EVG-Bundeskonferenz in Esperantohalle

"Ein Jahr des großen Umbruchs": Wie will die Bahn aus der Krise entkommen?

Am Donnerstag stellte die Bahn bei der EVG-Bundeskonferenz die aktuelle Lage dar - und machte deutlich, dass Verbesserungen anstehen.
Fotos: Marvin Myketin

07.11.2025 / FULDA - 15:09 Uhr - der Zug soll von Gleis 8 fahren. Man hetzt zum Gleis, um ihn nicht zu verpassen. Man muss schnell am Ziel sein - einmal pünktlich sein. Doch es ist 15:09 Uhr und der Zug... kommt nicht. Und mit jeder weiteren Minute, die sich die Bahn verspätet, schwindet der geplante Tagesablauf. Dann ist es endlich soweit: Um 15:43 Uhr fährt der Zug ins Gleis ein. Total genervt und schlecht gelaunt steigt man ein und denkt: "Nie wieder Zug fahren!"



Doch so kann es nicht weitergehen. Genau dieser Unzufriedenheit und diesen Problemen möchte sich die Bahn jetzt stellen. Auf der Bundeskonferenz der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) in der Esperantohalle in Fulda wurde die aktuelle Lage der Bahn diskutiert - und erste Lösungsansätze präsentiert. So sagte Evelyn Palla, die neue Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn AG: "2026 wird das Jahr des großen Umbruchs, ein Jahr des Machens. Es wird für uns alle herausfordernd, aber gemeinsam können wir das nächste Kapitel der Eisenbahngeschichte schreiben."

"Die Handynummern sind ausgetauscht" - Zusammenarbeit mit Politik geplant

Der EVG-Vorsitzende Martin Burkert eröffnete am Donnerstag die Bundeskonferenz. "Aktuell müssen wir uns als Bahn verschiedenen Herausforderungen und vor allem auch unterschiedlicher Kritik stellen." Die Politik sei dabei in vielerlei Hinsicht keine Unterstützung. Die Schienenmaut wurde erhöht und außerdem stellte auch die Trassenpreisförderung einen Streitpunkt zwischen Bahn und Politik dar. Dabei geht es um einen Zuschuss des Bundes, um Eisenbahntrassen für den Personen- und Güterverkehr günstiger zu machen. Burkert sagte dazu: "Ein Verkehrsminister, der aktiv sabotiert, ist mir neu."

Stefan Schnorr, Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr, machte als nächster Redner klar: "Ich versichere Ihnen, Schneider und ich geben alles, um die Bahn zu erhalten." Da sich die "Performance der Deutschen Bahn drastisch verschlechtert" hat, plane nun auch der Bund eine Verbesserung - beispielsweise in Sachen Pünktlichkeit und Gemeinwohl. Doch wie soll all das gewährleistet werden? Dazu sagte Schnorr ganz klar: "Wir sind entschlossen, die 105 Millionen auszuzahlen." Die aktuelle Förderrichtlinie gebe das nicht her, die neue Richtlinie gelte ab 2026. Im Ministerium werde an einer schnellen Lösung gearbeitet. Bei der Kommunikation zur EVG, gebe es noch Luft nach oben, aber: "Die Handynummern sind ausgetauscht."

Stolz auf die Bahn soll zurückkehren

"Eisenbahn, das ist nicht nur Schienen. Das sind Sie, die Beschäftigten. Das ist Leidenschaft, Können und Eisenbahn im Blut", hob die neue Bahn-Chefin, Evelyn Palla, in der Konferenz hervor. Der Stolz auf die Eisenbahn sei "in den letzten Jahren etwas abhandengekommen. Damit muss Schluss sein." Es gehe jetzt um ein neues Bauprinzip für den Konzern. Vor Ort solle entschieden und Verantwortung übernommen werden. "Es kommt auf einen gemeinsamen Neustart an", so Palla. Das Grobkonzept zur weiteren Vorgehensweise soll im Dezember stehen, 2026 werde ein Jahr des Umbruchs und des Machens werden. "Arbeiten wir gemeinsam an einem Unternehmen, über das wir wieder sagen können: Wir sind stolz auf die Bahn." Auch Yasmin Fahimi, Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, nannte die Bedeutung eines gemeinsamen Neuanfangs und stellte klar: "Wir arbeiten mit der EVG auf Augenhöhe zusammen und setzen uns gemeinsam für eine Verbesserung für alle Beteiligten ein."

Die EVG-Bundeskonferenz zeigte: Alle wissen, wie ernst die Lage ist. Politik, Gewerkschaft und Bahnführung versprechen Verbesserungen - ab 2026 soll vieles besser werden. Damit Zugfahren wieder zuverlässig und stressfrei wird. (Mia Schmitt) +++

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