Eintracht in der Region

Jubel, Tricks und viele Tore: Haimbach und Osthessen feiern ein Fußballfest

Es geht los: Die Teams geben sich die Ehre. Samt Kids
Fotos: Bernd Vogt

08.06.2023 / FULDA - Axel Hellmann sagte jüngst, Eintracht Frankfurt lege weiterhin großen Wert darauf, sich in der Region zu zeigen. Die Worte des Vorstandssprechers des Fußball-Bundesligisten klingen noch in allen Ohren, die Traditionsmannschaft der SGE setzte das in die Tat um. Am Mittwoch kam der Haimbacher SV in diesen Genuss. Der punktuelle Regen vom Mittag ist längst der Sonne gewichen. Drückend ist es. Wie auch immer: Die Stunden entwickeln zu einem Erlebnis. Gut 1.200 Zuschauer erlebten den 7:1-Sieg der SGE gegen die Alten Herren des Haimbacher SV mit - und OSTHESSEN|NEWS war vor Ort.


Pünktlich um 15.30 Uhr ertönt der Anpfiff zur Fußballschule. Die Kids sind gespannt wie ein Flitzebogen und schreien aus ihren Kehlen "jaaaa". Es kann losgehen Der Sportplatz des Haimbacher SV kommt so daher, wie es sich das Fußballerherz wünscht. Zig Hütchen, große und kleine, zig Spielfelder, Kleinfeldtore, gelöste Stimmung - was willst du mehr? Zum Aufwärmen ist enge Ballführung, sind koordinative Übungen auf einem engen Feld in der Mitte angesagt. 

Volkfest-like. Stände. Banner. Vergnügen. Strahlende Gesichter

Eintracht-Mitarbeiter haben zahlreiche Stände aufgebaut. Fanartikel, Schuhe, T-Shirts, Trikots, Banner hängen rund um den Sportplatz. Was ist hier los? Ein Volksfest? Es hat den Anschein. Auf dem Kunstrasenplatz geht auch die Post ab. Die Anlage füllt sich immer mehr. Gedanken schießen einem durch den Kopf. Kennen die kein Zuhause?

Bunt ist es auf der Anlage. Einige Schritte weiter. "Super Ablauf. Starker Schuss. Super Ball." Manfred Binz lobt. Er lobt ständig. "Manni der Libero" ist einer der Trainer. Im neunten Jahr ist er dabei. Binz lobt die mit Eintracht-T-Shirts ausgestatteten Kids. Die gehen in ihrem Eifer auf. "Ich finde das nicht schlecht. So ein Highlight hat man ja nicht so oft", bemerkt die Mutter eines Jungen am Rande. Recht hat sie.

"Manni, der Libero" lebt nach wie vor gut mit diesem Etikett

Unterdessen sagt Binz, er könne noch immer mit diesem Etikett leben. Mit "Manni, der Libero". Die Schwerpunkte der Fußballschule mit den Kids drückt er so aus: "Spielformen. Schuss-Training. Technik-Training. Auf die Pässe achten. Wie führe ich den Ball, wie lege ich ihn mir zurecht." Den Fuß anheben, wenn der Ball beim Schuss mal wieder übers Tor geht. Das gibt er den Kids einige Male mit auf den Weg.

Er mache sich schon Gedanken, welche Übungen er machen wolle. "Wie baue ich die Übungen auf, sodass sie jeder mitmachen kann?" - das ist sein Grundsatz. 57 ist er mittlerweile, Manni der Libero. Von 2014 bis 2022 war er acht Jahre lang Nachwuchstrainer bei Blau-Gelb Frankfurt. 38 Jugendmannschaften hatten die. Im Juli 2013 riss er sich die Achilllessehne. Nachher ging's zu Blau-Gelb. Und ab in die Fußballschule. 

Auch Constantin Seibel mischt mit. Und wie. "Heute hatte ich richtig Spaß. Eigentlich ist es kein Unterschied zum Vereinstraining", findet er. Unter den vielen Kids ist er einer, die mitmachen. Er kickte bisher bei Haimbachs E-Junioren. Im Mai erst ist er elf geworden. Schade, dass er jetzt umzieht nach Großenlüder.

Michael Weiseler gegen die Vorbilder, Marc Dettler unterstützt mit Leib und Seele

Es ist Zeit, Haimbacher zu treffen. Michael Wieseler etwa. Der 39-Jährige kickt später bei den Alten Herren des HSV mit - sie treten gegen die Eintracht-Traditionsmannschaft an. Mit acht oder neun ist Wieseler nach Haimbach gezogen, sporadisch half er auch noch bei der Ersten aus in dieser Saison. Ob er nervös ist? "Ein bisschen schon", verrät der Eintracht-Fan, der Mitglied bei den "Dom-Adlern" ist. Besonders sei es, "gegen die Vorbilder der Jugend zu spielen. Man hat ja nicht jedes Mal so eine Kulisse". 

Oder Marc Dettler. Der 31-Jährige gebürtige Haimbacher macht an diesem Tag seinen Job. Als Ordner. "Um viertel vor Vier haben wir uns getroffen, dann unsere Uniformen bekommen und gleich eine Sitzung gehbat", schildert er den Ablauf. Ralf Wettels vom HSV organisierte den Ordnungsdienst. "Man sollte den Verein unterstützen", sagt Dettler. Es klingt wie ein Credo. Wie Selbstvetrständnis. Wie Überzeugung. "Das gehört dazu", ergänzt er, "es ist ein Geben und Nehmen. Ohne Helfer geht's nicht. Ob in der C-Liga oder Hessenliga." Er weiß, dass es immer weniger werden, die das tun. 

HIT RADIO FFH übernimmt - Interviews würzen die Unterhaltung - Gienger fliegt ein

Pünktlich um 17.30 Uhr übernimmt HIT RADIO FFH das Kommando in Haimbach. Ein Mitarbeiter des Privatsenders führt Interviews. Die Zuschauer werden prima unterhalten. Volksfest halt. Auch Mit-Organisator Jörg Wettels kommt zu Wort. Es läuft. Die anfangs spärliche Zuschauer-Kulisse ist zu einer Menschenmasse geworden. Es ist was los in Haimbach.

Es ist 18.22 Uhr, als Eberhard Gienger mit dem Fallschirm im Mittelkreis landet. Der Olympiadritte von 1976 im Reckturnen, nach wie vor sehr beliebt, bringt den Spielball. Unter tosendem Applaus. Es ist noch ein zweiter Fallschirm-Springer gelandet. Der FFH-Moderator spricht von "Fallschirm-Helden".

Der Moment, auf den viele hingefiebert haben

18.31 Uhr: Es ist der Moment, auf den viele hingefiebert haben. Die Eintracht-Spieler betreten den Rasen. Nicht geringer ist der Jubel, als Haimbachs Spieler folgen. Zwei Minuten später laufen die Mannschaften ein. Gänsehaut-Gefühl. Dazu gehört, dass der Moderator die Spieler einzeln vorstellt.

18.41 Uhr: Das Spiel beginnt an diesem 7. Juni. Es ist der Tag, an dem Haimbach Kopf steht. Der Platz liegt prima da. Keine Frage: Die HSV-Verantwortlichen haben alles dafür getan. Die Eintracht geht früh in Führung: Slobodan Komljenovic trifft per Kopf nach Mo Idrissous weicher Flanke. Ralf Wettels' salomonischer Tipp auf einen 3:3-Ausgang könnte ins Wanken geraten.

Markus von Keitz erweist sich als Rückhalt, Roberto Göpel glückt das Ehrentor

19:22 Uhr. Pause in Haimbach. Die Eintracht führt 3:0. Natürlich besitzen die Ex-Profis die bessere Spielanlage, lassen Ball und Gegner laufen. Mo Idrissou wirkt fit - beinahe so, als könne er heute noch spielen. Der HSV aber präsentiert und verkauft sich prima. Er steht und verteidigt tief, aufopferungsvoll und wehrt sich nach Kräften. Keeper Markus von Keitz verhindert eine höhere Niederlage. Schade, dass Daniel Hohmann im Anschluss an eine Konter- und Überzahlsituation nicht der Ehrentreffer gelingt: Seinen Linksschuss lenkt der Eintracht-Keeper über die Latte.

Wer für Tricks und schöne Tore ist, bitte: Wenige Minuten nach Wiederbeginn erhöht Ervin Skela auf 4:0. Doch da ist es - das Tor, nachdem sich alle gesehnt haben: der Ehrentreffer für den Haimbacher SV. Der Ex-Heeneser Robert Göpel trifft zum 1:4. Viel spricht dafür, dass er das Tor sein Leben lang nicht vergessen wird. Jetzt klappts auch immer mehr mit Kombinationen: Frank Gerster schließt eine davon zum sechsten SGE-Treffer ab. 

Wingenfeld-Interview. Autogrammjagd. Platz in der Vereinsgeschichte

Es ist 20.12 Uhr, das Spiel ist aus. Haimbachs frühere Fußball-Ikone Markus Wingenfeld gibt FFH noch ein Interview. Allenthalben blickt man in zufriedene, in stolze Gesichter. Die Kids gehen noch auf Autogrammjagd. Der Tag neigt sich - nach der dritten Halbzeit - seinem Ende entgegen. Die Eintracht hatte viel dafür getan, ihre Fangemeinde in Osthessen zu verwöhnen. Und dieser 7. Juni 2023, der wird sicher seinen Platz in der Vereinschronik des Haimbacher SV finden. (wk) 


Haimbacher SV: 
Markus von Keitz - Daniel Bosold, Daniel Hohmann, Sebastian Engel, Alexander Jonas, Dennis Tisma, Thomas Merz, Frank Joekel, Achim Winkow, Simon Jonas, Markus Wingenfeld sowie André Mathes, Richard Bok, Slavisa Sandru, Viktor Lidke, Björn Diegelmann, Edgar Engel, Eduard Spengler, Roberto Göpel, Norbert Maul, Pierre Schmmitt, Marc Engel, Uwe Lind, Michael Wieseler, Horst Faulstich

Schiedsrichter: Johannes Jonas (Allmus), Assistenten: Tim Wettels, Pascal Hainer

Tore: 0:1 Slobodan Komljenovic (4.), 0:2 Mo Idrissou (14.), 0:3 Michael Fink (28.), 0:4 Ervin Skela (45.), 1:4 Roberto Göpel (50.), 1:5 Ervin Skela (56.), 1:6 Frank Gerster (59.), 1:7 Lise Munk (64.) +++

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