"Es braucht eine starke CDU"

CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann will nicht Minister werden

CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann will nicht das Amt des Wirtschaftsministers
Archivfoto: O|N/Hendrik Urbin

15.04.2025 / BERLIN - Er will NICHT Minister werden! Der aussichtsreichste Kandidat für das Amt des Wirtschaftsministers lehnt ab. CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann, der wichtigste Mann von Partei-Chef Friedrich Merz, überraschte mit seiner Entscheidung die CDU.


"Aus dem Umfeld von Friedrich heißt es, er habe Linnemann angeboten, einen Ministerposten zu übernehmen oder Generalsekretär zu bleiben. Linnemann habe sich nach reiflicher Überlegung dagegen entschieden, ein Ministeramt anzunehmen. Merz heiße den Entschluss für gut, da er nicht wolle, dass die Partei zum bloßen Anhängsel des Kanzleramts werde", schreibt die Bild-Zeitung.

Während Koalitionsverhandlungen stellte Linnemann einen der Chefverhandler da

Linnemann ist seit Juli 2023 CDU-Generalsekretär und einer der engsten Mitarbeiter des vermutlich neuen Kanzlers und CDU-Chefs Merz. In der Amtszeit Linnemanns beschloss die CDU ein neues Grundsatzprogramm. Er ist seit 2009 Mitglied des Bundestags. Von 2013 bis 2021 war er Bundesvorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsunion und somit einer der wichtigsten Köpfe des CDU-Wirtschaftsbereichs. In den Koalitionsverhandlungen von Union und SPD trat Linnemann als einer der Chefverhandler auf. "Seine zweite große Leidenschaft neben der Politik sei der Fußball, schreibt er auf seiner Homepage. Seit 2018 ist Linnemann Vizepräsident des Zweitligisten SC Paderborn", heißt es bei der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Was steckt hinter der Absage Linnemanns?

Nach Bild-Informationen werde die Entscheidung auch damit begründet, dass zumindest ein wichtiger Posten in Merz' Machtapparat ohne Personalwechsel auskommen soll, so bleibt Carsten Linnemann als Generalsekretär im Amt. So reiche der kommende Personalwechsel mit Friedrich Merz als Bundeskanzler, der gleichzeitig den Fraktionssitz abgibt. Der Erste Parlamentarische Geschäftsführer Thorsten Frei könnte als Kanzleramts-Chef ins Kabinett kommen.

Eine weitere Möglichkeit, warum der 47-Jährige das Amt ausgeschlagen hat, sei sein Plan, als Arbeitsminister das Bürgergeld drastisch zu reformieren. Doch dieses Amt fiel bereits an ein SPD-Mitglied. Ein weiterer Grund sei laut Bild die Unzufriedenheit mit dem Koalitionsvertrag. "Der Wirtschaftsliberale kämpfte lange für Steuerentlastungen für Bürger und Betriebe, warb für einen radikalen Bürokratie-Abbau und einen Komplett-Umbau des Bürgergeld-Systems. Über die Wende in der Migrationspolitik erklärte er im Wahlkampf: 'Wenn es keinen Koalitionspartner gibt, der da mitgeht, dann können wir nicht reagieren'", schreibt die Bild.

"Mangelnde Vorbereitung bei den Koalitionsverhandlungen"

Diese Ablehnung sei ein Schritt, den viele in der CDU ihrem Generalsekretär hoch anrechnen dürften. Gleichzeitig sei Linnemann in der Partei nicht unumstritten. So schreibt die Zeitung: "Das schwache Ergebnis bei der Bundestagswahl wird neben Merz auch ihm als Wahlkampf-Chef angelastet, ebenso die mangelnde Vorbereitung bei den Koalitionsverhandlungen."

"Laut Koalitionsvertrag stellt die CDU unter anderem die Leitung des Ministeriums für Wirtschaft und Energie. Die Zuständigkeiten des bisherigen Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz werden geändert - der Bereich Klimaschutz geht ins Umweltministerium, das an die SPD fällt", erklärte dpa.

"Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen"

Gegenüber der Bild sagte Linnemann am Dienstag: "In meinem ganzen politischen Leben ging es mir immer um die Sache. So ist es auch diesmal. Wir haben in den letzten drei Jahren hart daran gearbeitet, unsere CDU wieder aufzubauen. Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen. Ich will ihn fortsetzen. Es braucht eine starke CDU, um den Politikwechsel in Deutschland umzusetzen."

Wer neuer Wirtschaftsminister und damit Nachfolger des geschäftsführenden Ministers Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) wird, bleibt vorerst offen. Ein Kandidat könnte laut dpa der CDU-Bundesvize und Energie- und Klimaexperte Andreas Jung sein. (mis) +++

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