Bevölkerung kann bei Schutz mithelfen
Hilfe für bedrohte Vogelarten – Kartiersaison im Landkreis Fulda ist gestartet
Gemeinsam für den Schutz des Wachtelkönigs: Lisa Flügel vom Fachdienst Natur und Landschaft beim Landkreis Fulda und Artenschutzbeauftragter Stefan Stübing.
Foto: Arnulf Müller
10.06.2025 / REGION FD -
Im Landkreis Fulda ist die Kartier-Saison in vollem Gange. Kartieren bedeutet: (Brut-)Standorte von bestimmten Vogelarten werden erfasst und dokumentiert. Diese Daten dienen als Grundlage für Schutzmaßnahmen, um geschützten und bedrohten Arten wie Wachtelkönig, Rebhuhn und Co. im Landkreis Fulda helfen zu können. Außerdem zeigen Bruterfolgskontrollen, wie erfolgreich diese Maßnahmen sind.
"Wer in den kommenden Wochen in den Vogelschutzgebieten unterwegs ist und Personen entdeckt, die mit Feldstecher, GPS-Gerät und Gepäck ausgestattet das Gebiet erkunden, muss also nicht beunruhigt sein", erklärt Lisa Flügel vom Landkreis Fulda. Die Kartiererinnen und Kartierer sind im Auftrag der Fachdienste Natur und Landschaft und Biosphärenreservat Rhön im Einsatz und wurden hierfür gezielt geschult. Je nach Gebiet erfassen sie Standorte von Greifvögeln und von Bodenbrütern, aber auch von Insekten, und machen Vegetationsaufnahmen für unterschiedliche Projekte.
Die Kartierarbeiten für den Wachtelkönig finden ab der Abenddämmerung statt, da er hauptsächlich nachts ruft. Die Standorte des Bodenbrüters werden anhand seines Rufs kartiert, der zum Glück unverkennbar ist – denn zu Gesicht bekommt man den "heimlichen" Vogel, der sich im hohen Gras bestmöglich gegen Fressfeinde schützt, selten. Spezialisiert ist der Wachtelkönig auf offene Grünlandtypen. Die Rhön mit ihrem mageren Berggrünland und Borstgrasrasen bietet hier eigentlich beste Voraussetzungen.
Allerdings waren im Jahr 2017 in ganz Hessen nur noch drei "Rufer" gezählt worden. Auf Grundlage eines Artenhilfskonzeptes wird dem Bodenbrüter daher im Landkreis Fulda geholfen. Wichtigste Partner sind – ebenso wie im Rebhuhn-Schutzprojekt – Landwirtinnen und Landwirte, die mit dem Fachdienst Natur und Landschaft zusammenarbeiten. Zum Beispiel stimmen sie Verschiebungen der Mahd- oder Beweidungstermine ab, wenn ihre Flächen im Brutbereich liegen. Für Ertragsverluste erhalten sie Ausgleichszahlungen aus Naturschutzmitteln.
Dass die gezielten Maßnahmen in der Rhön erfolgreich sind, zeigen die Bruterfolgskontrollen. Die Zahl der Rufer ist seit 2017 gestiegen, und zu den bereits bekannten Wachtelkönig-Revieren sind neue hinzugekommen. Im Jahr 2024 konnten wieder 20 Reviere in der hessischen Rhön – sie ist hessenweit das bedeutendste Brutgebiet – lokalisiert werden. "In der letzten Saison waren wegen des starken Regens vermutlich auch einige Hochwasserflüchtlinge aus Bayern dabei", sagt Lisa Flügel.
Wie den Bodenbrütern geholfen werden kann
Wer jetzt, während der Brutzeit, in der Natur unterwegs ist, kann aktiv etwas für den Schutz bedrohter Vogelarten tun. Das funktioniert ganz einfach: mit Rücksichtnahme. Während der Brut sind die Vögel sehr störempfindlich. Jede Störung durch Lärm, durch das Betreten der Wiesen oder durch freilaufende Hunde kann die Vögel aufschrecken. Wenn sie ihre Brutplätze verlassen und die Eier auskühlen, ist die Brut verloren. Besonders wichtig ist daher, auf den ausgewiesenen Wanderwegen zu bleiben und Hunde an der Leine zu führen. So können alle dazu beitragen, die Vielfalt unserer wertvollen Natur weiterhin zu erhalten. (pm/mp) +++
Teilmahd im September 2021 in der Rhön, begleitet vom Fachdienst Natur und Landschaft im Rahmen der Kontrolle des Wachtelkönig-Bruterfolgs.
Foto: Sebastian Mannert
Die Rhön mit ihrem mageren Berggrünland und Borstgrasrasen bietet eigentlich beste Voraussetzungen als Lebensraum für den Wachtelkönig. Dieser Lebensraum wird im Landkreis Fulda mit gezielten Maßnahmen geschützt. Wichtigste Partner sind hierbei die Landwirtinnen und Landwirte.
Foto: Fabian Hirschauer