Mediziner an der Schmerzgrenze

"Wir fühlen uns vergessen" - Mehr als 300 Ärzte gehen auf die Straße

"Zahlt fair, oder ich gehe" lautet die Forderung einer Ärztin bei der Demonstration am Mittwoch in Fulda.
Fotos: Carina Jirsch

01.12.2022 / FULDA - Am Mittwoch schlossen Mediziner erneut ihre Türen, dabei beteiligten sich doppelt so viele wie zuletzt an einer Demonstration durch die Fuldaer Innenstadt. Ihr Credo: Wir haben lange genug geschwiegen und alles über uns ergehen lassen.



In ihren Händen: Regenschirme. "Wir werden von der Politik im Regen stehen gelassen", erklärt Allgemeinmediziner Ralph-Michael Hönscher aus Petersberg bei Fulda. Als Vorsitzender vom Gesundheitsnetz Osthessen (GNO) ist er verantwortlich für die Demonstration, an der sich mehr als 300 Menschen beteiligten. Wie viele genau? Da ist man sich nicht einig. Die Polizei spricht von deutlich über 200, von 500 das GNO. Das OSTHESSEN|NEWS-Team vor Ort zählte etwa 300 Demonstrierende. 

Das Gesundheitssystem ist unterfinanziert

"Wir sind hier ja nicht bloß Ärzte, sondern auch medizinische Fachangestellte oder Patienten", erklärt eine Teilnehmerin. Sie ist heute mit ihren Kindern hier, die auch mächtig Krawall machen. "Die Mama ist die ganze Zeit nur am Arbeiten, da wollen wir ihr heute mal helfen", sagt eines ihrer Kinder. Fakt ist: Die vergangene Krise hat gezeigt, wie unterfinanziert das Gesundheitssystem ist.

Anders als beim letzten Mal sind diesmal keine bekannten Gesichter der Stadtpolitik zu sehen. Zuletzt hatten sich sogar Größen wie Fuldas Oberbürgermeister auf der Demonstration gezeigt und ihre Solidarität bekundet, die Bemühungen der Stadt beteuert und versprochen auch weiterhin ihr bestes für den Standort zu geben.

"Wir stehen zu Diskussion bereit"

"Die Politik der Ampel darf nicht mehr schweigend hingenommen werden. Es ist Zeit, dass wir unsere Stimme benutzen und Gehör finden", erklärt ein anderer Teilnehmer gegenüber O|N. Man habe nicht das Gefühl, dass sich in der Politik etwas tue. "Wir stehen zur Diskussion bereit und wollen dem Herrn Lauterbach gerne helfen, eine vernünftige Gesundheitspolitik zu machen", erklärt Roland Krahl, niedergelassener Neurochirurg aus Bad Hersfeld. 

Es wird sich zeigen, ob die Ärzte mit ihrem Anliegen Erfolg haben werden. Es ist wohl zu erwarten, dass diese Demonstration nicht die letzte gewesen sein wird. (Moritz Bindewald) +++

X