Veterinäre sind sich uneinig
Haustierführerschein: Sinnvoll oder absolut unnötige Überregulierung?
Symbolfoto: Pixabay
15.11.2025 / REGION -
Egal ob Spielzeug, ein warmes Winteroutfit oder Leckerlis: Diverse Haushalte geben viel Geld für ihre tierischen Begleiter aus. Dennoch werden einigen Tierärzten zufolge viele Halter den Bedürfnissen der Tiere oft nicht gerecht: Sie berichten von starkem Übergewicht und schlechten Zähnen. Ein Kompetenznachweis für Halter soll Abhilfe schaffen. Doch kann das wirklich helfen?
Deutschland ist schon "komplett überreguliert"
Tierarzt Dr. med. vet. Gerald Schmidt aus Schenklengsfeld spricht sich entschieden gegen die Einführung eines solchen Scheins aus. Er betont, dass Deutschland ohnehin "komplett überreguliert" sei und ein weiterer Schein für Tierhalter "absolut nicht notwendig" wäre. Für ihn ist die Anschaffung und Haltung von Haustieren bereits durch bestehende Strukturen gut abgedeckt. Seiner Erfahrung nach informieren sich die meisten Menschen verantwortungsbewusst, bevor sie ein Tier kaufen. "Wir brauchen kein betreutes Denken, die meisten erkundigen sich schon." Nur eine "geringe Anzahl von Leuten" kaufe unüberlegt ein Tier. "Viele Leute rufen, bevor sie sich ein Haustier anschaffen, den Tierarzt an und fragen, was der für eine Rasse empfehlen würde oder ob sie das Tier überhaupt kaufen sollten." Auf diese Weise könne bereits im Vorfeld viel bewirkt werden, etwa beim Vermeiden von Tieren aus Qualzuchten oder gesundheitlich problematischen Tieren. Aufklärung sei Aufgabe der Tierärzte
Vielmehr sieht er den Tierarzt in der Verantwortung, Halter aufzuklären - etwa über ungeeignetes Spielzeug oder Haltungsfehler. "Das kann man aber auch nicht durch den Führerschein regeln, das sollte in der Tierarztpraxis geschehen. Man kann als Tierarzt auch darauf hinweisen, dass viele Spielsachen für Hunde oder Katzen absolut nicht geeignet sind, weil sie verschluckbare Teile haben oder aus Fäden bestehen, die Darmprobleme verursachen können." Solche Hinweise könnten direkt in der Tierarztpraxis gegeben oder durch Broschüren vermittelt werden - ein Führerschein würde daran nichts ändern.Abschließend kritisiert er die immer weitergehende Reglementierung mit einem ironischen Vergleich: "Wo soll man anfangen? Wir können auch einen Führerschein machen für Leute, die Kinder kriegen wollen, einen Hamsterführerschein, einen Vogelführerschein oder einen Schafführerschein." Ein solcher Ansatz sei für ihn "absolut unsinnig". (ms) +++