Nächster Gegner der SG Barockstadt (1)

Kickers Offenbach: Tradition, Kult und Hermann-Nuber-Tugenden

Ein imposantes Bild: das Stadion am Bieberer Berg
Fotos: OFC-Medienteam

30.09.2022 / OFFENBACH - Freitagabend, die Flutlicht-Atmosphäre auf der Kultstätte Bieberer Berg einhauchen - Fußballer-Herz, was willst du mehr? Doch wer hätte gedacht, dass Aufsteiger SG Barockstadt Fulda-Lehnerz nach neun Spieltagen vor seinem nächsten Gegner Kickers Offenbach steht? Auch wenn sich die Tabellenposition beider Teams, die drei Punkte trennen, nach dem Vergleich ändern kann. OSTHESSEN|NEWS hat Eindrücke vom kommenden Gegner gesammelt.


"Es wurde vor dieser Saison klar kommuniziert, dass wir den Aufstieg als Ziel im Visier haben", sagt OFC-Pressesprecher Marius Schnelker. Doch der Start passte nicht zu diesen Ambitionen. Neun Punkte beträgt der Rückstand auf den in dieser Serie noch ungeschlagenen Spitzenreiter Ulm - und nach der 1:2-Heimniederlage gegen den FC Homburg musste der erst zu dieser Spielzeit verpflichtete Trainer Alexander Schmidt, aus Dresden gekommen, gehen. Und Alfred Kaminski, 2018 zum Startschuss des neuen Zusammenschluss der SG Barockstadt Fulda-Lehnerz verpflichtet und nicht einmal ein Vierteljahr im Amt, übernahm interimsweise. Mit Erfolg in seiner Debüt-Aufgabe: im Hessenderby siegte der OFC beim leidgeplagten Hessen Kassel 1:0. Der erste dreifache Punktgewinn auf fremdem Platz in dieser Saison.

Schnelker: Einen Trainerwechsel nach 85 Tagen plant keiner

"Im Moment gilt es, sich auf das Wesentliche zu fokussieren", ergänzt Schnelker, "die Mannschaft muss sich ordnen, Stabilität finden und von Spiel zu Spiel denken." Einen Trainerwechsel nach nur 85 Tagen, "das plant natürlich keiner", betont der Pressesprecher. "Unserer Mannschaft sollte ein neuer Impuls gegeben werden." In diesem Zusammenhang ist es nichts Neues, dass sich der OFC zum Vollprofitum bekennt. "Wir sehen uns als Profiverein", sagt Schnelker. Die Infrastruktur ist gegeben. Seit jeher stützt sich der Kult-Verein auf eine stattliche Zuschauerzahl - der Schnitt liegt bei fast 6.500 - das Stadion fasst 20.500 Plätze, das Nachwuchsleistungszentrum am Wiener Ring liegt gleich nebenan, hinter dem Stadion gibt es weitere Rasenplätze.

Auch der Pressesprecher bemüht in der aktuellen Lage und in naher Zukunft Grundtugenden. Die da heißen harte Arbeit, Kampf und Leidenschaft. An Emotionen müsse man kratzen. Schließlich sei der OFC als Arbeiterverein bekannt. Einst galt Offenbach als Lederstadt. "Diese Tugenden sind bei uns verankert. Dass jeder die 180 Prozent auf dem Spielfeld gibt. Mit vollem Herz. Wie früher Hermann Nuber." Der Slogan laute: Gemeinsam zum Ziel. Dass die Kickers nach wie vor ziehen, ist jedem Fußball-Fan bewusst: Zum DFB-Pokal gegen den Zweitligisten Düsseldorf anfangs dieser Runde versammelten sich 16.700 Zuschauer - auch der Test gegen den 1. FC Köln, der Neuauflage des Pokalspiels von 1970 (der OFC gewann als Zweitligist mit 2:1), war bestens besucht.

Kaminski: Halte Dominik Rummel für einen guten Stürmer

Kommen wir zu Alfred Kaminski. Der lacht bei der Frage, wen er von der SG Barockstadt noch kenne. Er nennt Kapitän Patrick Schaaf, Tobi Wolf, Kevin Hillmann oder Leon Pomnitz. Natürlich auch Dominik Rummel. Der war zu seiner Zeit verletzt, "was ich sehr bedauert habe. Ich halte ihn für einen guten Stürmer". Fast drei Jahre leitete der 58-Jährige das Nachwuchsleistungszentrum des OFC, und bei der Einschätzung des Teams aus Fulda hält er sich bedeckt. "Ich konzentriere mich voll auf unsere Mannschaft und werde keine andere Mannschaft bewerten. Das Spiel am Freitagabend ist ein Punktspiel in der Regionalliga." 

Nur so viel lässt sich Kaminski entlocken. "Die SG Barockstadt spielt bis jetzt eine sehr gute Saison. Ich betrachte das sachlich. Wie sie ihre Punkte gesammelt hat, das ist schon gut." Deckungsgleich mit Pressesprecher Schnelker betont der Coach indessen: "Wir werden unsere Tugenden in die Waagschale werfen. Kampf, Leidenschaft, Einsatz." Erst sechs Trainingseinheiten konnte er mit der Regionalliga-Mannschaft absolvieren, "ich habe natürlich einen Eindruck. Ich vertraue ihr. Alles andere wird sich zeigen". Nahe dran an der Realität, fügt er an: "Es geht nicht um irgendwelche Einschätzungen, sondern darum, ein Spiel zu gewinnen." Nüchtern und pragmatisch wirkt er. Vielleicht liegt das auch ein Stückchen weit daran, dass er aus Mölln in Schleswig-Holstein stammt. (wk) +++



Alfred Kaminski
Foto: O|N-Archiv

X