Sechs Minuten schneller als Rettungsdienst
Ehrenamtliche trainieren Ernstfall - Jahresfortbildung der Helfer-vor-Ort
Fotos: Landkreis Hersfeld-Rotenburg
06.11.2025 / REGION HEF-ROF -
Sie sind oft zuerst vor Ort, wenn es um Sekunden geht: die Helfer-vor-Ort. Unter der Leitung des Ärztlichen Leiters Rettungsdienst Dr. Bardo Kürten trafen sich am vergangenen Wochenende im Kreistagssitzungssaal des Landratsamtes mehr als 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zur Jahresfortbildung der im Landkreis Hersfeld-Rotenburg bestehenden vier Helfer-vor-Ort-Systeme (HvO) sowie Mitgliedern der Bergwacht Neuenstein. Die ehrenamtlichen Einsatzkräfte sind aufgrund ihrer Ausbildung in der Lage, das behandlungsfreie Intervall bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes zu überbrücken - oft auch mit lebensrettenden Erstmaßnahmen.
"Im Durchschnitt waren die HvO-Teams bis zu sechs Minuten vor dem Rettungsdienst am Einsatzort. Diese Zeit nutzten sie, um bereits qualifizierte Erste-Hilfe- und, wo es notwendig war, Reanimationsmaßnahmen durchzuführen. Genau das, was im Ernstfall den entscheidenden Unterschied hinsichtlich einer frühzeitigen Patientenversorgung ausmacht", erklärt Dr. Bardo Kürten zur Bedeutung der Helfer-vor-Ort im Landkreis Hersfeld-Rotenburg. Die vier Helfer-vor-Ort-Systeme (HvO) sind in Ronshausen-Machtlos und Hohenroda-Mansbach sowie in den Gemeinden Schenklengsfeld und Ludwigsau etabliert.
Praxisnahe Übungen im Mittelpunkt
Bei der Fortbildung standen praxisnahe Übungen im Mittelpunkt – etwa die Reanimation von Säuglingen, Kleinkindern und Erwachsenen. Die Teilnehmenden übten dabei die korrekte Herzdruckmassage sowie Beatmung. Zudem wurden die gerade neu aktualisierten Reanimationsleitlinien 2025 vorgestellt. Ein weiterer wichtiger Themenschwerpunkt der Veranstaltung galt dem Erkennen einer Sepsis, im Volksmund "Blutvergiftung" genannt. Bei der Sepsis handelt es sich um eine lebensgefährliche Reaktion des Körpers auf eine Infektion. Typische Warnzeichen sind neben Fieber, Schüttelfrost, Verwirrtheit, ein verminderter Blutdruck sowie eine beschleunigte Atmung. Ohne rechtzeitige Behandlung endet eine Sepsis oft tödlich.Ein weiterer Themenblock befasste sich mit der Erstversorgung von "Dentalen Traumata", also Verletzungen an Zähnen, die durch Sturzereignisse, Unfälle oder bei Freizeitaktivitäten verursacht sein können. Kommt es aufgrund eines Unfalls zum Verlust eines Zahnes, so sollte dieser bis zum Eintreffen beim Zahnarzt in einer "Zahnrettungsbox" aufbewahrt werden. Steht eine solche nicht zur Verfügung, kann der Zahn auch in H-Milch gelagert werden. Wichtig dabei ist, dass der Zahn nur an der Krone berührt wird und nicht an der Wurzel, um die empfindliche Wurzelhaut nicht noch zusätzlich zu schädigen.
Mit ihrem Engagement und regelmäßigen Schulungen tragen die Helfer-vor-Ort im Landkreis Hersfeld-Rotenburg entscheidend dazu bei, dass schnelle, kompetente Hilfe dort ankommt, wo Minuten über Leben und Tod entscheiden. (mis/pm) +++