Bewährungsstrafe wegen fahrlässiger Tötung
Autofahrerin nach tragischem Unfalltod eines Motorradfahrers (31) verurteilt
Archivfotos (2): ON/Henrik Schmitt
12.03.2025 / FULDA -
Der tragische Unfalltod eines 31-jährigen Motorradfahrers beschäftigte am Dienstag das Amtsgericht Fulda. Am Samstag, den 30. September vor zwei Jahren war die heute 45-jährige Angeklagte mit ihren beiden Kindern im Auto auf dem Weg in ein Maislabyrinth auf der L 3429 von Dirlos nach Wissels unterwegs. Vor ihr fuhr ein landwirtschaftliches Gespann, das ihr die Sicht auf den Gegenverkehr nahm. Trotzdem bog sie auf Höhe des Kohleser Hofs nach links ab und übersah dabei den aus der Gegenrichtung kommenden Motorradfahrer. Durch die Kollision flog der 31-Jährige über den Pkw und erlag kurz darauf seinen schweren Verletzungen.
Es flossen viele Tränen bei dieser Verhandlung. Sowohl die Familie des Opfers als auch die Angeklagte weinten bei ihren Vernehmungen heftig. "Es tut mir unfassbar leid", erklärte die 45-Jährige, "aber ich habe niemanden gesehen, als ich abbog". Acht Wochen nach dem Unfall hatten die Mutter und Schwester des Verstorbenen die Unfallverursacherin an deren Geburtstag aufgesucht und sie konfrontiert. "Ich wollte einmal den Menschen sehen, der unser Leben zerstört hat", sagte die 60-Jährige zu ihrem Motiv für diesen Besuch. Auch die Tochter, die zunächst im Auto geblieben war, kam dazu. Die 45-Jährige habe sofort zu weinen begonnen und geschrien: "Ich habe nicht geguckt, ich bin einfach gefahren!"
Auch der Autofahrer, der sich unmittelbar hinter dem Wagen der Angeklagten befunden hatte, sagte im Gericht aus, konnte sich aber nach zwei Jahren nicht mehr an Details erinnern. Die Frau vor ihm sei langsam gefahren und habe geblinkt, er habe deshalb abbremsen müssen. Die Sicht auf die Gegenfahrbahn sei wegen des Traktors mit Anhänger eingeschränkt gewesen. "Wären Sie in dieser Situation abgebogen?", wurde er gefragt, was er aber nicht beantworten konnte.
Sehr erregt sagte auch die 33-jährige Schwester des Verstorbenen über den Besuch bei der Angeklagten aus. Sie habe über Facebook erfahren, wann die Angeklagte Geburtstag hat. Man habe vor dem Besuch bei ihr sicher gehen wollen, sie auch zuhause anzutreffen. Über das eingeschaltete Handy ihrer Mutter habe sie mitgehört, was die Angeklagte gesagt habe. "Das war schlimm für mich - ich habe meinen Bruder geliebt, wir waren als Familie sehr eng miteinander. Er sollte die Firma übernehmen", berichtete sie unter Weinen. "Sie hat sich entschuldigt, aber das bringt nichts. Ich werde ihr nie verzeihen können, was sie uns angetan hat."
"Sie sind unbekümmert drauflosgefahren und haben das Leben von vier Menschen zerstört"