Gesellschaftliches Großereignis

Vision ist in Erfüllung gegangen: "VILLA" für die Werke Franz Erhard Walthers

Gruppenbild: Gisbert Seng, Susanne Walther, Franz Erhard Walther, Ministerin Angela Dorn und OB Dr. Heiko Wingenfeld (von links).
Alle Fotos: Martin Engel

25.09.2022 / FULDA - In Anwesenheit von Angela Dorn, der hessischen Ministerin für Wissenschaft und Kunst, zahlreichen künstlerischen Wegbegleitern, Freunden und Persönlichkeiten aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens sind am Samstagnachmittag die Räume der "Schmittschen Villa" am Paulustor 4 in Fulda offiziell als Stätte für Werke des Künstlers Franz Erhard Walther übergeben worden (O|N berichtete bereits ausführlich).  Nach der Feierstunde in der Orangerie hatten die gut 250 Gäste, die aus der ganzen Welt gekommen waren, die Möglichkeit zur Besichtigung. Zudem gab es Häppchen sowie Musik von George Wagner und Klaus Schenk.



Der 83-jährige Bildhauer, Konzept-, Installations- und Prozesskünstler Franz Erhard Walther hatte sich im Vorfeld gerührt darüber gezeigt, dass ihm die Stadt Fulda die Ausstellungsräume überlasse. Zu sehen sind seine frühen Arbeiten aus der Zeit zwischen 1957 und 1964. Bis zum 30. Oktober sind die Räume für alle Kunstinteressierten kostenlos zugänglich. Das Projekt ist ein Gemeinschaftswerk von Stadt Fulda und der Franz Erhard Walther-Foundation.

Zur künstlerischen Aussage

Das Werk Walthers zeichnet sich seit den Anfängen seiner künstlerischen Praxis in Fulda während der späten 1950er Jahre durch eine radikale Offenheit aus, die zunächst Materialprozesse und später die Betrachterinnen und Betrachter als aktiven Teil der Werkentstehung einbezieht. Ausgehend von dem Konvolut der "Sammlung Seng" präsentiert die VILLA in wechselnden Werkpräsentationen mit Leihgaben aus der "Franz Erhard Walther-Foundation" und weiteren Leihgaben die Arbeiten, die Franz Erhard Walther in den späten 1950er und frühen 1960er Jahren produziert hat.

Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld hieß im Festsaal der Orangerie viele Weggefährten Walthers willkommen, darunter besonders Gisbert Seng, der von Beginn an das Talent des Künstlers erkannt und diesen unterstützt habe. Für die großen Anstrengungen, dass der seit Ende der 1990er-Jahre gehegte Traum eines Walther-Museums in Fulda nun endlich Realität werden könne, dankte er Susanne Walther, Vorsitzende der Franz Erhard Walther-Foundation, und Kuratorin Carolin Köchling. Ganz entscheidenden Anteil an Walthers Wirken habe auch Johanna Walther, die ebenso herzlich begrüßt wurde wie die früheren OBs Dr. Alois Rhiel und Gerhard Möller, der emeritierte Bischof Heinz Josef Algermissen, Bundestagsabgeordneter Michael Brand und die Landtagsabgeordnete Silvia Brünnel.

Historische Dimension

Wingenfeld sprach von einem "Tag mit historischer Dimension" und erinnerte an einen Brief, den Walther vor über 25 Jahren an den früheren OB Dr. Wolfgang Hamberger geschrieben und in dem er die Gründung eines solchen Museums angeregt hatte. Den städtischen Gremien sei es nunmehr letztendlich zu danken, dass die Vision unter Federführung des Architekten Stefan Koch und dank hoch engagierter Handwerker habe umgesetzt werden können. Walther sei in den Anfangsjahren seines Schaffens häufig auf kritische Ablehnung und Unverständnis gestoßen, habe dadurch aber neue Kraft geschöpft und sich noch radikaler seinem Werk gewidmet. Und er sei Fulda immer treu geblieben, "zumal sich Kunst nicht auf die Metropolen beschränken darf".    

Der OB würdigte zum einen das beharrliche Engagement von Susanne Walther, zum anderen die Rolle Gisbert Sengs, der Walther seit nunmehr 60 Jahren freundschaftlich verbunden sei. Der Restaurator habe in Fulda Orte kulturellen Lebens für jeden erlebbar gemacht. Zudem gebühre ihm das hohe Verdienst, Werke Walthers gesammelt und bewahrt zu haben, wie man in der VILLA sehen könne.

Das Museum sei ein Geschenk und eine Bereicherung für die Bürgerinnen und Bürger, zumal die Räume der "Schmittschen Villa" bislang noch nicht öffentlich zugänglich waren. Bis Ende Oktober ist der Eintritt frei, so Wingenfeld, der abschließend Walther zitierte: "Alle sind willkommen". Die VILLA solle ein Ort der Begegnung werden, um Kraft und Kreativität zu schöpfen. 

Ministerin Dorn nannte Walther eine "Schlüsselfigur der gegenwärtigen Kunst" sowie einen Visionär und Vorreiter. Die VILLA sei ein wahres Geschenk, das weit über die Barockstadt hinaus strahle. "Alle sind sich treu geblieben, das Ziel zu erreichen", freute sie sich und darüber, dass der Stadt Fulda nun ein neues Juwel hinzugefügt worden sei. Kunst müsse erlebbar und begreifbar gemacht werden und sei gerade in diesen problematischen Zeiten von hoher Bedeutung und Wirkung. 

Auch ging sie auf die künstlerischen Auseinandersetzungen um Walthers Werk zu Beginn der 1960er-Jahre in Fulda ein und nannte die letztendliche Versöhnung nach auch heftigen Debatten beispielhaft für aktuelle Diskussionen.

Susanne Walther dankte abschließend allen Beteiligten und erwähnte auch das Unverständnis, das Franz Erhard Walther zu Beginn in Fulda entgegengeschlagen sei. Johanna Walther sowie Helga und Gisbert Seng aber hätten stets an ihn geglaubt. Die VILLA stehe offen für freie Gespräche und solle besonders auch junge Menschen ansprechen. "Die VILLA sollte zu einem Teil ihres Alltags werden", so Walther.   

Öffnungszeiten sind Freitag und Samstag von 14 bis 20 Uhr und an Sonntagen von 11 bis 18 Uhr. Im ersten Monat bis 30. Oktober ist der Eintritt frei. Infos auch unter www.villa-few.com . (Bertram Lenz) +++




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