Um wettbewerbsfähig zu bleiben ist es wichtig, seine Prozesse genau zu kennen und nicht-wertschöpfende Tätigkeiten zu eliminieren, da man sich Verschwendung in einem Hochlohnland wie Deutschland nicht leisten kann. Daher haben wir den Materialfluss im Unternehmen anhand von Layoutänderungen und neuen Logistikkonzepten beschleunigt. Dies hat dazu geführt, dass unsere Produkte schneller durch das Unternehmen fließen und die Mitarbeiter weniger Aufwand mit dem Handling haben. Weiterhin haben wir die letzten Jahre konsequent in hoch moderne Fertigungslösungen investiert, die es uns erlauben, dem Vorteil der niedrigen Herstellkosten in Fernost teilweise entgegenwirken zu können. Auch der Standort Rhön, in der Mitte Deutschlands, ist für die GMW nicht unbedingt ein Nachteil. Wir erreichen unsere Kunden in Süddeutschland genauso schnell wie in Norddeutschland", erklärt Maximilian Pfeifer, geschäftsführender Gesellschafter der Gersfelder Metallwaren GmbH.
Fertigungskompetenz ist bei der GMW das Zauberwort: "Wir unterstützen den Kunden von der ersten Anfrage bis hin zur Serienfertigung und das zu wettbewerbsfähigen Preisen. Gepaart mit einer sehr hohen Präzision ist es der GMW gelungen, eine Nische zu besetzen, in der unsere Kunden das Know-how und die Zuverlässigkeit schätzen. Das führt schon teilweise dazu, dass Großkunden auf uns zukommen, da sie wissen, dass wir der richtige Partner sind. So liefern wir beispielsweise auch hochpräzise Zahnräder für die Roboterindustrie nach China. Der Porsche-Auftrag ist natürlich ein Prestige-Projekt: Unser fünfköpfiges Ingenieurteam hat in enger Zusammenarbeit mit dem Kunden einen Prototyp konstruiert, Tests gefahren und schließlich kam es zur Abnahme und dem Auftrag.
Da unser Montageprozess sehr personalintensiv ist, ist die Steigerung des Auftragsvolumens natürlich mit der Schaffung von neuen Arbeitsplätzen verbunden. Aktuell haben wir zehn offene Stellen ausgeschrieben, im zweiten Quartal kommen nochmal mindestens fünf hinzu. Wir suchen vor allem qualifizierte Facharbeiter in der Fertigung. Das ist hier im ländlichen Raum nicht so einfach. Wir wollen verstärkt in junge Fachkräfte investieren und sie langfristig ans Unternehmen binden. Wir haben daher unsere Ausbildungsplätze verdoppelt und bieten nächstes Jahr acht Lehrstellen an. Außerdem haben wir viel an der Arbeitsplatzgestaltung gearbeitet, um für unsere Mitarbeiter ein besseres Arbeitsumfeld zu schaffen", erklärt Pfeifer. (mau) +++
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