Gedenkfeier
Die Luftschlacht über dem Seulingswald
Fotos: Gerhard Manns
28.09.2022 / BAD HERSFELD -
Vor genau 78 Jahren, am 27. September 1944, tobte über dem Raum Eisenach und Bad Hersfeld eine der dramatischsten und verlustreichsten Luftschlachten des zweiten Weltkrieges zwischen amerikanischen Bombern und deutschen Jagdflugzeugen, wobei deutsche Jagdflugzeuge 31 von 35 amerikanischen Bombern abgeschossen hatten. Ein ganzer Bomberpulk wäre vernichtet worden, wären nicht in letzter Minute herbeigefunkte US-Begleitjäger zu Hilfe gekommen.
Auszüge aus der Ansprache von Bürgermeister Wilfried Hagemann
"In der heutigen Zeit ist es nicht selbstverständlich, dass man sich der Vergangenheit erinnert. Nein, aus dieser hat man offensichtlich auch keine Lehren gezogen. Anders sind die politischen und wirtschaftlichen Vorgänge nicht zu erklären, welche uns aktuell begleiten, uns bedrohen, beängstigen, betrüben, Sorge bereiten. Erst recht sind wir dazu aufgerufen, zur Lehre und Mahnung an kriegerische sowie wirtschaftliche Konflikte, mahnend den Finger zu erheben.Unsere amerikanischen Freunde können wir an diesem Jahrestag leider nicht begrüßen. So schrieb uns das Ehepaar Jerry und Susie Pitmann am 24.09.2022, dass sie gerne an der Gedenkfeier in diesem Jahr teilgenommen hätten, aber aufgrund privater, räumlicher Veränderungen ihnen dies leider nicht möglich war.
Die Fliegergedenkstätte hier im Seulingswald ist ein Ort der Erinnerung, des erhobenen Fingers unseres gesellschaftlich staatlichen Miteinanders, dass es in einem vereinten Europa, in einem gemeinschaftlichen Weltgebilde, eigentlich nie wieder kriegerische Auseinandersetzungen geben sollte. Wir alle sind gefordert, Politik und Gesellschaft, unser Zusammenleben zu ordnen. Dies ist nur eine Bitte, hier und heute, an einen begrenzten Personenkreis. Ich bitte die Medien, die Anwesenden, dies entsprechend zu kommunizieren und zu publizieren.
Wir gedenken dem Initiator dieser einmaligen Gedenkstätte, Walter Hassenpflug, der am 26. Februar 2017 verstorben ist. Er hat diese Gedenkstätte aufgebaut und gepflegt. Seine persönlichen Schicksalsschläge haben diesen Ort zu seinem Lebenswerk gemacht. Er hat jedes Jahr Monate vor diesem Termin detailliert geplant, instruiert und umgesetzt. Wir verneigen uns vor Deinem Lebenswerk lieber Walter."
Der Bürgermeister schloss mit einem Zitat von Albert Einstein: "Was für eine Welt könnten wir bauen, wenn wir all die Kräfte, die den Krieg entfesseln, für den Aufbau einsetzen. Ein Zehntel der Energien, ein Bruchteil des Geldes wäre hinreichend, um den Menschen aller Länder zu einem menschenwürdigen Leben zu verhelfen. Beherzigen wir diese Worte und arbeiten in diesem Sinne gemeinsam", so Hagemann.
Frieden kann nur als internationale Aufgabe verstanden werden, die von jedem Einzelnen von uns die volle Unterstützung und das stetige Eintreten verlangt. Darum lassen Sie uns an dieser Gedenkstätte innehalten, um an das Geschehene zu denken. In Gedanken daran, dass solch schreckliche Dinge sich nicht wiederholen mögen. Hierdurch wollen wir unsere Achtung vor der Würde des Menschen einen sichtbaren und erkennbaren Ausdruck verleihen. Der Tod gehört zum Leben und hinterlässt schmerzliche Lücken. Doch noch schlimmer und durch nichts zu tolerieren ist der Tod durch Krieg.
Lassen Sie uns im Angesicht dieser Gedenkstätte die Hoffnung und den Glauben daran aufrechterhalten, dass diese Bilder nicht zur "Normalität" werden. Wir wollen nicht das Leid der Vergangenheit vergessen machen, wir wollen dafür sorgen, dass zukünftig kein neues Leid entsteht", so Noll. "Die Versöhnung mit den amerikanischen Bürgerinnen und Bürgern, und daraus entstandene Freundschaften, sollten uns in der Zukunft Kraft genug geben, um den Frieden gemeinsam als oberstes Ziel zu bewahren."
Der evangelische Pfarrer Dr. Michael Koktysz sprach ein Fürbittgebet, das Vaterunser und gab Gottes Segen. Trompetensoli gab es von Jürgen Sprenger und der blies die Musikstücke "Trumpet Voluntary", "Ich bete an die Macht der Liebe", "Taps", "Der Gute Kamerad", "Von guten Mächten" und zum Abschluss der Gedenkfeier das Stück "Nehmt Abschied Brüder". (Gerhard Manns) +++