Der Stadtpfarrer bei O|N

Impulse von Stefan Buß: Die Seligpreisungen

Der Stadtpfarrer bei O|N.
Archivfoto: O|N/Hendrik Urbin

08.02.2023 / FULDA - Waren Sie schon einmal so richtig selig, richtig glücklich? Da hält die Mutter ihr erstgeborenes Kind in den Armen. Sie ist so richtig selig. Da komme ich dann an ein Krankenbett und der Patient sagt mir: "Gott sei Dank, kein bösartiger Krebs. Ich bin richtig selig!" Da geht ein lang ersehnter Wunsch in Erfüllung, dann ist man richtig selig.



Im Matthäus Evangelium im 5. Kapitel preist Jesus Menschen selig. Doch wenn wir die Worte Jesu hören, dann entspricht das einer ganz anderen Lebensauffassung als sie so bei uns vorherrscht. Wenn wir da hören "selig, die arm sind vor Gott" - Nein, reich müsste man doch sein, denn Geld regiert die Welt. Oder: selig, die noch trauern. Man soll doch jeden Schmerz meiden und die Trauer nicht anziehen. Selig, die keine Gewalt anwenden. Doch es heißt in der Gesellschaft oft, du musst dich mit den Ellenbogen durchsetzen. Selig, die ein reines Herz haben. Heißt es heute nicht eher, dass man raffiniert sein muss, um die Schäfchen ins Trockene zu bringen.

Die Seligpreisungen klingen so anders als es heute in das Konzept des Menschen passt. Aber worum geht es? Wenn ich in meinem Leben unabhängig werden kann von dem Konsumierung und Besitzen, wenn ich loslassen und hergeben kann, dann kann ich auch ohne alles leben, dann bin ich selig im Sinne von Jesus. Jesus preist die Menschen selig, die nicht nur das tun, was allgemein üblich ist, sondern, die bereit sind auch neue Wege zu suchen und zu gehen. Wege bei denen das Lebensglück nicht mehr abgesichert werden muss durch alle möglichen Dinge in unserer Gesellschaft.

Wenn ich mich nicht mehr selber zum Maß aller Dinge mache, sondern durch die Wirklichkeit dieser Welt wahrnehme was gebraucht wird. Dann kann ich auch einfach leben vor Gott und wer dann sein Leben unter die Seligpreisungen Jesu stellt, der spürt Rücksichtslosigkeit weicht der Sanftmut, die Resignation weicht im Kampf für den Frieden, Gerechtigkeit weicht der Rechthaberei und es kommt zum aktiven und entschiedenem Willen die Welt und die Umgebung zu gestalten und auf die Mitmenschen einzugehen. Wo Menschen also versuchen ihr Leben nach den Seligpreisungen Jesu zu gestalten, da entstehen in dieser Welt auch Oasen des Friedens, der Freude, der Liebe und Gerechtigkeit. Und so können sie vielleicht auch für sich sagen: ich bin so richtig selig, richtig glücklich. (Stefan Buß) +++

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