CDU-Originals im Wortreich

150 Minuten Wahlkampf mit Tiefgang: Spitzen-Trio fesselt die Zuhörer

Hienz Riesenhuber, Volker Bouffier. Wilhelm Gebhard, Petra Roth, Lena Arnold, Dr. Heiko Wingenfeld und Andreas Börner (von links) am Mittwochabend im Wortreich-Museum in Bad Hersfeld
Fotos: Hans-Hubertus Braune

14.02.2025 / BAD HERSFELD - Einen wohltuend inhaltlichen Wahlkampfabend erlebten die Zuhörer am Mittwoch m Mitmach-Museum Wortreich in Bad Hersfeld: Das Format "CDU-Originals" gastierte in der Festspielstadt. Mit der ehemaligen Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth, dem ehemaligen Forschungs- und Technikminister Heinz Riesenhuber und dem ehemaligen hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier präsentierte die hessische Union drei ihrer absoluten Hochkaräter.



Das Trio machte sich aus dem Rhein-Main-Gebiet auf den Weg nach Nord-Osthessen, um den Bundestagskandidaten Wilhelm Gebhard im Wahlkreis 169 Werra-Meißner-Hersfeld-Rotenburg zu unterstützen. Der amtierende Bürgermeister von Wanfried, der östlichsten Stadt in Hessen, hat mit Petra Roth neben der Parteizughörigkeit eine weitere Gemeinsamkeit: Sie sind beziehungsweise waren 17 Jahre Oberhaupt ihrer Stadt. "Wir wissen, wovon wir sprechen", sagte die bestens aufgelegte ehemalige Oberbürgermeisterin.

"Wir sind aus der Zeit als die CDU erfolgreich regierte"

Auf die rhetorische Frage von Roth, wieso sie als "Oldies" gefragt würden, habe ihr Bouffier erklärt, dass sie die Repräsentanten aus der Zeit seien, als die CDU erfolgreich regierte. Die drei Politprofis gaben Gebhard gehörigen Rückenwind. Er sei genau der Richtige für Berlin. "Sie bringen die Voraussetzungen mit, einen Wahlkreis zu gewinnen", sagte Roth. Und sie stellte klar: "Die CDU kann es, Friedrich Merz kann es", sagte die Frankfurterin.

Es entwickelte sich ein intensiver, ein langer Dialog. Die Zuhörer folgte diesem über fast zweieinhalb Stunden mit einer beeindruckenden Ruhe. Ein Beweis, dass die Meinungen von Roth, Riesenhuber und Bouffier dem altersmäßig gemischten Publikum sichtlich interessierte. Wenig bis gar keine Polemik, keine Standpauken mit markigen Sprüchen, vielmehr eine Analyse der Situation und welche Handlungsoptionen sich aus Sicht der Union daraus ergeben müssen.

Heinz Riesenhuber wünscht sich mehr Optimismus

Neutral betrachtet war es zudem ein Hörgenuss, den Redebeiträgen des 89-jährigen Heinz Riesenhuber zu lauschen. Er fordert mehr Zuversicht, mehr positives Denken. "Wie kriegen wir den Unternehmergeist der Deutschen wieder so lebendig?", fragte der Wissenschaftler, der sich an diesem Abend in Bad Hersfeld viele Notizen machte. Was ihn Sorgen bereite sei, dass die Menschen vor allem über ihre Sorgen reden, nicht über ihre Chancen, nicht über ihre Möglichkeiten, was Neues anzugehen und über die Freude an der Herausforderung, sagte Riesenhuber. Friedrich Merz habe den Geist und die Freude, aus einer schwierigen Situation etwas zu machen, bei dem die Leute auch mitgehen.

Bouffier lobte Riesenhuber für dessen "Spur der Eleganz in der Formulierung". Er sei kein Miesepeter, es sei in Bad Hersfeld die richtige Gelegenheit, den persönlichen Dank der hessischen CDU auszusprechen, so der ehemalige Ministerpräsident. Hinsichtlich der Wahl in gut einer Woche sagte Bouffier: "Es ist die letzte Chance in Deutschland, eine Regierung aus der demokratischen Mitte zu wählen. Wenn wir das jetzt nicht hinkriegen, dann werden wir uns wundern." Er bekannte, dass 60 Prozent der Menschen nicht wüssten, wen sie wählen sollen. Wem sie zutrauen, die Zukunft positiv zu gestalten. "Das muss uns klar sein. Wir haben eine massive Vertrauenskrise in den Funktionen unseres Staates, in die politischen Institutionen. Das genau ist der Humus, der die Extremen sozusagen groß macht", sagte Bouffier.

"Das Gemeinwohl funktioniert so nicht mehr"

Weitere Themen der Diskussionsrunde waren unter anderem die wirtschaftliche und damit finanzielle Situation. Die Erwartungshaltung der Menschen habe sich verändert. "Wir müssen bereit sein, Standards zu hinterfragen. Jeder von uns kann einen Beitrag leisten. Das Gemeinwohl funktioniert so nicht mehr", sagte der Bundestagskandidat Wilhelm Gebhard und berichtete, dass etwa ein Schlagloch innerhalb von zwei Tagen repariert sein müsse. Dies sei die Erwartungshaltung. Die CDU stehe für eine starke Wirtschaft. Funktioniere diese, dann steigen auch die Einkünfte der Kommunen. Er sagte aber auch: "Wir haben kein Einnahmeproblem, sondern ein strukturelles Ausgabeproblem."

Das in der öffentlichen Wahrnehmung am stärksten diskutierte Wahlkampfthema Migration wurde am Mittwochabend in Bad Hersfeld ebenfalls - aber nicht zentral - besprochen. Bouffier warb für den Kurs der CDU. Aber mit deutlich gemäßigten Worten. "Keiner verlässt seine Heimat gerne. Sie sehen keine Zukunft für ihre Familien", sagte Bouffier. "Deshalb werbe ich immer für eine sensible, eine klare Sprache und nicht für dumpfes Geschwätz." Im Mittelpunkt stehe die Würde des Menschen, egal wo er herkommt. Der ehemalige Ministerpräsident benannte im Kontext die Herausforderungen, etwa in der Wohnungsnot. Es könne in Sachen Zuwanderung so nicht weitergehen.

Zum Abschluss der Veranstaltung ehrten die Spitzenleute der CDU den Bad Hersfelder Stadtrat Gunter Grimm. Er erhielt aus den Händen des Vorsitzenden des CDU-Bezirksverbandes Osthessen, Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld, eine Urkunde für seine 50-jährige Mitgliedschaft in der CDU. Die Laudatio hielt Volker Bouffier und die Landtagsabgeordnete Lena Arnold steckte Grimm die entsprechende Ehrennadel an. Der CDU-Bezirksverband Osthessen habe laut Wingenfeld aktuell 5.726 Mitglieder, in den vergangenen vier Wochen seien 87 Mitglieder neu eingetreten. Der Verband umfasst den Landkreis Hersfeld-Rotenburg, den Vogelsbergkreis, den Landkreis Fulda und den Main-Kinzig-Kreis mit rund 800.000 Einwohnern.

Laugengebäck, Einladung und Fragerunde

Am Rande notiert: Wilhelm Gebhard moderierte die Runde. In den Fragen aus dem Publikum ging es um den Naturschutz, dem grünen Band aus Sicht des Forstes, Wohnungsraum und die Finanznot der Kommunen im Kontext mit den Gesetzen des Bundes. Bouffier lud Riesenhuber zu einem gemeinsamen Besuch im Mitmach-Museum Wortreich ein, die ebenfalls anwesende Bürgermeisterin Anke Hofmann wolle dies organisieren. Bei Laugengebäck mit Frischkäse plauderten die Gäste am späteren Abend über die politische Lage in Deutschland, elf Tage vor der Richtungswahl. (Hans-Hubertus Braune) +++

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