Wasserstoffbasierte Transportlogistik

Leuchturmprojekt HyWheels-Hessenflotten-Cluster gegründet: "Jetzt geht's los!"

So sieht hoffentlich die Zukunft aus: Einer der ersten Brennstoffzellen-Lkw Hyundai Xcient
Fotos (2): Region Fulda GmbH – Florian Albinger.

26.01.2023 / FULDA - Aufbruchstimmung und Euphorie waren am Mittwochmorgen im Marmorsaal des Fuldaer Stadtschlosses deutlich spürbar. Die Gründung eines wasserstoffbasierten Logistik-Projekts stand nach intensiver Vorbereitungsarbeit auf der Tagesordnung - ein ambitioniertes Ziel, das von verschiedenen Akteuren der Transportbranche mit fachlicher und finanzieller Unterstützung des hessischen Verkehrsministeriums und Landesmitteln jetzt konkretisiert werden soll. Die Spediteure sollen bald auf Lkw mit sauberem Wasserstoffantrieb umrüsten - eine wichtiger Schritt bei der Realisierung der Verkehrswende.



Netzwerker Christoph Burkard als Geschäftsführer der Region Fulda Wirtschaftsförderungsgesellschaft hatte Vertreter von rund 40 Logistik-Unternehmen im Stadtschloss zusammengetrommelt, um nach fünf Jahren an theoretischen Vorarbeiten die Vision von mit grünem Wasserstoff betriebener Transportlogistik auch praktisch anzuschieben. "Das ist kein schnelles Thema", führte Caroline Schäfer von der LandesEnergieAgentur Hessen (LEA) in die komplexe Materie ein. Die Transportlogistik mit über 225.000 Beschäftigten ist in Hessen einer der gewichtigsten Branchen überhaupt, jeder zehnte Arbeitsplatz hat mit Güterverkehr zu tun. 

"HyWheels"  bedeutet Wasserstoff-Räder, denn das "Hy" steht für Hydrogen, also Wasserstoff. So lautete der Name der Studie, mit der 2020/2021 in der Region Fulda ein Feinkonzept für wasserstoffbasierte Transportlogistik erstellt wurde. Diese theoretischen Vorarbeiten sollen jetzt mit Gründung des HyWheels-Hessenflotten-Clusters in die Praxis umgesetzt werden.

Drei wesentliche Voraussetzungen

Drei Prämissen braucht es, damit Logistikunternehmen Wasserstoff betriebene Trucks einsetzen können: Wasserstoff, Wasserstoff-Tankstellen und natürlich Wasserstoff-LKWs. Nach der vor eineinhalb Jahren erfolgten Präsentation der HyWheels-Studie werden jetzt mit der Gründung des HyWheels-Hessenflotten-Clusters diese drei Themenfelder unter einem Dach gebündelt. Projektträger des Clusters ist die Region Fulda Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH, die gemeinsam von Stadt Fulda, Landkreis Fulda und IHK Fulda betrieben wird. Finanzielle und fachliche Unterstützung liefert die Landesstelle Wasserstoff der LEA LandesEnergieAgentur Hessen (LEA Hessen) und das Bundesverkehrsministerium über den HyLand-Wettbewerb der Nationalen Organisation Wasserstoff (NOW).

Zu den Fakten der Umsetzung: Windkraftanlage, Elektrolyseur und Wasserstoff-Tankstelle von ABOWind sollen im Sommer 2024 in Hünfeld-Michelsrombach starten, ebenso die Wasserstoff-Tankstelle von Raiffeisen in Eichenzell. Die Förderbescheide sind eingegangen. Noch keine Förderzusage erhalten hat das Unternehmen Knittel für seine Wasserstoff-Tankstelle in Fulda. Erste Hersteller wie Quantron oder Hyundai haben Wasserstoff-LKWs – auch Trucks – auf den Markt gebracht, und bei den heimischen Spediteuren sind die ersten positiven Förderbescheide für die Beschaffung von Wasserstoff-LKWs eingegangen. Es kann also losgehen.

Landesweite Ausrichtung

Apropos Hessenflotte – das Cluster hat zwar seinen Sitz in Fulda, umfasst aber das komplette Bundesland Hessen und die angrenzenden Regionen. Entlang der klassischen Transportachsen A5/A4 sowie A7 und A66 und A3 soll durch intelligente Vernetzung von Tankstellen und Spediteuren versorgungssichere Routen ausgearbeitet werden. Auf der technischen Seite gibt es noch Herausforderungen in der Frage der Erprobung der neuen Wasserstoff-LKWs sowie Werkstatt- und Servicestrukturen. Hier sind die Logistikunternehmen des Clusters Pioniere und sollen durch entsprechende Forschungs- und Entwicklungsprojekte begleitet werden. Das Cluster wird hier eng mit dem Fraunhofer-Institut und der Hochschule Fulda zusammenarbeiten.

Tausend Wasserstoff Lkw innerhalb weniger Jahre

Die HyWheels-Studie sieht eine Skalierung der Zahl der Wasserstoff-LKWs innerhalb weniger Jahre auf über tausend in der Region Fulda vor. Ob das gelingt, hängt von der Verfügbarkeit von Fahrzeugen, Tankstellen und Wasserstoff ab. Der Start in 2024 wird mit einer eher überschaubaren Anzahl von 30 bis 50 Brennstoffzellen-LKWs geplant. Eventuell kommen hier auch mehrere Wasserstoffbusse hinzu, die von der RhönEnergie betrieben werden. Ein Engpass könnte die Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff sein. Soll dieser regional erzeugt werden, ist die Bildung von regionalen Wertschöpfungsketten auch unter Einbeziehung der heimischen Gewerbetriebe und Industrieunternehmen notwendig.

Gründung im Marmorsaal des Fuldaer Stadtschlosses

Zum Start des HyWheels-Hessenflotten-Clusters trafen sich auf Einladung der Region Fulda GmbH und der LEA Hessen gut 40 interessierte Unternehmen im Marmorsaal des Fuldaer Stadtschlosses. Gründungsmitglieder sind vier Speditionen, zwei Tankstellenbetreiber und ein Industrieunternehmen. Christoph Burkard, Geschäftsführer der Region Fulda Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH hofft, die Zahl der Clustermitglieder in den ersten beiden Projektjahren deutlich steigern zu können.

Statements der Beteiligten:

Christoph Burkard, Geschäftsführer der Region Fulda GmbH: "Das Spannende an unserem Fuldaer Wasserstoff-Projekt ist der Bottom-Up-Gedanke. Die wesentlichen Impulse kamen und kommen von den beteiligten Unternehmen. Das HyWheels-Hessenflotten-Cluster selbst ist landesweit aufgestellt. Fulda kommt dabei seine Nähe zu den zentralen Verkehrsachsen zugute."

Dr. Karsten McGovern, Geschäftsführer der LEA Hessen: "Es freut mich, dass wir gemeinsam mit den regionalen Spediteuren die HyWheels-Studie durchführen konnten. Auf dieser Grundlage kann das neu gegründete Cluster den Weg hin zu einer klimaneutralen Logistik gehen. Die LEA Hessen wird diesen Weg weiter begleiten und so auch für den Technologiestandort Hessen einen wichtigen Impuls in Sachen Klimaschutz leisten."

Marcel Corneille – Geschäftsführer des Kölner Ingenieurbüros EMCEL GmbH: "Wir sind von Anfang an in das Projekt HyWheels eingebunden gewesen und freuen uns, dass jetzt die Umsetzung losgeht. Unsere Aufgabe ist es unter anderem versorgungssichere Wasserstoffrouten anhand der nach und nach in Betrieb gehenden Wasserstoff-Tankstellen auszuarbeiten und die Clusterunternehmen fachlich zu begleiten. Darüber hinaus unterhalten wir bereits intensive Beziehung zu den Anbietern von Brennstoffzelle-LKWs, von den zwei – Quantron und Faun im Rahmen der Clustergründung ihr Angebot präsentieren."

Dr. Volker Strubel – Inhaber des Büros Innovationgreen aus Denzlingen bei Freiburg begleitet das Projekt seit zwei Jahren. "Wir leisten mit dem Cluster Pionierarbeit. Deshalb sehe ich einen Schwerpunkt meiner Arbeit auch in begleitenden Forschungs- und Entwicklungsprojekten. Dabei soll sowohl die Zuverlässigkeit der Brennststoffzellenkomponenten geprüft als auch ein System der intelligenten Vernetzung von Fahrzeugen und Tankstellen geschaffen werden." (ci/pm)+++

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