Gesicht der Feuerwehr Kirchheim

Ein Mann der klaren Worte: Feuerwehrchef Thomas Schneemilch verabschiedet

In Feuerwehrkreisen gilt Schneemilch als einer der Fachleute mit Weitsicht und Kompetenz.
Archivfoto: O|N/Hans-Hubertus Braune

28.09.2022 / KIRCHHEIM - Sein Wort hat Gewicht, seine Erfahrung ist gefragt: Die Rede ist von Thomas Schneemilch aus Kirchheim. In Feuerwehrkreisen gilt Schneemilch als einer der Fachleute mit Weitsicht und Kompetenz. Und er ist ein Mann der klaren Worte, er spricht Missstände an und entwickelt Ideen für die Zukunft der Feuerwehren.



Über 30 Jahre war Schneemilch in verschiedenen Führungspositionen bei der Feuerwehr Kirchheim in verantwortlicher Position tätig. 22 Jahre hat er die Geschicke der Autobahnwehr aus Kirchheim als Gemeindebrandinspektor geführt. Eine Feuerwehr, die immer wieder gerade auf den umliegenden Autobahnen A 4, A 5 und A 7 gefordert wird. Das Kirchheimer Dreieck und das unmittelbar angrenzende Hattenbacher Dreieck gehören zu den Knotenpunkten im deutschlandweiten Autobahnnetz mit rund 100.000 Fahrzeugen pro Tag.

Seit dem Jahr 1995 Autobahnfeuerwehr

Nicht von ungefähr spricht Schneemilch von der größten Herausforderung, als die Feuerwehr Kirchheim im Jahr 1995 zur Autobahnfeuerwehr ernannt wurde. Die Einsatzzahlen bewegen sind bei knapp 100 Einsätzen pro Jahr. Schwerpunkt bildet nach wie vor die Autobahn - gerade mit dem zunehmenden Verkehr und den Baustellen. Neben Kirchheim sind die Feuerwehren aus den Nachbarkommunen Bad Hersfeld und Niederaula sowie die Feuerwehr Obersuhl (Wildeck) für das Autobahnnetz im Landkreis Hersfeld-Rotenburg zuständig. Aber auch die technischen Hilfeleistungen sowie Wald- und Flächenbrände haben zugenommen.

Die Feuerwehr Kirchheim hat kürzlich einen Abrollbehälter Löschwasser beschafft, welcher auch überregional bereits wertvolle Dienste geleistet hat. Beim Hessentag im Jahr 2019 kam Schneemilch mit Kameraden aus dem Main-Kinzig-Kreis ins Gespräch. Dabei ging es um die Löschwasserversorgung auf den Dörfern. "Wir haben uns dann an der Bestellung von zwölf Abrollbehältern im Main-Kinzig-Kreis ebenso wie Flieden drangehangen", sagt Schneemilch und bewies damit Weitsicht.

Zukunftsthema: "Personal, Personal, Personal"

"Personal, Personal, Personal", sagt Schneemilch auf die Frage, welche Herausforderungen er in der Gegenwart und Zukunft der Feuerwehren sieht. "Die Arbeit ist technischer und anspruchsvoller geworden", sagt er über die Entwicklung der vergangenen Jahre. Für die Ausbildung ist deshalb mehr Zeit notwendig. Er ist mit der Unterstützung für die aktiven Feuerwehrleute nicht zufrieden. Die Anerkennungsprämien würden nicht ausreichen. Schneemilch denkt zum Beispiel an Rentenpunkte. Allerdings dürfen die Arbeitgeber nicht weiter belastet werden. Ein kleiner Handwerksbetrieb kann nicht die halbe Mannschaft für Einsätze freistellen, in Großbetriebe sei dies eher möglich. Vielmehr müsse sich das Land überlegen, wie ehrenamtliche Einsatzkräfte unterstützt werden können. "Es muss ein Mix sein, der nicht zulasten der Arbeitgeber geht", sagt Schneemilch.

Es gehe um Wertschätzung und Motivation von ehrenamtlich tätigen Frauen und Männer. Gerade in Zeiten, wo es das Ehrenamt an sich schwer hat. Das liegt weniger am Willen als an den allgemeinen Herausforderungen in Zeiten von Klimawandel, Energiekrisen und steigenden Kosten. Dabei bietet das Ehrenamt einen wichtigen sozialen Aspekt. "Die Kameradschaft hat mich über die Jahre motiviert", sagt Schneemilch. Als er im Hamburger Hafen ein Feuerwehrlöschboot steuern durfte, war das ein besonderes Erlebnis in seiner Feuerwehr-Zeit.

Eingeklemmte Frau aus brennendem Auto gerettet

"Ich habe schon immer sehr gern anderen geholfen", sagt der ehemalige Gemeindebrandinspektor, stellvertretender Ortsbrandmeister und Wehrführer. Dabei blieb ihm ein Einsatz besonders im Gedächtnis: "Auf der Gefällstrecke auf der A 4 am Eichhof war ein Audi von der Fahrbahn abgekommen und lag brennend in der Böschung. Eine Frau war im Bereich ihrer Füße im Auto eingeklemmt. Wir konnten sie brennend aus dem Auto schneiden und retten", sagt Schneemilch.

Die gute Entwicklung der Jugendarbeit motiviere ihn, auch weiterhin die Kameradinnen und Kameraden zu unterstützen. "Das habe ich auch meinem Nachfolger Andreas Schmier versprochen. Wenn er es will, bin ich da", sagt Schneemilch, der fast selbstredend auch auf Kreisebene mit viel Engagement in den verschiedenen Bereichen aktiv war und ist.

Beruflich war Schneemilch 40 Jahre unter anderem als Bauwerksprüfer bei Hessen Mobil beschäftigt und engagiert sich kommunalpolitisch in seiner Heimatgemeinde Kirchheim. Aktuell ist der Sozialdemokrat erster Beigeordneter und damit erster Vertreter von Bürgermeister Manfred Koch.

Ehrenamtlich nicht mehr zu leisten

Eine klare Meinung hat Schneemilch auch bei den stetig wachsenden Aufgaben der Führungskräfte. Die Aufgaben als Gemeindebrandinspektor seien ehrenamtlich nicht mehr leistbar. Das gelte auch für die Wehrführung ab einer bestimmten Größe. Der bürokratische Aufwand sei enorm. Die Einsatzdokumentation, die Nachbearbeitung von Einsätzen, aber auch die Ausbildung und die Beschaffung von Fahrzeugen, Geräten und Einsatzmaterialien nehme viel Zeit in Anspruch.

Goldenes Brandschutzverdienstabzeichen am Bande

Während der gemeinsamen Jahreshauptversammlung vor wenigen Tagen im Feuerwehrgerätehaus in Kirchheim wurde Thomas Schneemilch offiziell verabschiedet. Neben dem Kreisfeuerwehrverbandsvorsitzenden Thomas Specht und Kreisbrandmeister Udo Mohr lobten auch Heinrich Schenk für die politische Gemeinde und Thomas Finis Schneemilchs vielfältige Verdienste. Der Dezernatsleiter Brand- und Katastrophenschutz des Regierungspräsidiums Kassel ehrte Schneemilch mit dem Goldenen Brandschutzverdienstabzeichen am Bande. Die ehemaligen Kreisbrandinspektoren Tanja Dittmar und Jürgen Weingarten waren bei der Verabschiedung ebenfalls zu Gast. Auch der Stadtbrandinspektor Frank Göbel aus Schlitz dankte den Kollegen Schneemilch für sein Engagement. Ehre, wem Ehre gebührt. (Hans-Hubertus Braune) +++

Berichte und viele Ehrungen bei der Feuerwehr Kirchheim

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