Erlaubnis auf dem Prüfstein

K+S will weitermachen: Abwasser-Einleitungen in die Werra bis 2039!

Das Regierungspräsidium Kassel hat das Scoping-Verfahren offiziell gestartet – der Streit um die Werra geht weiter.
Archivfotos: O|N

05.11.2025 / PHILIPPSTHAL (W.) - Die Debatte um die Zukunft der Werra nimmt wieder Fahrt auf: K+S will die Einleitungen von Prozessabwässern in den Fluss auch nach 2027 fortsetzen. Nun hat das Regierungspräsidium Kassel den Startschuss für das sogenannte Scoping-Verfahren gegeben - ein wichtiger erster Schritt auf dem Weg zu einer möglichen neuen Genehmigung.



Bei dem sogenannten Scoping-Verfahren geht es um die geplante Fortführung der Einleitung von Prozessabwässern in die Werra über das Jahr 2027 hinaus. Insgesamt werden 198 Träger öffentlicher Belange von Philippsthal (Werra) bis Bremen an dem Verfahren beteiligt.

Kassel startet Verfahren

K+S hatte Mitte Oktober 2025 den Antrag auf Durchführung eines solchen Verfahrens beim RP Kassel gestellt. Die Behörde ist gesetzlich verpflichtet, diesen Antrag zu bearbeiten und das Verfahren zu eröffnen.

Das Scoping dient dazu, den Untersuchungsrahmen für die kommende Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) festzulegen. Es ist also ein Vorverfahren, das noch keine Entscheidung über eine Genehmigung beinhaltet. Nach Angaben von K+S soll der eigentliche Antrag auf ein wasserrechtliches Erlaubnisverfahren im Sommer 2026 folgen.

Ziel: Frühzeitige Einbindung aller Beteiligten

Mit dem Scoping-Verfahren soll schon frühzeitig geklärt werden, welche möglichen Umweltauswirkungen geprüft werden müssen. Dabei können Bedenken und Anregungen von Behörden, Gemeinden und Umweltverbänden berücksichtigt werden.

Parallel zur fachlichen Prüfung durch das Regierungspräsidium findet eine schriftliche Beteiligung der betroffenen Stellen statt. Eingebunden werden insgesamt 198 Behörden, Gemeinden und Landkreise in fünf Bundesländern entlang der Werra und Weser - darunter auch anerkannte Umweltvereinigungen und weitere Fachstellen.

Was K+S plant

Das Unternehmen K+S plant also die Einleitung von Prozessabwässern in die Werra auch über das Jahr 2027 hinaus fortzusetzen. Dafür soll eine neue Genehmigung beantragt werden, die eine Laufzeit von 2028 bis 2039 vorsieht - und damit zwei Bewirtschaftungszeiträume umfasst. K+S möchte dabei die bisherigen Grenzwerte für Chlorid, Kalium, Magnesium und Sulfat beibehalten, obwohl die aktuelle Bewirtschaftungsplanung der Flussgebietsgemeinschaft (FGG) Weser andere Vorgaben enthält.

Über den endgültigen wasserrechtlichen Antrag des Unternehmens wird jedoch erst am Ende des Erlaubnisverfahrens im Jahr 2027 entschieden. Grundlage für die Entscheidung sind die verbindlichen Zielwerte an den Messstellen Gerstungen/Werra und Boffzen/Weser.

Ein Thema mit Brisanz

Die Einleitung von Salzabwässern in die Werra ist seit Jahren ein sensibles Thema in Osthessen sowie in den angrenzenden Regionen. Umweltverbände und Anwohner befürchten Belastungen für den Fluss und seine Ökosysteme, während K+S auf wirtschaftliche Notwendigkeiten und bestehende Umweltstandards verweist.

Mit dem jetzt gestarteten Scoping-Verfahren beginnt die nächste Phase dieser langen Auseinandersetzung - noch ohne Entscheidung, aber mit großem öffentlichen Interesse. (Constantin von Butler) +++

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